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Cornelius

Autor
Ein Mensch sitzt unterm Lindenbaum.
Um ihn versinken Zeit und Raum.
Er ist vertieft ins Zeitungslesen.
Da schwebt ein leicht geflügelt Wesen
an ihn heran. Er achtet's nicht,
wie ihn ein kleiner Stachel sticht.
Die durstige Anopheles
trifft zielgenau in sein Gesäß.
 
Wohl erst nach einer halben Stunde
bemerkt er die empfangne Wunde,
will sie mit Salbe rasch betupfen.
Zwei Tage später hat er Schnupfen.
Er wird vom Fieberfrost geschüttelt,
vom Husten heftig durchgerüttelt.
Als er nach Wochenfrist genesen,
kann ruhig er wieder Zeitung lesen.
 
Er macht fortan sich's zum Gesetz,
stets in ein fein geknüpftes Netz
die Parkbank und sich selbst zu hüllen,
um die Maxime zu erfüllen,
dass sommers niemals ungeschützt
man lesend unter Linden sitzt.
 
Das Beispiel wird bald imitiert.
In jenen Sommerwochen ziert
ein Netz von Netzen die Alleen.
Beim Baden, beim Spazierengehen
trägt jeder, der was auf sich hält,
bei sich sein schützend Mückenzelt.
Man streckt nicht einmal mehr die Nase
ganz ohne Deckung aus der Gaze.
 
Als dann die goldnen Äpfel reifen,
wird's Zeit, die Hüllen abzustreifen.
Man kann nach endlos langen Tagen
sich unbenetzt nach draußen wagen,
denn auf die sommerliche Schwüle
folgt nun des Herbstes linde Kühle.
Doch schon im nächsten Sommer drohen
uns wieder neue Neozoen,
und jene Mücken, die wir kannten,
sind unversehens Elefanten...
 
Hallo, Cornelius
 
Also ich find's sehr gut, konnte es mir so richtig vorstellen und darüber lachen.
Auch beim Lesen, keinen Stolperer. Ist ganz mein Ding.
LG Pegasus
 
  • Pegasus
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