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Textarbeit erwünscht wie ein dieb

Der/die Autor/in wünscht sich konkrete Rückmeldungen zur Textgestaltung.
  • Claudi
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Auf dem weiten Platz verloren sich die Menschen;
nur ein paar ältere Herren standen vorne
an den großen Spielfeldern, sannen
über Ihren nächsten Zug.
 
Ich dachte an Hannes,
an die langen trunkenen Nächte,
die tickende Uhr, 
das Klopfen der hölzernen Schachfiguren,
und an den Tag, als ich erfuhr,
dass sein Vater nie gestorben war - 
der Doktortitel falsch,
das ganze Leben eine Lüge.
 
An diesem warmen Spätsommertag
sah ich in deine strahlenden Augen,
du hattest dich auf mich gesetzt,
deine Haare glänzten,
und die Brüste fielen weich -
ich wurde unruhig, und meine Hände wild.
 
"Du musst dich nicht wie ein Dieb
hereinschleichen und mich berauben.
Ich bin doch da!", sagte sie 
und nahm meine Hände.
 
Hi Sali,
 
ich finde ja auch, dass das ein schönes "was auch immer" ist - geschicht/gedicht, ganz egal ...
 
Gruß Lé.
 
Hi, Lé,
 
Meine Gedanken dazu: Hannes könnte das LI selbst sein, jemand, der nicht glauben kann, dass - nach all dem Falschen, Aufgesetzen - diese Frau auf ihm echt ist und bleibt, ohne dass er dafür irgendetwas Anstrengendes tun muss?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Rita Lin,
 
gemeint war die Geschichte etwas anders, ,(was nichts heißt ;-)) aber auf jeden Fall als "doppelte" Spiegelung.
 
"Hannes" ist ein Hochstapler in Sachen Freundschaft, einer der nicht glauben kann, dass er, so wie er ist, eine Freundschaft wert ist, und darum versucht er sie sich zu stehlen.
 
Das LI macht aber in diesem Moment der Nähe mit seiner Liebespartnerin das Gleiche. Er kann nicht loslassen, versucht, "jemand" zu sein  - sagt sie ;-).
 
Gruß Lé.
 
Hallo Lé,
vier Strophen.
Die ersten zwei dienen als Kulisse für die anderen.
Nur wahre Liebe ist echt.

 
... und manchmal ist der Kopf nicht da wo die Hände gerade sind....
 
und es steckt noch so viel mehr in diesem Gedicht.... der weite Platz.... die alten Männer.. in jeder Zeile ein sprechendes Bild.
LG
 
Hallo Sali, hallo Carlos,
 
sicher ist jedenfalls, dass uns die kluge Frau am Ende etwas wichtiges sagen will ;-).
 
Die ersten drei "Strophen" werden damit erlöst und eingelöst.
 
Gruß Lé.
 
Hallo @Létranger,
 
das ist eine hinreißende Geschichte, packend, liebevoll und für mich mit Gänsehauteffekt. Auch wenn ich es noch nicht ganz durschaue, aber das ist nicht so wichtig. Ich lasse die Bilder gerne noch wirken und wünsche LI, dass es sich glücklich schätzt!
 
Lieben Gruß, Letreo
 
Lieber Lé,
 
du hast den Text vertrauensvoll in meine Hände gelegt und ich fühle mich ausgesprochen wohl damit. Gerne lasse ich dich wissen, was meine Leserinnenfantasie daraus gemacht hat:
 
Auf dem weiten Platz verloren sich die Menschen;
nur ein paar ältere Herren standen vorne
an den großen Spielfeldern, sannen
über Ihren nächsten Zug.
 
Der weite Platz, auf dem sich Menschen verloren, steht für den Lebensraum des LI. Die alten Männer symbolisieren alte Verhaltensmuster. Es ging immer ums vorausschauende Planen, um zeitnah ein Ziel zu erreichen.
 
Ich dachte an Hannes,
an die langen trunkenen Nächte,
die tickende Uhr, 
das Klopfen der hölzernen Schachfiguren,
und an den Tag, als ich erfuhr,
dass sein Vater nie gestorben war - 
der Doktortitel falsch,
das ganze Leben eine Lüge.
 
Die Erinnerung an Hannes, den Mann mit dem gleichen Verhaltensmuster, das das LI später auf enttäuschende Weise als verlogen entlarvt hat, macht das LI nachdenklich. Es hat sich verliebt und möchte die Frau seines Herzens gerne für sich gewinnen und stellt sich die ersehnte Situation vor:
 
An diesem warmen Spätsommertag
sah ich in deine strahlenden Augen,
du hattest dich auf mich gesetzt,
deine Haare glänzten,
und die Brüste fielen weich -
ich wurde unruhig, und meine Hände wild.
 
So könnte es sich entwickeln, wenn das LI die nächsten Züge klug kalkuliert. Aber jetzt kommt es zum Bruch in dem alten Denkmuster. Es stellt sich vor, wie das berechnende Handeln auf das LD wirken könnte und wird durch seine innere Stimme gewarnt:
 
"Du musst dich nicht wie ein Dieb
hereinschleichen und mich berauben.
Ich bin doch da!", sagte sie 
und nahm meine Hände.
 
Wunderbar! Ein Lernprozess kam in die Gänge, und ich bin sicher, dieses Mal wird die Schachuhr nicht gebraucht, und das LI kann sich ohne Erfolgsdruck auf die Begegnung einlassen. 
 
So gefällt mir dein Gedicht am besten, und ich bin gespannt auf die von dir gedachte Version (auch wenn ich meine jetzt nicht mehr hergebe).
 
War mir ein großes Vergnügen mit deinem schönen Gedicht!
 
LG Claudi
 
Hi Claudi,
 
das Gedicht erzählt, oder besser skizziert, eine Geschichte, die wesentlich aus (meinen) Erinnerungsbruchstücken zusammengesetzt ist, einzelne Szenen, die ich so oder ähnlich gesehen oder erlebt habe.
 
Nur die Story, die sie jetzt erzählen, ist nicht mein Leben, sie ist völlig neu, und das Ende ist, wie du vermutest, fantasiert.
 
So kann man also sagen, dass deine Art das Gedicht zu lesen, sehr stimmig ist, und dass ich sie sehr sympathisch finde.
 
LG Lé.
 
Ach es reizt mich einfach nach wie vor.
Meine erste Interpretation ist verbrannt, darin lag der Schwerpunkt auf " die Leere die man versucht zu füllen durch stehlen, nehmen und geben, die Zeit zu füllen, etc etc.  
Nun auf ein ganz ganz neues im Jetzt, das alte kann der Wind als Asche verwehn.
 
Dieses Gedicht führt mich heute mal in die Welt des Denkens und der Gedanken:
S1Z1
Gedanken verlieren sich..... in der Weite
fast wie  ein Zustand des gedankenlos sein. Frei offen, wie ein unbeschriebenes Blatt.
S1Z2/3/4
 Denken: zielgerichtet, kalkulieren, scharf, klar usw
Das LI Denken greift hier ein Bild auf (Gedanken lassen sich leicht ablenken, hinlenken, Gedanken greifen auf)
das Schachspiel  führt die Gedanken zu einer Erinnerung(sind auch Gedanken) in:
S2
trunken: ein schönes Wort  trunken vor-ertrunken- ertrinken-betrunken sein
Denken wie im Sinnesrausch
weiter:
Illusion =ein falsches Gedankengebäude: Täuschung/Enttäuschung-falsch gedacht- gedankenlos hingenommen-etwas vorgaukeln 
 
S3:
LI Gedankenreise geht weiter, Gedanken sind ja beweglich - schnell- oft flüchtig- sich in Gedanken etwas ausmalen- in einen Gedanken verbeißen- 
S4 :
ahh nach wie vor die schönste, so umfassend
(ich bleibe aber brav weiter in beim Thema Denken!)
wie ein Dieb in der Nacht: heimliche Gedanken, gestohlene Gedanken, die Gedanken von anderen nehmen
ich bin doch da: Das Ich ist mehr als seine Gedanken - mit den Gedanken wieder ins hier und ins jetzt kommen. mit den Gedanken da sein wo man gerade ist-in Gedanken da sein
 
und nahm meine Hände:
Gedanken die in die Hände gehen werden zu Handlung-
durch das Handeln / in der Handlung werden Gedanken manifest/ real / sichtbar
Gedanken zeigen sich im Tun
 
Meine kleine Reise ist zwar noch nicht vollständig aber hier zu Ende.
Ich hoffe dass Enya bald wieder einen Interpretationsfaden eröffnet, damit  meine Gedanken nicht nur durch Gedichte fliegen müssen.
 
Liebe Grüße Lé,
Sali
 
 
Lieber L'étranger,
subtil, inhaltsstark, tiefgründig und metaphorisch zugleich - und was mir besonders zusagt ist die Deutungsvielfalt, die sich schon allein durch unterschiedliche Betrachtungen ergibt.   Sehr gerne gelesen. LG Elmar
 
Lieber Lé,
 
eine Sache noch:
 
Nur die Story, die sie jetzt erzählen, ist nicht mein Leben, sie ist völlig neu, und das Ende ist, wie du vermutest, fantasiert.
 
du glaubst doch nicht ernsthaft, wenn du es nicht klarstellst, käme ich auf die Idee, dich mit dem LI gleichzusetzen? Nein, das verbietet sich selbstredend. 
 
LG Claudi
 
Lieber Lé,


 


eine Sache noch:


 


 


du glaubst doch nicht ernsthaft, wenn du es nicht klarstellst, käme ich auf die Idee, dich mit dem LI gleichzusetzen? Nein, das verbietet sich selbstredend. 


 


LG Claudi
 
Hi Claudi.
 
Nein, das habe ich selbstverständlich nicht vermutet, dass du den Autor (m)eines Gedichtes nicht vom LI unterscheiden kannst.
 
Es stört mich nur immer wieder mal, wenn ich lese, dass Texte hier (selbstverständlich  nicht von allen) anscheinend einvernehmlich zwischen Autor und Kommentator  als persönliche Mitteilung des Autors verstanden werden. Je nach Inhalt des Gedichts erhält der Autor dann Mitleidsbekundungen, Mitgefühl, Schulterklopfen oder Schelte für seine vermeintliche Position oder Weltanschauung.
 
Zumindest für mich und mein Schreiben kann ich nur sagen: so will ich mein Schreiben nicht verstanden wissen!

Ich habe diese meine Position nicht von Anfang an so klar verstanden. Am Beginn meines Schreibens dachte ich noch, dass ich über persönliche Vergangenheit und manchmal Gegenwart schreibe, vom Inhalt nur durch ein bisschen Zeit getrennt.
 
Aber das kritische Feedback erfahrener Schreiber  - sie warfen mir dann in der Regel Effekthascherei oder Selbstmitleid vor  - hat mir allmählich klar gemacht, dass auch diese Form der Bekenntnislyrik fiktiv, d.h. erfunden ist.
 
Wenn einer Gedichte und irgendwelche Texte schreibt, und diese Texte hinterher öffentlich  macht, dann handelt es sich immer um ein Bekenntnis, das für Leser gedacht ist, und dafür gestaltet, geschönt, zensiert, ergänzt, maskiert, verfälscht ....
 
Selbst wenn die Texte noch autornahe und authentisch wirken, sie sind immer Kunstprodukte, die sich den mitfühlenden, aber auch den kritischen Augen der Leser stellen.
 
Darum halte ich es für richtig, ausnahmslos jeden Text so anzusehen, als ob die darin vertretene Person oder Sache, nicht mit dem Autor identisch ist.
 
Manchmal  drängt es mich halt, das zu schreiben, auch wenn es nicht als direkte Antwort  zu verstehen  ist ;-).
 
LG Lé.
Ach es reizt mich einfach nach wie vor.


Meine erste Interpretation ist verbrannt, darin lag der Schwerpunkt auf " die Leere die man versucht zu füllen durch stehlen, nehmen und geben, die Zeit zu füllen, etc etc.  


Nun auf ein ganz ganz neues im Jetzt, das alte kann der Wind als Asche verwehn.


 


Dieses Gedicht führt mich heute mal in die Welt des Denkens und der Gedanken:


S1Z1


Gedanken verlieren sich..... in der Weite


fast wie  ein Zustand des gedankenlos sein. Frei offen, wie ein unbeschriebenes Blatt.


S1Z2/3/4


 Denken: zielgerichtet, kalkulieren, scharf, klar usw


Das LI Denken greift hier ein Bild auf (Gedanken lassen sich leicht ablenken, hinlenken, Gedanken greifen auf)


das Schachspiel  führt die Gedanken zu einer Erinnerung(sind auch Gedanken) in:


S2


trunken: ein schönes Wort  trunken vor-ertrunken- ertrinken-betrunken sein


Denken wie im Sinnesrausch


weiter:


Illusion =ein falsches Gedankengebäude: Täuschung/Enttäuschung-falsch gedacht- gedankenlos hingenommen-etwas vorgaukeln 


 


S3:


LI Gedankenreise geht weiter, Gedanken sind ja beweglich - schnell- oft flüchtig- sich in Gedanken etwas ausmalen- in einen Gedanken verbeißen- 


S4 :


ahh nach wie vor die schönste, so umfassend


(ich bleibe aber brav weiter in beim Thema Denken!)


wie ein Dieb in der Nacht: heimliche Gedanken, gestohlene Gedanken, die Gedanken von anderen nehmen


ich bin doch da: Das Ich ist mehr als seine Gedanken - mit den Gedanken wieder ins hier und ins jetzt kommen. mit den Gedanken da sein wo man gerade ist-in Gedanken da sein


 


und nahm meine Hände:


Gedanken die in die Hände gehen werden zu Handlung-


durch das Handeln / in der Handlung werden Gedanken manifest/ real / sichtbar


Gedanken zeigen sich im Tun


 


Meine kleine Reise ist zwar noch nicht vollständig aber hier zu Ende.


Ich hoffe dass Enya bald wieder einen Interpretationsfaden eröffnet, damit  meine Gedanken nicht nur durch Gedichte fliegen müssen.


 


Liebe Grüße Lé,


Sali


 
 
Liebe @SalSeda
 
Für mich ist es immer wieder ein Erlebnis, dir anlässlich meiner Texte in den Kosmos deiner kreativen Deutungen zu folgen ;-).
 
Danke, Lé 
 
Hi Lé,
 
 


Es stört mich nur immer wieder mal, wenn ich lese, dass Texte hier (selbstverständlich  nicht von allen) anscheinend einvernehmlich zwischen Autor und Kommentator  als persönliche Mitteilung des Autors verstanden werden. Je nach Inhalt des Gedichts erhält der Autor dann Mitleidsbekundungen, Mitgefühl, Schulterklopfen oder Schelte für seine vermeintliche Position oder Weltanschauung.


 


Zumindest für mich und mein Schreiben kann ich nur sagen: so will ich mein Schreiben nicht verstanden wissen!


 
 
ne, ich auch nicht. Das geht gaaaaar nicht und ist Regel Nr. 1 bei Textkritiken: Der Autor ist nicht mit dem LI gleichzusetzen. 
 
LG Claudi
 
  • Claudi
    letzte Antwort
  • 17
    Antworten
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