Hayk
Autor
Hört, liebe Brüder, lauscht, holde Schwestern:
Aus dem Liederbüchlein riss ich gestern
fast die Hälfte aller Seiten raus,
gab den Flammen sie zum Gaumenschmaus.
Alle Trauermelodein
warf ich in die rote Glut hinein.
Erst erklang ein Winseln und Gestöhne,
rasch erstarben dann die Schmerzenstöne.
Mit einem Tritt erstickte ich ein letztes Zündeln,
ein „de profundis“ seufzten gelbe Flammenzungen -
von dicht beschriebnen Blättern, ganzen Notenbündeln,
verblieb nur Asche und mir war der Coup gelungen.
In meinem Liederbüchlein blieben
nur Texte, die wir alle lieben -
sie machen unsre Herzen frei und froh
und jauchzend klingts: „In dulce jubilo!“
Ich höre die Kritik: „Du machst es dir zu leicht,
du blendest alles Negative aus den Sinnen!
Was du uns da empfiehlst, ist töricht, dumm und seicht!
Ich sage nur: Mit Trauermiene wirst du keinen Blumentopf gewinnen!