Hallo
@Nesselröschen, Hallo
@SalSeda!
Zuerst eine Info: Ich schreibe die meisten Gedichte aus einem Gefühl heraus, die Bilder dazu kommen dann spontan und wenn sie sich richtig anfühlen, und für mich stimmig "klingen", dann verwende ich sie auch. Also analysiere ich hier als dritter, nach euch beiden, meinen eigenen Text genauer. Viel Gedanken mache ich mir vorher in den meisten Fällen nicht! (Was man manchmal merkt. )
Ok... mal sehen was ich da spannendes finde!
1.Absatz: Hier haben wir einen Typen sitzen, der aus einer Laune heraus, mit gelangweilter Miene, einem Insekt die Flügel ausreißt. Einem so abgestumpften, dem sogar das Schmerzempfinden abhanden gekommen ist, dass er einfach bereit ist sein Blut herzugeben um den Schmetterling damit zu locken. Mit der Farbe oder dem Duft, ich weiß nicht. Aber den Schmetterling würde ich hier eher sinnbildlich sehen. Er steht für all das Schöne und Gute. Für das verletzliche und flüchtige Glück. Für Frieden und Freude. All dies durch die Lethargie und Abgestumpftheit dieses Typen zerstört.
2.Absatz: Farbstaub der Schmetterlingsflügel auf den Fingern, hat keinen Geschmack auf den Lippen, im Mund ein wenig bitter. Könnten Metaphern sein für all die erbärmlichen Ablenkungen mit denen man sich in unserer Gesellschaft sinnlos betäuben kann. Die letzten beiden Sätze, vor allem der letzte: Sterben sie in Massen, bezieht sich schon nicht mehr auf den Schmetterling, sondern auf die Allgemeinheit der Masse. Sterben für Erkenntnisse die eigentlich von vornherein klar waren. Oder so...
3.Absatz: Die Zeit brennt zu Asche - mein Ich zerfällt in der Zitadelle zu Staub. Die Zitadelle steht hier wahrscheinlich als Sinnbild für die eigenen Verteidigungsmechanismen die man aufbaut, um das verletzliche wahre Ich darin zu schützen, dass aber hier zu Staub zerfällt, weil man nie herausgebrochen ist und sich mal jemandem gezeigt hat, wie man wirklich ist. Das ist echt kacke sowas! So fühlt man sich dann leer und dann Leben wird schal, weil man doch nie das macht, was man wirklich machen wollte.... Vision um Vision aus dem Leben aufgelöst. Hat andererseits auch was gutes. Träume in unseren Leben sollen die Richtung geben, sie realisieren lassen sie sich aber nach Vorstellung nicht.
4.Absatz: Flügel dünner als Papier.... also ich behaupte mal, dass man mit solch dünnen Flügelchen nicht hoch genug kommt, seinen eigenen Persönlichen Himmel zu erreichen. Wo keine Investition, da kein oder kaum Gewinn. Das Insekt steckt facettenreich fest... Insekten werden in vielen spirituellen Lehren, als dämonisch betrachtet. Man steckt in vielen sich eingefahrenen Gewohnheiten fest, obwohl diese einem nur aufhalten und man sie eigentlich am liebsten nicht hätte. An die Brunnen würde ich gerne die Leute führen, trinken müssen sie aber dann selber, heißt es doch. Man kann letztendlich niemanden dazu zwingen, seine schlechten Gewohnheiten aufzugeben, man kann nur zeigen wie es besser gehen könnte, der Rest liegt aber an einem Selbst. Als sei es das natürlichste der Welt - meine ich wohl das es der Natur egal ist was mit ihr passiert. Die Folgen tragen wir, nicht sie. Sie wird sich irgendwann von allem erholen, auch wenn es Hunderttausend Jahre dauern sollte. Wir tragen den Schaden, den wir ihr zufügen!
Amen! Vor mir der Wald. Das Amen ist hier als tief zynisch, schwarz-sarkastisches Siegel die Gedanken des LI zu schließen. Dem Gedanken gleich: Ja dann was das alles eben so... Vor mir der Wald, vor mir mein Leben: Undurchsichtig, düster, tief und finster.
Uff... ein langer Kommentar!
Das wären meine Gedanken zu meinem Geschreibsel!
Es gibt hier aber keine richtig oder falsch Interpretation! Und eure Analysen gefallen mir beide sehr! Vielen Dank das ihr euch die Zeit genommen habt, meinen Text zu studieren und ihn für euch zu übersetzen.
Ich liebe es deutungsoffen zu schreiben! Hab ich mir von den Lyrics der Band Neurosis abgeschaut! Wo alle Texte so gehalten sind, dass jeder sich ein eigenes Bild machen kann, und die Lieder so immer eine persönliche Bedeutung für einen Selbst gewinnen.
Danke fürs Lesen!
LG JC