Hallo luisaw,
ich habe gerade eigentlich keine Zeit mehr, aber ich denke, dafür reicht sie noch. :grin:
die Wirkung der 'Verdichtung'?
Ich bin mir nicht sicher ob ich es richtig verstanden habe.
Dichtung - Gedicht - dicht - dichter- Dichter - im Sinne von 'Verdichten'. Im Sinne von 'die Dinge auf den Punkt bringen'. Es geht ja immer auch darum, die größtmögliche/bestmögliche Wirkung bei Lesern zu erzielen, den Leser zu 'erreichen', dessen Verstand und auch dessen Gefühle. Die Botschaft also 'zum Leser zu transportieren' und sie dort 'wirken zu lassen'. Es geht darum, Gefühle und Gedanken beim Leser 'auszulösen', zu 'bewirken'. Es ist oft ein Irrtum, der weit verbreitet ist, zu denken, dass man z. B. das Wort 'Trauer' oder 'Traurigkeit' hinschreiben muss.Nein, es geht darum, Worte so zu setzen, so zu verwenden, dass der Leser beim Lesen - traurig
wird. Dafür zu sorgen, dass er 'mitfühlt', mit'leidet', 'dabei ist', bei dem, was im Text geschieht.
Stell dir vor, du schreibst ein Gedicht, in dem ein 'Lyrisches Ich' etwas erlebt. Also ein Gedicht in der 'Ich-Erzählform'. Das Lyrische Ich, nennen wir es 'Max Mustermann' erlebt etwas unglaublich trauriges. Dann kannst du viele Details im Gedicht anführen, du kannst die Umgebung beschreiben, in der sich Max befindet, welche Kleidung er trägt, welches Wetter ist, ob er sich in einem Haus aufhält oder draußen, im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer, wie Max aussieht, welche Haarfarbe er hat, u.v.m.
Dabei würdest du aber Gefahr laufen, dass sich der Leser in zu vielen Details 'verliert'. Dass die 'Kernbotschaft' den Leser nur noch 'nebenbei' erreicht, weil all die Ergänzungen den Leser zu sehr 'vom Eigentlichen ablenken'. Dadurch kann ein Gedicht viel an 'Wirkung' verlieren, die 'Trauer', um die es geht, kommt so weniger oder sogar kaum noch beim Leser an.
Eine Geschichte lässt sich, anders als bei einem Gedicht, leichter mit mehr Details ausschmücken. Aber auch da gilt, wie bei Gedichten, 'das rechte Maß der Dinge', kommt es auf die Länge der Geschichte an. Je länger, desto mehr Details sind möglich, aber es gibt immer ein 'zuviel'. Ab einem gewissen Punkt 'verliert' man den Leser, weil dieser sich in den Details verliert und das, worum es im von mir erwähnten 'Kern', der 'Kernbotschaft' geht, aus dem 'Sinn' verliert, der Leser verliert den 'Kontakt', den emotionalen Bezug.
Darum ist 'Verdichten', mit weniger Wörtern mehr 'sagen', so wichtig. Das meine ich mit 'Intensität', mit der 'Kraft der Kernbotschaft'. Diese wirkt, von den Details befreit, ganz von alleine und wirkt sehr stark, weil sie die Details - gar nicht braucht.
Sie kann 'alleine bestehen', ihre Botschaft an den Leser übermitteln - und die 'Kernbotschaft' ist hier, in deinem Gedicht, richtig gut, richtig 'stark'. Das war also durchaus ein Lob von mir, das mit in meinem Kommentar steckte.
Es gibt
notwendige Details - diese dienen dem Verständnis des Lesers, die müssen sein. Damit er verstehen kann, worum es überhaupt geht. Verdichten bedeutet,
überflüssige Details wegzulassen, Details, die 'die Geschichte, die Botschaft'
nicht braucht.
Ich hoffe, jetzt ist es ein bisschen klarer für dich. :smile:
LG,
Anonyma