Vielen Dank für eure ausführliche Beschäftigung mit dem Gedicht, liebe Lichtsammlerin und liebe DD! :smile:
Und an Lichtsammlerin mein besonderes Dank fürs Reaktivieren des Gedichts. :grin:
Eure interpretatorischen Gedanken gefallen mir besonders gut, zumal ich selbst relativ offen bin, was eine Deutung des Texts anbelangt, auch weil es schon eine ganze Weile her ist, dass ich das Gedicht geschrieben habe und darin ja auch nicht so viel Konkretes steht - wohl aber ist das Gedicht auch nicht völlig beliebig, wie ich an euren zusammenhängenden Deutungen erkenne.
Es muss dem LI ein großes Leiden sein, wenn es so flehentlich um eine Aufmunterung bittet, von der es doch weiß, dass sie nur aus leeren Worten besteht.
Ja, da ist wohl eine ziemliche Verzweiflung zu spüren, wenn die Worte des Trosts, die sich das LI wünscht, nicht einmal ehrlich sein müssen - und im mutmaßlichen Bewusstsein um die Unehrlichkeit des LD wohl nicht noch nicht einmal ehrlich sein können.
Aber vielleicht braucht es ab und an auch einfach nur Worte, gleich ob sie aus einer Tiefe herrühren oder nicht.
Es gibt wohl Situationen, in denen man sich einfach Beistand wünscht und man dabei gar nicht kritisch hinterfragt, ob dieser Beistand auch aufrichtig ist. Der Mensch hat schließlich ein Bedürfnis nach Gesellschaft und wenn man einsam ist, erscheinen einem vielleicht auch falsche Freunde besser zu sein als gar keine Freunde. Eine Umarmung ist schließlich eine Umarmung, solange man die Motive nicht hinterfragt.
Vielleicht möchte LI auch zunächst überhaupt nicht darüber reden, was gerade schwierig ist, und wünscht sich daher nur "leere" Worte, die nicht ehrlich sind, aber dennoch das erregte Gemüt besänftigen können.
Auch eine schöne Deutung. Wenn das Thema zu schwer ist, will man vielleicht einfach nur getröstet werden, selbst wenn der Anlass des Trostes nicht geklärt werden kann.
Ich bleibe ein wenig ratlos zurück, nicht recht schlüssig, ob ich den Wunsch vom LI nun anmaßend, beleidigend, oder verständlich finde. Irgendwie alles zugleich.
Die Ratlosigkeit, sowie deine Schlussfolgerung, dass alle drei Sentiments bestehen können, kann ich gut nachvollziehen. Es ist irgendwie ehrverletzend, weil das LI vom LD ja keine ehlrich empfundene Anteilnahme will, sondern nur Worte zum Zweck des Trostest. So gesehen bedient sich das LI eines anderen Menschen nur zu eigenen Zwecken. Andererseits: In welche Einsamkeit muss ein Mensch erst einmal geraten, um einen solchen Wunsch zu hegen? Wenn es zur Selbsttäuschung bereit ist, ist dann nicht die Verzweiflung so groß, dass eine solche Anmaßung zu verzeihen ist? Schwieriges Thema und das hast du mit deinen Worten gut zusammengefasst.
Ich lese hier das beklemmende Gefühl, dass man hat, wenn man jemandem etwas anvertraut und das gegenüber übermäßig versucht empathisch zu wirken.
Klasse! Eine ganz andere Deutung als diejenige der Lichtsammlerin, aber ebenso schlüssig und ebenso bedeutsam. Für mich ist es spannend zu sehen, in welche unterschiedliche Richtungen man sich beim Lesen des Gedichts treiben lassen kann. So gesehen steckt da gar nicht der Wunsch des LI dahinter, belogen zu werden, sondern eine Kritik an die Oberflächlichkeit eines Menschen. Nach dem Motto: Wenn dein Trost so beliebig wird, kannst du mich auch gleich anlügen.
Leere Worte, wie „du armer“ oder sowas kommen zwar beim LI an aber helfen nicht. Heitern nicht auf.
Vielleicht heitern sie zunächst schon auf (so würde ich das Verb "kühlen" deuten), aber es führt nicht zu einem nachhaltigen Trost. Man kann sich einem oberflächlichen Trost kurz hingeben und sich in vermeintliche Sicherheit wiegen, aber wenn man sich wieder der unliebsamen Realität zuwenden muss, erkennt man die Nichtigkeit in den leeren Phrasen.
LG