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Vorm Pflegeheim

  • Buchstabenenergie
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Der Tag novembergrau. Und grau das Haar
der Frau im Rollstuhl vor dem Pflegeheim.
Sie raucht. Und macht vielleicht sich einen Reim
auf all die Menschen hier auf dem Boulevard.
 
Mir scheint, besonders alt ist sie noch nicht.
Ein kleiner Seitenblick: Ihr fehlt ein Bein.
Die Ärmste, denke ich. Ach, Schwesterlein.
Wie traurig so ein Leben voll Verzicht.
 
Es kommen Leute, und sie gehn vorbei.
Sie lächelt, grüßt – doch keiner grüßt zurück.
Was können sie denn für ihr Missgeschick?
Den Leuten ist sie gänzlich einerlei.
 
Dann sieht sie mich. Sie lächelt wie im Glück.
Ich trete auf sie zu, reich ihr die Hand.
Sie lacht mich an - als seien wir bekannt.
Und rollt zufrieden in das Haus zurück.
 
[QUOTE='Angelika]Dann sieht sie mich. Sie lächelt wie im Glück.
Ich trete auf sie zu, reich ihr die Hand.
Sie lacht mich an - als seien wir bekannt.
Und rollt zufrieden in das Haus zurück.
[/QUOTE]Eigentlich eine traurige reale Situation, die dennoch ein schönes einfaches Finale aus dem Leben hat. Mir gefällt es sehr gut Angelika.
 
Lieber Nils,
 
ja, eine sehr traurige Situation. Die Menschen in den Pflegeheimen sind die Vergessenen der Gesellschaft. Sie sind untergebracht, haben ein Dach über dem Kopf, zu essen und ansonsten nichts als Langeweile, ohne Kontakt zur Außenwelt. Im Grunde ist das Leben nur noch ein Warten auf das Ende. Darüber wird nicht gesprochen, aber es zeigt die Kälte der Gesellschaft für die, die ihr nicht mehr nützen. Und wir wissen doch, auf jeden von uns kann das Pflegeheim warten. Danke, Nils, für deinen verständnisvollen Kommentar.
 
Lieben Gruß, Angelika
 
Hallo,
ich melde mich erst heute zu Wort, da ich Deinen
Vers erst gerade gelesen habe.
"Warm, satt, trocken war gestern !",
ich stehe auf dem Standpunkt, wir Angehörigen,
wir Älteren mit Kindern müssen den Pflegeheimen
Dampf machen !!!
Ich möchte so betreut werden, wie diejenigen,
die mich betreuen auch betreut werden möchten !
Wenn sie älter sind.
Aber keiner möchte älter werden, daher
darf man nicht alt werden.
Oder ?
Ich aber möchte alt werden und
in Würde mein Alter tragen.
Daher pro A l t e r !!!
LG Volker
( ehemaliger Heimleiter )
 
Sehr schöner Text.
Den Charakter einer Gesellschaft erkennt man daran wie sie mit Alten und Schwachen umgeht, da gibt es hier bei uns noch sehr viel Luft nach oben. Vielen Dank das du meinen Blick für einen Moment auf die alte Dame gelenkt hast.
Sehr gerne gelesen
 
Hallo Angelika
 
Gefällt mir sehr gut mit all seinen Facetten. Spiegel der Gesellschaft. Die leidgeprüfte Frau die noch so viel Wärme versprüht. Und du als empathisches Wesen, wie du es vorlebst und in Reimform mit uns teilst.
 
Danke.
MfG
 
 
  • Buchstabenenergie
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