Carolus
Autor
Wandel im Herbst
Stürme reißen bunte Blätter
von den Zweigen. Wirbelnd
tanzt das Blattwerk einen Reigen,
bevor es sich zu Humus wandelt.
Bäume winden sich,
schmucklos, kahl,
peitschen mit ihren Ästen
einen ergrauten Himmel.
Mit ihrem Kampf zerfallen
Sommerfreuden in Weiß,
in Gelb, vor allem in Rot
in einem Augenblick, da ihnen
Kälte und Erstarrung droht.
Liegen nicht in der Spanne
zwischen dem Aufstieg der Sonne,
ihrem Zenit und Niedrigstand
Zeiten des Blühens, Reifens und Erntens?
Enthalten sie nicht jedesmal
die Möglichkeit für uns,
den Zwiespalt zwischen Schönem
und Hässlichen, zwischen Hassen
und Lieben zu erfahren?
Wachsen wir nicht in vielen Jahren
in stetem Wandel weiter, schreiten voran
auf einem Weg zu uns, der hinter,
der vor uns, der noch in der Zukunft liegt,
der uns die Chance gibt, Übles zu verzeihen,
um zuversichtlich neu zu beginnen?
Gleich einem Baum, dem in kalter Zeit
die Hoffnung vielfach knospet,
um im Frühjahr aufzubrechen?