Carolus
Autor
Über Beates Tulpen
Fünf Tulpen hat sie mir geschenkt,
zum Teil noch fest verschlossen.
Doch Tage drauf begannen sie,
die Blütenkronen zu entfalten.
Ein ruhig Gelb erschien, strahlend,
leuchtend wie von Sonnenlicht durchtränkt.
Wohltuend, warm für meine Augen,
solch ein Farbton aus blühenden Blättern.
In der Morgensonne vor offenem Fenster
das Bild erwachender, sich wölbender Blütenkronen,
Wechselnde Schatten und Licht vereinen sie
zu einem Tanz in reiner Schönheit.
Kein Maler, kein Stuckateur hätte jemals
solche barocken Formen einzigartigen Blattwerks
naturgetreu abzubilden vermocht.
Nach Tagen rollen jetzt sich erste Spitzen äußrer Blütenblätter ein. Bald leuchtet ihre Farbe
nicht mehr frisch wie beim ersten Auftritt.
Schon neigen die Lanzenblätter zu stumpfem Grün.
Nun mehren sich die Zeichen des Abschieds.
Tag für Tag verfolge ich das Hinwelken
ungewöhnlicher Schönheit, traurig,
weil solches allem Irdischen widerfährt.
Und doch verlassen diese Fünf ihr stilles Leben
in der Gewissheit, der Welt mit Hingabe
ein besonderes Leuchten geschenkt zu haben.
(Wohl dem, der es bemerkt!)