Ein sehr treffendes Gedicht, das so offensichtlich unaufgeregt im Tonfall daherkommt, es aber in sich hat, liebe Letreo!
Dadurch wirkt das Gesagte aber umso mehr und die Botschaft kommt sehr geradlinig rüber und sozusagen unverdünnt bei mir an.
Der Titel "Uneins" ist m.E. perfekt gewählt, denn um genau dieses Gefühl geht es im Gedicht: da schafft die Kommunikation die Verbindung nicht mehr...oder es ist anders herum und die Verbindung, die fehlt, lässt keine gelungene Kommunikation mehr schaffen. Das fühlt sich reichlich verfahren an und kann in einer Beziehung für viel Leid sorgen.
und dich deshalb auch nicht sputest,
nach der Worte Kern zu suchen,
Wenn diese Bereitschaft, den anderen in der ihm eigenen Sprache verstehen zu wollen, fehlt, wird es eng. Oft ist es da am besten, sich als Paar professionelle Hilfe von außen - quasi einen Dolmetscher - zu holen. Und oft wird dort dann klar, dass die vielen gegenseitigen Kränkungen, die meist aus der eigenen Verletztheit entstehen, und die verfahrene Situation viel leichter aufzulösen sind, als man befürchtet hatte. Leider aber verharren viele in diesem von dir sehr treffend beschriebenen Muster.
Harmonie kann dann nicht mehr erzeugt oder wiederhergestellt werden. Und besonders fies ist, wenn das Gegenüber sich dann passiv-aggressiv einem Gespräch verweigert:
meinst du:“ Es wär nichts gewesen.
Wozu dann das Federlesen?“
Wie will der Partner dagegen ankommen? Eine Situation, die weit ernster ist, als das doch relativ lakonisch verfasste Gedicht auf den ersten Blick vermuten ließe...lediglich die Kullertränen, die jeden (!) Morgen fallen, sind ein Indiz. Vielleicht sogar eines, das so beinahe "nebenbei" als Einleitung präsentiert wird, weil das LyrIch es zu verdrängen versucht...das sehr liebe Wort "Kullertränen" deutet das für mich jedenfalls an.
Alles das steckt in diesem Gedicht - das muss man so erst mal hinbekommen! Da ist ein Beziehungsstatus, der sich an einem kritischen Punkt befindet (und das schon länger), in einer Tiefe beschrieben und derart auf den Punkt gebracht - Respekt! Und dass das Ganze ohne (unnötiges) Wortbrimborium oder gezielte Gefühlsaufladung geschieht, finde ich umso beeindruckender!!!!
Ein starkes Gedicht!
Sehr gerne gelesen! Dem LyrIch würde ich gerne ein Taschentuch reichen und ein Zettelchen mit der Telefonnummer eines guten Paartherapeuten 😉
Liebe Grüße,
fee