Vielen Dank, Lichtsammlerin, für deine Analyse und die Verbesserungsvorschläge! :classic_smile:
das sind starke Worte, und du beschreibst sehr gut wie mensch sein eigenes Schicksal besiegeln kann...
LI sieht in jedem Anfang bereits das Ende kommen und ruft es damit förmlich herbei. Lebt nicht in der Gegenwart sondern nur im Vielleicht. Genauso, wie es mit der Angst ist.. vielleicht ruht auch die Angst des Verlustes dahinter.
Ja, das ist dann eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn man immer das Schlimmste von den Menschen erwartet, wird man auch nur das Schlimmste sehen. Da ist es wohl wichtig, sich von den eigenen Erfahrungen zumindest so weit zu lösen, dass man nicht den Nächsten als Appendix der Vergangenheit sieht. Sonst hat man wohl keine Chance auf Glück.
Das LD hat im Grunde keine Chance das LI zu überzeugen, oder im Hier und Jetzt zu halten. Es soll "gewarnt sein". Damit werden Geschehnisse unabdingbar und absolut, das Ende ist determiniert vom LI selbst, tragisch, könnte man sagen. Aber wohl nicht selten..
Deine Schlussfolgerung ist mehr als plausibel und ich danke dir für den tiefen Blick in die psychologischen Vorgänge, die wohl tatsächlich im Gedicht verborgen sind. Manchmal ist es wohl auch der bequemste Weg, dem Anderen keine Chance zu lassen. Dann wird man wenigstens nicht enttäuscht, weil man es von Anfang an wusste.
Auch scheint das LI sich selbst als Täuschung zu sehen, als könne das LD nicht wirklich am LI als Mensch interessiert sein, sondern lediglich auf dessen Fassade hereinfallen. Wenig Selbstwertgefühl..
Es ist wohl ein Teufelskreis. Andere enttäuschen einen, dann verliert man Selbstachtung und enttäuscht lieber Andere, ehe man zulässt, erneut enttäuscht zu werden.
Und vielleicht wirst du mich hassen - ------> vielleicht wirst du mich dann hassen
Grundsätzlich denke ich, dass man "vielleicht" auch auf der zweiten Silbe betonen kann und dann würde es passen. Aber du hast schon recht, dass man dies ein wenig gegen die eigene sprachliche Intuition machen müsste. Daher gefällt mir dein Vorschlag so gut, dass ich ihn übernehme, obwohl mir das "dann" nicht ganz gefällt. Aber Kompromisse muss man wohl auch eingehen. Danke! :classic_smile:
warum jetzt nicht eigentlich? ------> warum nicht jetzt eigentlich
Warum eigentlich? :wink:
Sorry für den blöden Wortwitz. Was ich eigentlich meinte: Warum meinst du, dass man es so nicht stehen lassen kann? Aus meiner Sicht kann man es genau wie die anderen Verse betonen: XxXxXxX
Noch bin ich nur eine Hülle. ----> Doch ich bin nur eine Hülle.
Ich denke, das kann man metrisch so lassen und da ich das "noch" recht wichtig finde, will ich es auch so beibehalten. Aber danke für deinen Vorschlag, der, was die Aussprache anbelangt, tatsächlich ein wenig eleganter ist.
niemals hätt ich dich gewarnt. ----> ich hätt dich ja nicht gewarnt
Da sehe ich jetzt auch kein Problem:
Niemals
hätt ich
dich ge
warnt.
Es wäre natürlich spannend zu erfahren, was das LD dazu sagt, aber irgendwie würde es auch das ganze Gefüge, die eng gestrickte Welt vom LI und dem Leser vermittelte Ansichten auf den Kopf stellen.
Das wäre in der Tat auch ein spannendes Gedicht. Vielleicht werde ich mal irgendwann ein Antwortgedicht schreiben. Andererseits neige ich auch zu der Schlussfolgerung, dass das Gedicht durch die Verschränkung auf den Blickwinkel des LI wirksamer ist.
Cool! Das freut mich sehr. :classic_smile:
LG