Carolus
Autor
Über die Endkontrolle von Worten
Worte lege auf die Zunge, bevor du sie
in den Luftraum eines anderen entlässt.
Sie könnten Vieles, einen Seelenfrühling,
ein Todesurteil und mehr zum Inhalt haben.
Wälze sie im Munde hin und her,
Zerkau, zerbeiß sie, wenn nötig,
prüfe, ob sie fad, bitter oder süß.
Vor allem die großen wie „Liebe“,
„Freiheit“ und weitere, die mit
blendenden Gewändern umkleidet,
die prüfe, klopfe ab mit der Checkliste
möglicher Fragen auf ihre Wahrhaftigkeit.
Auch die kleinen lasse nicht
außer Acht. Schon ein- wie zweisilbige
können -wiederholt- die Atmosphäre vergiften.
Worte sind Pfeile, einmal von der
Sehne geschnellt, können sie
eine ganze Welt mit neuen Farben
und Empfindungen erschließen
wie die goldenen Pfeile des
göttlichen Bogenschützen,
sie können auch unheilbare
Verletzungen durch Gift bewirken.
Daher prüfe, bevor du Worte
in den Atemraum anderer schickst,
womit du die Spitzen deiner Pfeile
bestrichen hast.
Reaktionen und Wirkungen wahrzunehmen,
steht auf einem anderen Blatt.