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Verschwiegenheit

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Verschwiegenheit
 
Ein eisern’ Schließfach pries mir Sicherheit:
"Schieb deine Sorgen sorglos durch den Schlitz.
Zur Sicherungsverwahrung stets bereit,
bewahr' ich jede Art von Geistesblitz."
 
"Zu gern!" hab ich gedacht und dicht gemacht,
gelacht und bot nur noch in meinem Fach
all meinen Sorgen, die mich Tag und Nacht
verborgen um Verstand gebracht, ein Dach.
 
Beständig füllend, aber niemals leerend
verlernte ich, die Gründe zu verstehen.
Verschwiegenheit zu üben ist verheerend,
die Folgen kann ich heute Abend sehen.
 
Doch innig liebend lasse ich dich ein,
der Schließfachschlüssel sei von nun an dein.
 
Hey Quicksilver,
 
zu lange schon weilt dein Werk hier unbemerkt^^
Der Titel zog mich schon direkt zum Thread hin. Und ich wurde nicht enttäuscht von meiner Erwartung.
Ein schönes Gedicht mit einer noch schöneren bildlichen Ebene. Eisenschloss und Schlüssel. Immer wieder sehr romantisch und ästhetisch. Und in deinem Fall sogar Abwechslungsreich.
 
Die ersten 2 Strophen durchgängig im Jambus ohne Fehler.
Die dritte Strophe im Trochäus und die letzte wieder im Jambus.
 
Das macht sich echt gut für die letzte Strophe, weil der Auftrakt in der letzten Strophe, nach der weiblichen Kadenz am Ende der dritten Strophe, sorgen für eine kleine Unterbrechung, wodurch Zeit zum Luftholen bleibt, um den Höhepunkt am Ende verdauen zu können.
 
Das Ende der 2. Strophe ist allerdings etwas hart. Weil dieses "ein Dach" ist in keinem direkten Zusammenhang zur restlichen Strophe, die einen einzigen langen Satz darstellt. Dadurch hat dieses kurze "ein Dach" so einen zusammenfassenden Charakter.
Das wirkt so nüchtern und kalt, wo der Rest so warm und romantisch scheint. Das lässt einen echt kurz unschön stocken.
 
Das ist jetzt aber echt nur die Kritik, die von mir einer bekommt, wenn jemand technisch einfach schon ein alter Hase ist ^^
 
Ein wahrlich kurzweiliges Gedicht,
weiter so =)
 
 
Es grüßt dich,
der Revolvermann
 
Hallo Alex,
 
wie kommst du darauf, dass die 3. Strophe im Trochäus ist?
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Auch hier ist es ein jambischer Pentameter, jedoch mit weiblicher Kadenz. Das ist dem Inhalt und der Formvorgabe des Shakespeare-Sonetts geschuldet.
 
Das Dach am Ende der 2. Strophe hat doch eindeutig einen Bezug zum Rest der Strophe. Das lyr. Ich "bot nur noch in seinem Fach all seinen Sorgen, die ihn Tag und Nacht verborgen um Verstand gebracht, ein Dach."
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Zugegeben ist dies ein gewöhnungsbedürftiger und langer Satz, aber ich finde, er transportiert recht gut die Fülle, die dahinter steckt. Das Stocken danach, obwohl nicht metrisch bedingt, ist durchaus gewollt, denn danach wirkt ein weiblicher Einfluss.
 
Es freut mich, dass du mal wieder Zeit gefunden hast, mir ein paar Zeilen zu hinterlassen.
 
Ich hoffe, dir geht es gut.
 
Danke für den Kommentar und Gruß
von
Quicksilver
 
ich kann und möchte hier nur inhaltlich was anmerken.
Verschwiegenheit hat ja mehrere Facetten. Hier ist wohl die Verschlossenheit gemeint, das Wegsperrenn von Gefühlen. Umso überraschender ist die plötzliche einhundertachtziggradige Wendung in den letzten beiden Zeilen. Vermutlich ist dies Teil einer inhaltlichen Vorgabe des Sonetts, die mir hier aber zu unmotiviert erfolgt.
LG
Perry
 
Hallo Perry,
 
zu dieser für dich plötzlichen Wendung führt in meinen Augen die gesamte 3. Strophe hin. Vor allem die letzten beiden Verse. Unmotiviert ist es keinesfalls, denn schließlich kommt hier Einsicht ins Spiel aufgrund der bösen Folgen. Vielleicht habe ich es hier aber auch übertrieben.
 
Danke für deine Anmerkung.
 
Gruß
von
Quicksilver
 
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Quicksilver, dein Gedicht spricht mich unheimlich an - das liegt höchstwahrscheinlich an meiner derzeitigen Situation... dass ich den Inhalt so gut nachempfinden kann! :mrgreen: Doch nicht nur das - wie cyparis schon schrieb: sehr bildlich, melodisch - kraftvolle, aussagekräftige Bilder!
 
Ein in meinen Augen wunderbares Gedicht, an dem nichts erzwungen oder unnatürlich wirkt.
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Grüße
eva
 
Liebe Cyparis,
 
nichts ist übertrieben an diesem Gedicht!
Nicht der Entschluß zur Verschwiegenheit (der wird seine Gründe gehabt haben!), nicht die Erkenntnis, daß Verschwiegenheit eben doch nicht der Weisheit letzter Schluß !) ist, und nicht das Handeln nach der Erkenntnis.
Daß die Verschwiegenheit nicht ganz aufgelöst wird - welch ein Bekenntnis an die Liebste, der der Schlüssel überreicht wird!
 
Dein Gedicht ist in meinen Ohren sehr lautmalerisch, sehr gekonnt und melodisch, gar melodiös. Ich möchte nichts ändern.
 
Dein Kommentar ist Wasser auf meinen Mühlen. Es freut mich, dass dies Gedicht genau so bei dir ankam, wie ich es erhofft habe. Es hat sich gezeigt, dass dies jedoch nicht bei allen der Fall ist. Damit kann ich umgehen und weiss auch die Gründe hierfür, schließlich kommt das Gedicht an einigen Stellen recht kantig daher, obwohl das Metrum stimmt.
 
 
Hallo eva,
 
auch dir danke ich sehr für deine überschwenglichen Worte.
 
Ich wünsche dir, dass du ebenfalls einen passenden Schlüsselmeister gefunden hast
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Viele Grüße
von
Quicksilver
 
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