„Zur Abfahrt bereit, Herr Hauptmann“ höre ich den Fahrer kläffen. Auf ein bestätigendes Brummeln folgen schnelle schwere Schritte, dann lautes Türschlagen.
Müde röchelt der Motor ein paar lustlose Umdrehungen vor sich hin, bevor er dann doch beschliesst, sprotzend und knatternd anzuspringen. Aus dem ausgefransten Auspuff, quillt beissender Rauch hervor und verhüllt das Szenario für einen Augenblick, in einer verheissungsvollen Wolke. Ihr Odem entzieht einem förmlich, die ohnehin schon geronnene Atemluft, und vermag, wenn auch nur für Sekunden, den Gestank von Kot und Angstschweiss zu überdecken. Im Leerlauf jault das Getriebe kurz auf, bevor schnarrend die Kupplung einschnappt, was schliesslich den Laster mit einem abrupten Ruck in Bewegung setzt. Dumpf ist in unmittelbarer Nähe, das Geräusch aufeinander schlagender Köpfe zu verorten. Ein abgewetzter Ellbogen bohrt sich tief in meine Magengrube. Klagelaute, in der schieren Masse stinkender Leiber untergehend, drängen stumpf an mein Ohr.
Der Konvoi gewinnt an Fahrt. Knackend werden Kieselsteine unter den Rädern des Lasters hervor geschleudert. Ein monotones Gieren untermalt das Schlingern der zerbeulten Stossdämpfer. Schlagloch für Schlagloch tut sich unter uns auf. Tiefschwarzer Morast spritzt, unsere dreckigen Füsse benetzend, zwischen den losen Bodenplanken der Ladefläche hindurch. „Welch erquickliche Erfrischung“, schiesst es mir durch den Kopf. Doch bleibt dieses „was auch immer“, irgendwo zwischen Thalamus und Amygdala stecken. Denn hier ist kein Platz für Gefühle und so. Kein Platz für den Schmerz, der unsere Herzen ausfüllt. Kein Platz für Trauer unserer Liebsten wegen, geschweige denn um unserer selbst. Gedankenverloren und mit von Tränen ersticktem Blick, ertasten meine Finger die schmierige Plane.
In lumpige Fetzen gehüllt, stehen wir dicht zusammengepfercht da. Alte, Kinder sowie bereits von uns Gegangene; aneinander lehnend, sich zwangsläufig gegenseitig stützend. Das Wehklagen der Mitgefangenen erscheint wie durch einen dicken Vorhang. Irgendwo in meiner hinteren Hüftgegend, fühlte ich vor einer Weile noch stockende Atemzüge. Was kümmert es mich? Leere erfüllte meinen Kopf schon vor Tagen, oder waren es gar Wochen? Was bedeutet Zeit im Angesicht des Todes? Ich bohre mit einem knochigen Finger, ein kleines Loch in die Planen-Wand. So schaue ich dem Mond ein allerletztes Mal in sein Gesicht. Doch er, er bemerkt es nicht!
Mit einem abrupten Ruck kommt der Laster zu stehen. Das Quietschen der zerschlissenen Bremsen geht durch Mark und Bein. Das dumpfe Aufeinanderprallen von Köpfen, wird durch das knatternde Geräusch von nahen Maschinengewehrsalven übertönt. Ein stummer Aufschrei steht den Menschen in ihren ausdruckslosen Gesichter geschrieben. Am ganzen Körper zitternd, der Dinge ausharrend die da kommen. Lautes Türschlagen der Lastwagen, verkündet bedrohlich die Ankunft am letzten Bestimmungsort. Während das Bellen gehässiger Offiziere zu uns herüberschallt, nähern sich zwei Dutzend schwere Stiefel im Stechschritt. Und als die Ladeklappe mit Schwung herunter geklappt wird, fallen die vordersten Reihen geschundener Insassen, entkräftet vom Laster herunter in den Matsch. Als letztes Aufbegehren, versuchen die Menschen sich ins Innere der Ladefläche zu retten. Die Rempelei ist schier unmenschlich. Ein jeder versucht den anderen vorzuschieben, abzudrängen, zu überklettern, bloss um das Unvermeidliche abzuwenden. Unter dem kritischen Blick ihrer Befehlshaber, entladen die Soldaten die Laster des Gefangenentransports, der Reihe nach, gnadenlos und minutiös nach Plan; einer nach dem andern.
Langsam stolpere ich der Kolonne folgend über den Acker. Das unheilverkündende Knattern kommt immer näher. An einem Graben entlang, werden wir gezwungen uns aufzustellen. Ich stehe in der zweiten Reihe. Vom Flutlicht der Scheinwerfer geblendet, kann ich nichts um mich herum erkennen. Meine Gedanken sind leer, mein Atem stockt. Es bleibt keine Zeit zum Abschied, denn wie durch einen Nebel hindurch, erklingt aus der Ferne ein barscher Feuerbefehl. Pfeifend durchzuckt eine Salve die vorderste Reihe. Mehlsäcken gleich, kippt diese in den ausgehobenen Graben. An Knie und Bauch getroffen, zieht mich der Sog des Fleischwolfes mit in die Tiefe. Im kühlen Schatten des Erdloches angelangt, richtet sich mein Blick auf die monströsen Fratzen, die mir von der Grabenkante spöttisch entgegen grinsen. Und mit halb erstarrten Augen, kommt mir ein allerletzter verwunderter Gedanke in den Sinn: „Ihr seid Menschen; wie wir!?“.
Während die Plane des Lasters leise im Wind flattert, säubert der Fahrer unter Zeitdruck, reichlich angewidert, die beschissene Ladefläche. Im spärlichen Licht des Mondenscheins jedoch, findet er neben einem kleinen Loch, die kunstvoll geschwungen Worte „ Amira ich ...“.
(Massengrab in Erdloch; schweift in richtet sich; geändert - uA. auf Anregung Freienweides)
Müde röchelt der Motor ein paar lustlose Umdrehungen vor sich hin, bevor er dann doch beschliesst, sprotzend und knatternd anzuspringen. Aus dem ausgefransten Auspuff, quillt beissender Rauch hervor und verhüllt das Szenario für einen Augenblick, in einer verheissungsvollen Wolke. Ihr Odem entzieht einem förmlich, die ohnehin schon geronnene Atemluft, und vermag, wenn auch nur für Sekunden, den Gestank von Kot und Angstschweiss zu überdecken. Im Leerlauf jault das Getriebe kurz auf, bevor schnarrend die Kupplung einschnappt, was schliesslich den Laster mit einem abrupten Ruck in Bewegung setzt. Dumpf ist in unmittelbarer Nähe, das Geräusch aufeinander schlagender Köpfe zu verorten. Ein abgewetzter Ellbogen bohrt sich tief in meine Magengrube. Klagelaute, in der schieren Masse stinkender Leiber untergehend, drängen stumpf an mein Ohr.
Der Konvoi gewinnt an Fahrt. Knackend werden Kieselsteine unter den Rädern des Lasters hervor geschleudert. Ein monotones Gieren untermalt das Schlingern der zerbeulten Stossdämpfer. Schlagloch für Schlagloch tut sich unter uns auf. Tiefschwarzer Morast spritzt, unsere dreckigen Füsse benetzend, zwischen den losen Bodenplanken der Ladefläche hindurch. „Welch erquickliche Erfrischung“, schiesst es mir durch den Kopf. Doch bleibt dieses „was auch immer“, irgendwo zwischen Thalamus und Amygdala stecken. Denn hier ist kein Platz für Gefühle und so. Kein Platz für den Schmerz, der unsere Herzen ausfüllt. Kein Platz für Trauer unserer Liebsten wegen, geschweige denn um unserer selbst. Gedankenverloren und mit von Tränen ersticktem Blick, ertasten meine Finger die schmierige Plane.
In lumpige Fetzen gehüllt, stehen wir dicht zusammengepfercht da. Alte, Kinder sowie bereits von uns Gegangene; aneinander lehnend, sich zwangsläufig gegenseitig stützend. Das Wehklagen der Mitgefangenen erscheint wie durch einen dicken Vorhang. Irgendwo in meiner hinteren Hüftgegend, fühlte ich vor einer Weile noch stockende Atemzüge. Was kümmert es mich? Leere erfüllte meinen Kopf schon vor Tagen, oder waren es gar Wochen? Was bedeutet Zeit im Angesicht des Todes? Ich bohre mit einem knochigen Finger, ein kleines Loch in die Planen-Wand. So schaue ich dem Mond ein allerletztes Mal in sein Gesicht. Doch er, er bemerkt es nicht!
Mit einem abrupten Ruck kommt der Laster zu stehen. Das Quietschen der zerschlissenen Bremsen geht durch Mark und Bein. Das dumpfe Aufeinanderprallen von Köpfen, wird durch das knatternde Geräusch von nahen Maschinengewehrsalven übertönt. Ein stummer Aufschrei steht den Menschen in ihren ausdruckslosen Gesichter geschrieben. Am ganzen Körper zitternd, der Dinge ausharrend die da kommen. Lautes Türschlagen der Lastwagen, verkündet bedrohlich die Ankunft am letzten Bestimmungsort. Während das Bellen gehässiger Offiziere zu uns herüberschallt, nähern sich zwei Dutzend schwere Stiefel im Stechschritt. Und als die Ladeklappe mit Schwung herunter geklappt wird, fallen die vordersten Reihen geschundener Insassen, entkräftet vom Laster herunter in den Matsch. Als letztes Aufbegehren, versuchen die Menschen sich ins Innere der Ladefläche zu retten. Die Rempelei ist schier unmenschlich. Ein jeder versucht den anderen vorzuschieben, abzudrängen, zu überklettern, bloss um das Unvermeidliche abzuwenden. Unter dem kritischen Blick ihrer Befehlshaber, entladen die Soldaten die Laster des Gefangenentransports, der Reihe nach, gnadenlos und minutiös nach Plan; einer nach dem andern.
Langsam stolpere ich der Kolonne folgend über den Acker. Das unheilverkündende Knattern kommt immer näher. An einem Graben entlang, werden wir gezwungen uns aufzustellen. Ich stehe in der zweiten Reihe. Vom Flutlicht der Scheinwerfer geblendet, kann ich nichts um mich herum erkennen. Meine Gedanken sind leer, mein Atem stockt. Es bleibt keine Zeit zum Abschied, denn wie durch einen Nebel hindurch, erklingt aus der Ferne ein barscher Feuerbefehl. Pfeifend durchzuckt eine Salve die vorderste Reihe. Mehlsäcken gleich, kippt diese in den ausgehobenen Graben. An Knie und Bauch getroffen, zieht mich der Sog des Fleischwolfes mit in die Tiefe. Im kühlen Schatten des Erdloches angelangt, richtet sich mein Blick auf die monströsen Fratzen, die mir von der Grabenkante spöttisch entgegen grinsen. Und mit halb erstarrten Augen, kommt mir ein allerletzter verwunderter Gedanke in den Sinn: „Ihr seid Menschen; wie wir!?“.
Während die Plane des Lasters leise im Wind flattert, säubert der Fahrer unter Zeitdruck, reichlich angewidert, die beschissene Ladefläche. Im spärlichen Licht des Mondenscheins jedoch, findet er neben einem kleinen Loch, die kunstvoll geschwungen Worte „ Amira ich ...“.
(Massengrab in Erdloch; schweift in richtet sich; geändert - uA. auf Anregung Freienweides)