Gute Frage! Ich habe die Reime tatsächlich nicht wahrgenommen und das liegt v.a. an drei Gründen:
1. Reime wirken ja ausschließlich durch den Klang. Wenn man jeweils den letzten Vers einer Strophe von drei bis fünf Versen reimt, laufen die Reime Gefahr, vergessen zu werden, bis das Reimwort auftaucht.. Das muss per se nichts Schlechtes sein und kann sogar als Stilmittel bewusst eingesetzt werden, wenn es z.B. den Inhalt unterstützt (hier verweise ich gerne auf das Gedicht von @Berthold -
Lichtblick, wo die Reime z.T. in sehr großem Abstand folgen). Ich denke auch nicht, dass dies in deiner Übersetzung ein Problem oder so darstellt, aber dann ist es durchaus möglich, dass die Reime überhört werden.
2. Da Reime, wie gesagt, Klangelemente sind, können sie ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie eingebunden sind in einem erkennbaren klanglichen Muster - also in einem Versmaß. Reime ohne Metrum wirken nicht wie Reime.
3. Nicht alle von dir genannten Reime sind tatsächlich Reime: "Saite" - "weinte" reimt sich nicht. Auch solche "Fast-Reime" (z.B. Assonanzen) sind alles andere als verboten, aber auch hier geht man halt das Risiko ein, dass das Gedicht als ein reimloses Gedicht gelesen wird.
Wenn du diese Reimform, bei der sich nur die Endsilben der Strophen reimen, besser zur Geltung bringen willst, kann ich dir Folgendes empfehlen:
1. Benutze nur Terzette (Strophen aus drei Versen), am besten mit gleicher Anzahl an Hebungen!
2. Schreibe in einem durchgehenden Versmaß - am besten erstmal Jambus oder Trochäus!
3. Achte darauf, wie deine Reimwörter klingen, ob sie sich wirklich reimen!
Nur als Beispiel mal zwei Strophen,
denen du entnehmen kannst,
dass es auch gereimter klingt.
Wenn du diese Tipps beachtest
und im festen Metrum reimst,
ist es fast, als wenn man singt.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. :classic_smile:
LG