Hi Onegin,
wenn ich Dein Werk richtig deute, dann entwickelt es sich vor dem geneigten Leser zu einer fast kommunistischen Utopie der Brüder und Schwesterlichkeit, in der ohne Ansehung von Stand und Dünkel der Fokus auf der Begegnung, auf dem Augenblick liegt.
Der Einstieg in den "Kaninchenbau" gelingt durch die wirklich ausgenommen frappierenden Gleichnisse am Anfang schon sehr gut: Eine Straße sein, die nicht einsehbar ist, ein farblich abgesetzter Querbalken! Da schwingt etwas mit von Abenteuer, von Urvertrauen, sich treiben lassen, aber auch von bunter Individualität. Das Bild der zwei hohen Fenster, das Bild des Schuhs im Regen - offen, lichterfroh, neugierig, verspielt.
Sodann schwenkt der Fokus auf die Umgebung, in der die Leichtigkeit des Moments, des Lebenskünstlers, des "Hans im Glück" eingekehrt ist und alles anmalt und verschönert. Da ist auch eine Sehnsucht nach Ferne, nicht nur nach Heimat: Bilder wie das Tram-Ticket könnten das andeuten. Sehr verspielt flattern die Gedichte von den Kleiderstangen und man kann noch wie bei den damaligen Dörflern im Sudetenland, in Ostpreussen, in Siebenbürgen mit einem Taubenei zahlen...
Ganz besonders gelungen finde ich die Schlusszeile: Hinter der Windschutzscheibe, ein Blumenstrauß! Das ist fast schon eines deiner berühmten "Haikuartigen" in einem Langgedicht versteckt, das für mich Stimmung von Unschuld und Naturverbundenheit und einem fast urbewußten Urvertrauen vermittelt. Es gefällt mir sehr gut, auch und gerade der Verlust der Unschuld, der vor den zwei großen Kriegen begann..
mes compliments
Dionysos