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Unter schmalem Himmel

  • Homo_Ingenuus
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Unter schmalem Himmel
 
 
Millionen Fäden schweben von der Decke
und flechten sich hinein in graue Platten,
verfangen sich in Blech und Plastik, ziehen
verklebte Netze über jede Ecke.
 
Vom Licht gezeichnet hängen fette Schatten
an Wänden, die vor noch mehr Fäden fliehen
und monoton aus ihrer Mitte knistern
verkalkte Stimmen durch das trockne Holz...
 
Doch müde lächelnd lauschst Du der Scharade
und denkst an nichts, um alles zu vergessen -
du willst in Frieden leben, unterdessen
 
stehn and're für dich auf der Barrikade,
und hinter einer schützenden Fassade
zerbricht dein zitternd' Herz, von Angst zerfressen...
 
Hallo Kügelchen
 
ich danke dir sehr für diesen ausführlichen Beitrag und für die Mühe, die du dir dabei gemacht hast. Deine Interpretation macht mir Hoffnung, dass das Gedicht doch nicht so unverständlich ist, wie ich dachte, da sie meiner Intension sehr nahe kommt. Aber darauf werde ich im Folgenden noch näher eingehen - das bin ich einen so fleißigen Kommentator ja schuldig.(lächel)
 
Die Metrik stimmt wohl, so wie es aussieht. - Ich wollte wenigstens das ordentlich machen, wenn schon das klassische Reimschema so leiden muss. Es freut mich auch, dass du das Sonett als "lebhaft" bezeichnest und nicht als "erdrückt" von den ganzen formalen Regeln. :roll:
 
Deine Gedanken waren sehr wertvoll für mich - du hast einiges erkannt, was ich auch so vorgesehen hatte, aber auch ganz neue Ansichten geschildert. - Das gefällt mir.
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Ich möchte gerne mit den Terzetten anfangen, da du diese absolut nach meiner Intension gedeutet hast:
Und hier lese ich ein klein wenig Gleichgültigkeit heraus' date=' aber ich traue es mir fast nicht zu schreiben. /quote'
"Gleichgültigkeit" - Das ist ein sehr guter Punkt, fast genauso gut ist, dass du dich fast nicht traust, es zu schreiben. Ich wollte in den Terzetten keinen der beiden Extreme beschreiben. (Ich meine einerseits den aktiven Widerstandskämpfer, der vor nichts zurückschreckt, um gegen eine korrupte/totalitäre Regierung zu kämpfen und dafür sein Leben aufs Spiel setzt und andererseits den überzeugten Mitläufer, der die Regierung unterstützt, sich von der Propaganda beeinflussen lässt und vielleicht sogar Teil von ihr ist.) Ich meinte hier einen Menschen, der nicht von der korrupten Regierung überzeugt ist, der aber einfach nur Frieden will. - Er traut sich nicht, sich in den Straßenkampf zu stürzen und heuchelt stattdessen täglich ein gewisses Maß an Überzeugung, um nicht ins Visir von Denunzianten (oder ähnlichen) zu geraten. Er schafft sich also eine schützende Fassade, um vor der Regierung sicher zu sein, und dadurch in Frieden leben zu können, auch wenn draußen kein Frieden ist. Doch hinter seiner Fassade hat er Zweifel an dem Krieg, der da draußen tobt, und sorgt sich sehr die Menschen, die ihr Leben riskieren, ja, er versinkt in Scham, dass er nicht mitkämpft und für sie sogar als überzeugter angehöriger der verhassten Regierung da steht. Ich weiß nicht genau, in wie fern ich das jetzt verständlich beschrieben habe, da die Motive eines solchen Menschen vielleicht nichtgut nachvollziehbar sind, aber ich habe mir Mühe gegeben. 😳
 
Der Mauerbau ist ein gutes Stichwort. - Zuerst wollte ich das Gedicht darauf aufbauen lassen (Thema: DDR), aber dann ist das ganze etwas abgeschweift und jetzt eher allgemein zu sehen. So auch die Quartette: Deine Gedanken dazu habe ich sehr gerne gelesen, Kügelchen, auch wenn ich etwas anderes dabei gedacht habe. Aber in den Terzetten steckte meine Hauptintension, und die hast du erkannt.(lächel)
Die Quartette sollen also gewissermaßen nur die desolate Situation beschreiben, die in der Welt des lyr Ichs herrscht und eine Grundlage für die Terzette darstellen, für sein Verhalten und das der Straßenkämpfer. Dadurch sind sie vielfältig zu deuten, was auch gut ist, wie ich finde. Vielleicht denkt sich so jeder Leser seinen Teil zu den Quartetten und wenn er dann die Terzette richtig deutet, dann verstärkt sich die Wirkung noch. - Das hoffe ich zumindest.(schmunzel)
 
Also nochmal: Ich danke dir sehr für deinen Beitrag, dafür, dass du dir so viele Gedanken gemacht hast und natürlich für dein Lob.(lächel)
liebe Grüße
flamme
 
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Ein altes, verstaubtes Werk gilt es zu reanimieren!
Abgesehen von den beiden Kommentaren oberhalb interpretiere ich dieses folgendermaßen:
- "Millionen Fäden", so stelle ich mir die Gesamtheit des Widerstandes gegen das vorherrschende System vor.
Nach dem Motto "Ein Faden alleine hat keine Zugkraft". Sie infiltrieren und flechten ein Netzwerk an jeder Ecke der materialistischen Bevölkerung, das die "schwachen" Menschen auffängt. Nicht im Sinne von "gefangen" jedoch bleiben sie im Widerstandsnetz "hängen".
 
- "fette Schatten" könnten jene oberen Regierungsindividuen sein, die vom "Licht (des Widerstand) gezeichnet" sind. Sie fliehen und verbarrikadieren sich. Doch halten sich "monoton" mit "verkalkten" Stimmen an jener ihrer Herrschersmacht fest.
 
- Die letzten beiden Verse sind für sich sprechend, behandeln sie doch den angsterfüllten a) Mitläufer oder b) Pazifisten, die mental entweder die eine oder die andere Seite unterstützen. Für einen Kampf jedoch sind beide zu feige...
 
joa, soviel mal von meiner Seite
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  • Homo_Ingenuus
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