Hallo April,
du hast mich gebeten, etwas zu deinem neuen Gedicht zu sagen.
Erlaube mir, dass ich mich wieder auf die Form und die Sprache konzentriere. Der Inhalt scheint ja ohnehin gut anzukommen.
Ich finde, gegenüber deinem vorigen Gedicht hast du große Fortschritte gemacht. Du hast dein Gedicht im Paarreim geschrieben, in saubere Strophen unterteilt, und die Verse zumindest mal in ähnlicher Länge.
Die beiden wichtigsten Dinge an denen du jetzt als nächstes arbeiten könntest, sind:
1. Saubere Reime
2. Vermeidung von Inversionen (im Satzbau)
Ich versuche es zu erklären:
1. Folgende Reime sind "unreine Reime":
Gedanken / Verlangen,
Freunde / versäume,
absperren / abklären,
Die Silben klingen nur ähnlich, sollten aber identisch sein. Im Rap ist das völlig ok, im klassischen Gedicht wird es nur in Ausnahmefällen benutzt - als Stilmittel.
Und das ist ein Spitzenreim: Chance / Nuance !!
Es gibt auch ein Problem mit dem Reim "bestimmt / erklimmt", nämlich, dass an dieser Stelle eigentlich "erklommen'" grammatikalisch richtig wäre. Manchmal wünscht man sich's so sehr, dass es sich reimt ;-).
2. Beispiele für Inversionen - ich sag mal ungewöhnliche/verdrehte/gekünstelte Satzstellungen sind folgende:
- meine Gesundheit sich wehrt,
- die Welt mir den Rücken kehrt.
Das sind korrekte Halbsätze, aber eigentlich nur, wenn z.B. noch ein Wörtchen davor steht wie z.B. "wenn". Ansonsten schriebe man "wehrt sich" und "kehrt mir den Rücken".
Diese Inversionen entstehen, wenn man zu sehr darauf fixiert ist, auf die Verben zu reimen; dann braucht man sie halt immer hinten.
Wenn du diese beiden Dinge beim nächsten Mal besser machst, wird das Gedicht noch besser.
Der Weitere Weg wäre dann:
3. auf Betonung und metrische Strophen achten.
Aber fang ruhig mal mit 1. und 2. an ;-).
LG Lé.