WF Heiko Thiele
Autor
In Afrika, so wie man weiß,
ist’s nicht nur warm, sondern oft heiß.
Mal abgesehen von der Nacht,
wenn andre Tiere sind erwacht.
Und ist man unterwegs am Tage,
braucht’s Flüssigkeit, ganz ohne Frage.
Hinzukommt, wenn man weit weg muß,
geht man am besten nicht zu Fuß.
Man nimmt sich ein Kamel zur Hand
und reitet durch das Berberland.
Nur sollte man den Weg abschätzen
und sinnlos nicht durch Dünen hetzen.
Verliert man da den Überblick,
findet man nie den Weg zurück
und endet bleichend dort im Sande,
kommt Rettung nicht im Wüstenlande.
So ging es auch Franz-Otto Hase,
als er aufsuchte die Oase,
die er in den Journalen sah.
Der Weg erschien ihm machbar nah.
Der Hinweg war zwar nicht sehr leicht,
doch mittags hat er sie erreicht.
Er sah sich hier und da mal um.
Die Beduinen blieben stumm.
Sie saßen unter ihren Palmen
und ließen Wasserpfeifen qualmen.
Und als die Qualmerei zu Ende,
verließ Franz-Otto jene Fremde.
Denn zwischen mittäglicher Hitze
und Kälte nachts ist schmal die Ritze.
So gab er dem Kamel bekannt,
er wolle schnell aus diesem Land.
Doch ist besagtes Wüstentier
nur dann dem Reiter eine Zier,
wenn dieser kennt sich aus mit Zügel,
wie auch mit Pfad und Tal und Hügel.
Zunächst im fast haltlosen Sprint,
grad wie ein durchgegangʼnes Rind;
dann ging es weiter so im Trab
und schließlich bogen sie falsch ab.
Man sollte nie den Augen trauen,
kann man auswärts nur Dünen schauen.
Denn eine sieht der andren ähnlich
und mit der Zeit wird ʼs Hase dämlich.
Er irrt umher; die Landschaft dunkel
und über ihm ein Sterngefunkel,
das ihn mitnichten mehr ergötzt.
Er sich auf eine Düne setzt.
Und somit, lang tat es nicht dauern,
erfaßt ihn ein ganz tiefes Schauern,
Sein Leben strömt an ihm vorbei;
die Tempʼratur auf minus zwei.
Da scheint am Horizont zu dämmern
ein künstlich Licht und auch ein Hämmern
glaubt nun Franz-Otto zu vernehmen.
Wärʼs falsch, er müßte sich nicht schämen.
Er rafft nun letzte Kräfte auf
und setzt sich aufs Kamel hinauf.
Dann geht es weiter, Schritt für Schritt.
Nur träge macht das Reittier mit.
Und endlich nun; man glaubt es kaum,
selbst Hase hältʼs für einen Traum,
er vor einem Gebäude steht.
Das wird von Wüstensand umweht.
Und dieses Haus, windschief und klein,
scheint eine Werkstatt gar zu sein.
Denn zwischen Schrott und einer Rampe,
steht ein Mechaniker mit Wampe.
Franz-Otto deutet alsbald an,
ob er ihm denn nicht helfen kann.
Er muß nach Kairo heut zurück,
um dort zu starten Eheglück.
Der Werkstattmeister winkt ihn näher,
schiebt ʼs Wüstenschiff per Rampe höher,
nimmt nun zwei Steine schnell zur Hand
und schlägt die Hoden unverwandt.
Das Tier schreit ob des Schmerzes auf
und stürmt davon im schnellen Lauf.
Man sieht bald Staubwolken entstehen,
die schneller noch vom Wind verwehen.
„Ihr Tier müssen in Kairo sein,
so wahr Allah schuf jeden Stein.“
„Ich glaub’s, und das ist gut und schön.
Wie aber sollt ich es jetzt seh’n?“
Der Araber schaut ganz verschmitzt,
während Franz-Otto stärker schwitzt
als in dem größten Sommerloch.
„Kommen du langsam Rampe hoch.“
(Aussprache des Ortsansässigen soll bitte nicht abwertend verstanden werden.)