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Feedback jeder Art Wie früher an der Volks(Grund)schule gestraft wurde!

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  • Elisabetta Monte
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Ich habe in meinem Leben viel seelischen Ballast mit mir herumgeschleppt und es gelang mir nicht, alles über Bord zu werfen, was mich belastete. Aber durch das Aufschreiben und veröffentlichen kann man unter manches einen Schlussstrich ziehen und hat dann endlich Ruhe vor ihm.
 
Viele Strafmethoden fasse ich unter dem Oberbegriff Demütigung zusammen. Ich war ein recht guter Schüler und habe auch schnell begriffen. Aber ich war nicht immer gut vorbereitet und auch sehr schlampig und nachlässig. Wenn ich dann eine schlechte Note auf eine Schularbeit bekam, wurde ich vor versammelter Klasse heruntergemacht und als der größte Dodel hingestellt. Selten bekam ich für gute Leistungen ein Lob.
 
Ich habe manche Watschen (Ohrfeigen) ausgefasst, weil ich wieder etwas nicht dabei hatte oder eine Hausaufgabe vergaß. Eine dreißigjährige Lehrerin ist mir noch in guter Erinnerung. Sie kam oft schlecht gelaunt und gereizt in die Schule. Gut unterrichtete Kreise unserer Klasse wussten aber, dass sie Partnerschaftsprobleme hatte. Den Frust hat sie dann an den Schülern ausgelassen. 
 
Sehr beliebt war das sogenannte am Pranger stehen. Wenn man etwas ausgefressen hatte, musste man die ganze Stunde an der Tafel stehen und durfte sich Gedanken darüber machen, was für ein verruchter Hund man war. Beliebt war auch das Nachsitzen. Obwohl ich einen weiten Schulweg hatte, den zu Fuß bewältigen musste, trat ich oft meinen Heimweg eine Stunde oder länger nach dem Unterricht an.
 
Einmal mussten alle Knaben wegen einer ruchlosen Tat, die ich aber vergessen habe, nachsitzen und langweilten sich mit sinnlosen Strafarbeiten. Als die beaufsichtigende Lehrerin das Klassenzimmer kurz verließ, nützten das drei Deliquenten und hauten ab. Die Lehrerin nahm das gelassen zur Kenntnis. Am nächsten Tag aber bekam jeder Ausreißer eine kräftige Watschen von ihr und musste eine Woche lang jeden Tag zwei Stunden nachsitzen. '
 
Ganz selten haben Schuler von zu Hause einen Rückhalt gehabt, wenn sie ungerecht behandelt wurden. Meistens setzte es zusätzliche Strafen, wenn man sich den Eltern anvertraute.
Ich erzähle nun den Fall P. P***** war ein älterer Lehrer der die Angewohnheit hatte, unbotmäßige Kinder am Kinn zu packen,  um dann den Kopf hochzureißen. Er trug stets im Unterricht einen weißen Mantel, den wir stets mit Tinte bespritzten, wenn er sich umdrehte. Er lehrte Mathematik und Geographie und er war ein guter Lehrer, bei dem ich viel gelernt habe. Eines Tages war das Maß voll und er tobte wegen der Tintenspritzer. Die Mädchen wurden unter Druck gesetzt und sie verpetzten alle Jungen, die an der Tintenspritzerei beteiligt waren. Ich war auch dabei. Die Strafe war ein Karzer und die Androhung einer schlechten Betragensnote. Ein Mitschüler wurde aber rechtzeitig krank (sic!) und konnte die Schule wochenlang nicht besuchen. Dafür besuchte sein Vater unseren Direktor und erzählte ihm von den Übergriffen des Lehrers P.  Mein Mitschüler ging straffrei aus und der Lehrer war im nächsten Jahr nicht mehr an der Schule.
 
Im Jahreszeugnis bekam ich eine Zwei in Betragen. Das war sehr schlimm. Noch schlimmer wäre eine Zwei in Religion gewesen. Meine Schwester ging an dieselbe Schule und ist zwei Jahre jünger als ich . Ihrer Klasse wurde ein kleines Gedicht zu schreiben aufgetragen. Meine Schwester hat ein loses Mundwerk, auch heute noch. Sie dichtete: Du liegst mir im Herzen, du liegst mir im Sinn, wie ein stumpfer Besen in der Mistlache drin.  Das hat den Lehrer dermaßen erzürnt, dass auch sie eine Zwei in Betragen ausfaßte.  
 
Sie kam vor mir nach Hause und die Standpauke unserer Mutter gipfelte in der Behauptung: Bei deinem Bruder gäbe es sowas nicht. Ich bin dann auch mit einem Zweier in Betragen nach Hause gekommen. Die Stimmung war an diesem Tag im Keller.
 
In meinen letzten Schuljahren habe ich viele LehrerInnen kennengelernt, die alle seltsame Marotten hatten, was das Strafen anbelangte. Ein Lehrer hieß bei uns Schülern 'Der wilde Mann'. In unserem Lesebuch gab es eine Kurzgeschichte gleichen Namens und die musste man abschreiben, wenn man etwas ausgefressen hatte. Versierte Schüler hatten diese Abschriften auf Vorrat  und tauschten sie gegen Entgelt auch mit anderen Schülern, wenn die Handschrift es zuließ. 
 
Bei einem anderen Lehrer musste man 'Die Bürgschaft' von Schiller auswendig lernen. Ich kann noch heute alle Strophen dieser Ballade. Eine fragwürdige Methode, denn vielen Kindern wurde die Liebe zur Literatur frühzeitig ausgetrieben. 
 
Bei einem anderen Pädagogen bekam man Turmrechnungen als Strafarbeit. Man bekam eine Zahl vorgegeben. Die musste man mit 2, dann mit 3, bis 9 multiplizieren und dann von 2 bis 9 dividieren. Unten musste dann die vorgegebene Zahl herauskommen. In der Klasse kursierten alle Turmrechnungen zwischen 100 und 999. Das waren immerhin 899. 
 
Das war nur ein kleiner Ausschnitt aus meiner Schulzeit, die mich nachhaltig und teilweise auch negativ geprägt hat. Die meisten der pädagogischen Quälgeister sind längst tot. Mögen sie in Frieden ruhen!
 
 
 
Hallo alfredo,
 
ich bin um einiges an Jahren jünger als du, doch diesen Strafkatalog kenne ich aus persönlicher Erfahrung auch.
 
Bei leichteren Vergehen, wie schwätzen, flog der nasse Schwamm einem an den Kopf. Das Ecke stehen, mit dem Gesicht zur Wand, oder vor der Tafel bei Unwissenheit des Lehrstoffs war gern genutzt.
 
Mein Glück war, dass mein Fallussymbol nach unten zeigt und uns Mädchen vom Lehrkörper an den Haaren gezogen wurde, auch mal am Ohr, während die Jungs mit dem Zeigestock was auf die Finger bekamen - und das obwohl die Prügelstrafe schon längst verboten war. Ich bin Einschulungsjahrgeng 1964.
 
Mir ist ein Satz meiner Mutter im Gedächtnis geblieben. Die Aussage von ihr kam bei einem Gespräch mit meinem Klassenleher: Wenn . . . nicht hört, dann hau ihr was um die Ohren. Warum sie das sagte, ich weiß es nicht. Zu Hause wurde ich nie von ihr verhauen. Vielleicht ein hilfloser Versuch, damit aus dem Kind schulisch und im späterern Leben mit der Volksschulgrundlage was wird.
 
 
LG Sternwanderer
 
 
Hallo Alfredo,
Ich bin 1962 eingeschult worden und zum Thema Demütigung kann ich auch was beitragen.Im ersten Schuljahr mussten wir montags immer unsere Hände/ Fingernägel vorzeigen. " E....hast du am Wochenende deine Großmutter begraben?" Das war so schlimm, hatte aber erzieherische Wirkung. Ich hatte nie wieder schmutzige Fingernägel.
Später ab der 8. Klasse bekamen wir fürs Schwätzen und Ähnliches Strafarbeiten aufgebrummt. D.h.,  wir mussten irgendwas abschreiben. Sie richtete den Zeigestock auf die jeweiligen Schüler*innen: "E...3 Seiten, B...2 Seiten, D... 5 Seiten". Da wir uns aber aussuchen konnten, was wir schreiben, haben wir das oft im Vorfeld erledigt. Gerne im langweiligen Religionsunterricht. Der Pastor hat das nie mitgekriegt. Oder er wollte es nicht mitkriegen. Wenn die Jungs es übertrieben haben, flog auch schonmal das Schlüsselbund der Lehrerin durch die Klasse. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen...
Liebe Grüße
Elisabetta
 
  • Elisabetta Monte
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