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von vätern und söhnen

  • Perry
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Perry

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als jungs spielten wir auf dem sandplatz die landung
der alliierten an der küste der normandie nach lasen
laut die namen der gefallenen auf dem kriegerdenkmal
 
später schoss ich im wald mit schrot ein wildkaninchen
bereits während des sprungs färbte sich das fell rot
noch im schlaf hörte ich seine schreie als echo im kopf
 
wird ein sohn geboren pflanzt der vater einen baum
stirbt der erzeuger stellt sein sproß ein kreuz aufs grab
friedhöfe sind selbst an flirrenden tagen kalte orte
 
Lieber Perry, ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, wie das alles zusammen hängt und tue mich ein wenig schwer damit, die dritte Strophe in einen Bezug zu den anderen zu setzen.
Vielleicht sind meine Überlegungen auch ganz andere, als die Deinen.
 
Strophe eins und zwei erzählen für mich von der Glorifizierung des Tötens vs der Realität.
Ich dachte an Kriegspropaganda, der wir heute eigentlich überall begegnen und von der sich Menschen schon immer leicht verführen ließen. Jubelnd zogen sie in den Krieg, um Helden zu werden und fanden doch nur menschliche Abgründe, dass Grauen, den Tod.
In Strophe Zwei erschießt der Junge/das Mädchen ein Tier, ohne Sinn oder Anlass und hat später schwere Gewissenbisse.
Wie ich es gelesen habe, geht es um die Traumatisierung, die eben schnell einsetzen kann, wenn ein Mensch tötet und sei es auch "nur" ein Tier.
Also begegnet er sozusagen schon im ganz Kleinen der Realität und merkt das nichts Großartiges daran ist, ein Leben zu nehmen.
Weil es nicht so sauber und klinisch abläuft, wie uns Kriegspropganda, Filme etc. gern erzählen. Die Mär vom "sauberen Krieg/chirurgischen Schlägen" wird uns ja gern erzählt.
Bis hierhin kann ich Dir folgen und mir gefällt es auch sehr gut.
Aber ich weiß nicht so recht worauf Du damit hinaus möchtest, im Kontext der anderen Strophen, auch wenn ich ihren Sinn allein verstehe.
Und mir gefällt sogar die letzte Zeile am allerbesten, im gesamten Gedicht. Weil ich diese Stimmung ganz wunderbar nachvollziehen kann.
 
Ein bisschen Kritik habe ich auch noch.
Ich weiß das es Dir um die Zeilenlänge ging, aber das wirkt ein bisschen holperig auf mich und hat mich aus dem Lesefluss gerissen.
 
 
[QUOTE='Perry]der alliierten an der küste der normandie nach lasen
[/QUOTE]LG
 
Hallo Yue,
danke fürs Einlassen auf die sicher nicht ganz einfachen Bilder und die Gefühlsreaktionen, die sie hervorrufen können.
Ich hatte übrigens die letzte Strophe zuerst am Anfang stehen, sie aber dann wegen ihrer zusammenfassenden Aussage und dem Titel(rück)bezug ans Ende gesetzt.
Was den Inhalt anbelangt, reflektiere hier (autobiografisch angelehnt) die Kriegserlebnisse meines Vaters und assoziere mögliche Auswirkungen auf meine Kindheit sowie eine (spekulative) Übertragung auf allgemeine Vater-Sohn-"Beeinflussungen."
Was den Lesefluss anbelangt, setze ich manchmal bewusst auf sogenannte "Breaks", um dadurch Aufmerksamkeit auf das Folgende zu erzeugen, zugegeben natürlich auch, um manchmal eine Zeile zu füllen.
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LG
Perry
 
Danke für die Erklärung.
Ist Dein Titel eventuell an den Film "Unsere Mütter, unsere Väter" angelehnt?
Den habe ich nämlich erst kürzlich auf Netflix gesehen. Das ist ein Dreiteiler, der auch schon im Fernsehen lief, wo ich ihn aber leider verpasst habe.
Unter diesem Aspekt betrachtet, wirkt der Text natürlich noch einmal anders und dann ist die dritte Strophe auch verständlicher.
Das muss sehr schwierig für diese Generation gewesen sein, den richtigen Umgang mit diesem Thema zu finden, gerade im Kontext mit ihren Kindern.
Nicht wenige haben damit zu kämpfen gehabt. Ich habe mal ein Interview mit Sigmar Gabriel gelesen, dessen Vater ja ein überzeugter Nazi gewesen ist.
Der hatte da auch schwer dran zu knabbern.
Aber selbst jenen die keine fanatischen Anhänger waren, haben schlimme Erlebnisse, Traumatisierungen u.ä. mitunter große Schatten geworfen.
Krass welche Auswirkungen diese Ideologie noch lange nach ihrem Untergang geworfen hat und wie viele Familien darunter gelitten haben.
 
Nochmals danke, für die Denkanstöße und das Teilen.
 
Hallo Perry,
 
mein Vater war Jahrgang 1913. Bereits vor der Machterschleichung bei der Reichswehr. Später Kriegsteilnehmer bis zuletzt, schrieb noch Durchhaltebriefe aus Jugoslawien als daheim in Bamberg schon die Amis standen. Geriet dort (Jugoslawien) in Gefangenschaft, floh, wanderte durch halb Europa zurück. Blieb auch bis zuletzt ein wenig Nazi, obwohl er als Beamter sicher denselben Eid auf die Bundesrepublik geleistet hatte, wie ich auch. Muss dann sein dritter Eid gewesen sein: der erste auf die Weimarer Republik, der zweite auf den Führer, der dritte auf die Bundesrepublik.
 
Ich wurde ungeplant und sehr spät 1964 geboren, kurz vor seinem 52 Geburtstag. Meine Mutter dachte mit 44 (damals medizinisch betrachtet viel zu alt) über eine Abtreibung nach. Mein Vater rettete mir eventuell das Leben, indem er für diesen Fall mit Scheidung drohte.
 
Ich habe Erinnerungen an meinen Vater, aber ich würde nicht behaupten ihn zu kennen. Ich weiß von seinem Pflichtbewusstsein und seinen rigiden und hohen moralischen Ansprüchen. Aber ich weiß z.B. nicht, ob er gerne Musik hörte und falls ja, welche. Ich weiß nur, dass er auf Rock'n'Roll verständnislos herabsah. Ich weiß, wie er es verabscheute als Diabetiker chronisch krank zu sein (kein vollwertiger Volksgenosse mehr, sondern schwach?) und von der verbissenen Sorgfalt, mit der er die Krankheit über die notwendige Diät wenigstens kontrollieren wollte. Er konnte wohl nicht anders.
 
Ein einziges Mal hatte ich für Sekunden den Eindruck, er lässt mal die Hosen runter. Ich hatte ihn auf eine harte verbale Reaktion gegenüber meiner Mutter angesprochen. Er sagte "Wenn Du besonders weich bist, macht das Leben dich halt besonders hart." Hat mir damals sofort eingeleuchtet, obwohl ich nur ein Teenie war. Ging mir wohl schon manchmal ähnlich.
 
ich glaube "das Leben" - insbesondere im Krieg - hat meinen anfangs wohl sensiblen und idealistischen Vater ziemlich verbogen. Dass er seinen Idealismus ausgerechnet den Nazis verschrieben hat ist natürlich besonders bedauerlich. Ich bin froh, dass wir (die Jahrgänge ca. 1950 - 1970) dieses europäische Unglück nur indirekt über die Nachwirkungen auf unsere Eltern abbekommen haben. Kein Wunder, dass die Kriegsgeneration uns alle für Weicheier und lebensuntüchtig hielt, weil wir eben nicht so hart werden mussten und uns instinktiv dagegen wehrten, so hart gemacht zu werden.
 
Meine ältere Schwester hat erzählt, sie hatte einen sehr liebevollen wenn auch manchmal strengen Vater, mit dem sie viel Spaß hatte. Das änderte sich für sie erst, als sie anfing, sich für Jungens zu interessieren (muss wohl Anfang der 60er gewesen sein). Wir müssen wohl selbst erst älter und vielleicht sogar Eltern werden, um herauszufinden, dass unsere Eltern auch "nur Menschen" waren bzw. sind. Und nicht die Halbgötter unserer Kleinkindheit.
 
LG
 
Ruedi
 
Hallo Ruedi,
da haben wir viel gemeinsam, mein Vater geriet zum Schluss des 2. Weltkriegs in der Normandie in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Zum Glück war das kurz vor Kriegsende, sodass ihm die Deportation nach Amerika erspart geblieben ist. Wir konnten nie offen drüber sprechen, aber wir fanden auch so als Erwachsene einen guten Draht zueinander. Ob ich an seiner Stelle ebenfalls auf Menschen hätte schießen können, weiß ich nicht, aber ich denke, dass sein Schicksal meine Lebenseinstellung geprägt hat.
Danke für den Gedankenaustausch und LG
Perry
 
  • Perry
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