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Geschrieben am (bearbeitet)

Aus dem Dunkel stoßen

ins Hell.

 

Doch Winde peitschen

übers Land

die zarten Wurzeln

ringen um Halt.

 

Zaghaft wachsen -

schon langen Hände nach

der jungen Knospe.

 

Von Dürre verzehrt

vom Regen geflutet

der Welt verschlossen

 

dann tastet Sonnenlicht

durch die Verwüstung

und aus ihr hebt sich

vergessene Blütenpracht.

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Lichtsammlerin,

 

inhaltlich wirklich schön. Auf der primären Ebene natürlich das Leben einer Pflanze, wie sie beginnt. Anfangs noch empfindlich, zart, Vielem ausgesetzt - Wind (im Sinne von Sturm), Dürre, zu viel Regen oder sogar Überschwemmungen, und, nicht zuletzt menschlichen Händen, die sie pflücken wollen. Aber immer wieder schaffen es Pflanzen, sich zu erholen um dann doch wachsen und blühen zu können.

 

Auf der sekundären Eben ist es auch das Leben eines Menschen. Ein Kind, das den Unbilden der Witterung ausgesetzt ist, das auch von anderen Menschen bedroht wird (in der Entwicklung). Und auch hier hält sich, das ist sehr positiv, im Gedicht eine junge Menschenpflanze tapfer und entwickelt sich trotz Härten und Widerständen zu einer 'stabilen' Persönlichkeit. Positive Einflüsse, die neuen Mut verleihen, sie sind ausschlaggebend, damit ein Mensch, der vielleicht 'am Boden lag', sich wieder 'aufrappeln' kann. Und ja, oft zeigt sich gerade in einem Menschen, der besonders viele Härten überwinden musste, eine besonders wertvolle Persönlichkeit.

 

vor 1 Stunde schrieb Lichtsammlerin:

Zaghaft wachsen

schon langen Hände nach

der jungen Knospe.

Hier in Strophe zwei 'stolpere' ich über die Syntax. Wenn ich nämlich die Wörter hier durchgehend lese, dann macht mir 'Zaghaft wachsen schon langen Hände nach' Schwierigkeiten. Wäre aber ganz leicht zu beheben:

 

Zaghaftes Wachsen

schon langen Hände nach

der jungen Knospe

 

Ist nur eine kleine Änderung, macht aber das Verständnis für Leser wesentlich leichter. 

 

 

Ähnlich ist es in Strophe drei:

vor 1 Stunde schrieb Lichtsammlerin:

Von Dürre verzehrt

vom Regen geschwemmt

der Welt verschlossen

Hier ist es nur eine Kleinigkeit, in Vers 2. 'Vom Regen geschwemmt', auch hier ist es syntaktisch nicht ganz richtig. Hier bieten sich mehrere Möglichkeiten:

 

vom Regen fortgeschwemmt

vom Regen weggeschwemmt

vom Regen überschwemmt

 

Dann wäre der kleine Fehler auch hier behoben.

 

 

Ja, lasst die Blumen blühen - manche sind wirklich prächtig. :grin:

 

Gerne gelesen! :smile:

 

LG,

 

Anonyma

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Hallo Anonyma,

 

danke für deine ausführliche Rückmeldung :smile:

Du hast es ganz richtig erkannt, ich verwende das Bild einer wachsenden Blume, um den Werdegang eines Menschens zu skizzieren. Ein junges Leben, das der rauen Wirklichkeit ausgesetzt ist, doch sich entgegen aller Widrigkeiten durchschlägt und - wächst.

Das "aufrappeln" ist ja nicht immer so leicht, zumal wenn es tägliche Kämpfe sind.. aber wie Pflanzen sind auch Menschen im Stande eine Menge zu tragen. Und mit der Zeit, blühen sie vielleicht doch noch auf.

 

Deine Anmerkungen zur Syntax verstehe ich offen gestanden nicht ganz. Für mich scheint da syntaktisch alles in Ordnung :achselzucken:

Der leichte Bruch nach "Zaghaft wachsen" ist gewollt, hier steht eine Art Gedankenstrich, es sind zwei getrennte Handlungen.

Und warum "vom Regen geschwemmt" nicht passt, verstehe ich auch nicht. Die Wurzeln werden vom Regen geschwemmt.. das war der Gedanke. Weder wurde die Pflanze "fort- noch weg- noch überschwemmt".

Aber vielleicht kannst du mein Fragezeichen im Kopf ja lösen :grin:

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Gefällt mir 1
Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Lichtsammlerin,

 

vor 19 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Aber vielleicht kannst du mein Fragezeichen im Kopf ja lösen :grin:

ich versuche es. :grin:

 

vor 19 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Deine Anmerkungen zur Syntax verstehe ich offen gestanden nicht ganz. Für mich scheint da syntaktisch alles in Ordnung :achselzucken:

Der leichte Bruch nach "Zaghaft wachsen" ist gewollt, hier steht eine Art Gedankenstrich, es sind zwei getrennte Handlungen.

Für dich ist das klar ersichtlich. Ich komme, wie immer und wie jeder andere, mit einem 'anderen Kopf' zu einem Text. Ich möchte zunächst anmerken, dass ich nichts davon schrieb, dass es einen Fehler im Sinne von 'falscher Grammatik' oder 'Rechtschreibfehler' oder etwas in der Richtung gibt - ich sah ein 'Kommunikationsproblem', in dem Sinne, dass mir als Leserin 'etwas fehlt'. Das hängt, wie beim direkten Sprechen miteinander, mit der 'Kommunikationskette' zusammen:

 

Das Gesagte - das Gemeinte - das Gehörte - das Verstandene. So läuft es ab, wenn Menschen miteinander reden. 

 

Ein Gedicht ist ja Sprache in schriftlicher Form. In diesem Sinne ist es ein 'Kommunikationsmittel'. Du weißt, als Autorin, was du mit dem Geschriebenen meinst - ich muss das, als Leserin, aus dem Vorhandenen, dem Gedicht, erst 'herausfinden'. Du schreibst hier, dass der leichte Bruch nach "Zaghaft wachsen" gewollt ist und dass dort eine Art Gedankenstrich steht - da steht aber keiner. Nicht für mich. Das ist das Wichtige, das ich dir vermitteln möchte. Für dich ist klar, dass es zwei getrennte Handlungen gibt, dass die Zeilen 'getrennt voneinander zu lesen und aufzufassen sind'. Ich habe davon, wenn ich lese, erst mal keine Ahnung.

 

Ich begann also zu lesen. Strophe 1 und Strophe 2 sind 'Fließtexte', der Inhalt ist ''fließend' und ich lese daher 'fortlaufend'. In beiden Strohen gibt es keine Brüche, keine Trennungen, ich 'denke' mir lediglich Kommata 'hin'. Damit war ich in etwas, das 'Erwartungshaltung' genannt wird. Automatisch 'erwartete' ich das auch für Strophe 3 - zumindest zunächst einmal. Dann kam ich zu dieser Stelle, und, gerade aufgrund der entstandenen Erwartung, las ich natürlich automatisch zunächst auch Strophe 3 'fortlaufend'. Das versuchte ich dir zu vermitteln, indem ich Vers 1 und 2 von Strophe 3 in meinem vorherigen Kommentar 'fortlaufend' hinschrieb. Ich schrieb es so: 'Zaghaft wachsen schon langen Hände nach' . Und da stutzte ich natürlich. Denn so fand ich zuerst keine für mich Sinn ergebende Syntax. 

 

Also las ich weiter, Strophe 4. In Strophe 4 wiederum stellte ich fest, dass hier jede Zeile von der anderen getrennt ist. Ah, dachte ich, ist das bereits in Strophe 3 so? Kehrte also zu Strophe 3 zurück und 'trennte' in meinen Gedanken Vers 1 und Vers 2 voneinander. Dann klappte es und ich fand heraus, wie du es gemeint hast.

 

Aber dafür musste ich schon 'um die Ecke denken', von Strophe 2 kommend, nach dem Lesen von Strophe 3 erst zu Strophe 4 und wieder zurück zu Strophe 3. 

 

Was ich also damit meine, ist: Es war für mich schwierig, als Leserin, herauszufinden, was zusammenhängt und was nicht und wie ich zu trennen hatte, damit ich den Schritt von 'das Gesagte' zu 'das Gemeinte' in meinem 'Kopf' nachvollziehen und verstehen konnte. 

 

Ich hätte dir auch einen Gedankenstrich vorschlagen können, aber du verwendest im Gedicht ja keinerlei Interpunktion (abgesehen von dem Punkt am Ende jeder Strophe). Also machte ich statt dessen den 'Leserverständnis-Vorschlag' mit der leichten Änderung.

 

vor 19 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Und warum "vom Regen geschwemmt" nicht passt, verstehe ich auch nicht. Die Wurzeln werden vom Regen geschwemmt.. das war der Gedanke. Weder wurde die Pflanze "fort- noch weg- noch überschwemmt".

Für mich als Leserin ergibt sich hier ein weiteres 'Verständnisproblem'. Was wurde geschwemmt und wohin? Ich kann 'nirgendwo' einen Anhaltspunkt finden, muss also 'raten'. Ein Beispiel von mir, auf die Schnelle: "Ein Stück Treibholz wurde ans Ufer geschwemmt." Hier kann ich klar erkennen, was geschwemmt wurde und wohin: Treibholz - ans Ufer. 

 

Als ich versuchte, hier mehr herauszufinden, las ich erneut alles noch einmal von vorne. Dabei erkannte ich natürlich auch das Bild der Knospe. Das aber brachte ich mit 'geschwemmt' nicht in Übereinstimmung. Denn eine Knospe entsteht, wenn eine Pflanze im Grunde genommen schon so gut wie 'ausgewachsen' ist - Knospe der Blume - daraus wird die Blüte, wenn sie sich öffnet. Es gibt auch noch Knospen an Bäumen oder Sträuchern. Damit die also die Knospe (irgendwohin) geschwemmt werden kann, müsste sie also von der Pflanze 'abgerissen/abgetrennt' werden. Was natürlich im Gesamtzusammenhang keinen Sinn ergibt, also schloss ich daraus, dass es anders gemeint sein muss und suchte nach anderen Hinweisen/Zusammenhängen. Die zarten Wurzeln? Nein, dann wäre die Pflanze ja gar nicht mehr weiter gewachsen, das kann auch nicht sein. Also musste ich erneut 'um die Ecke denken' und vermuten, in welchem Zusammenhang es 'gemeint sein könnte'.

 

Klar wurde mir das erst jetzt, nachdem du es mir in deiner Kommentarantwort erklärt hast. Vielleicht wäre es gut, für das 'Leseverständnis', wenn du ein anderes Wort als 'geschwemmt' in Betracht ziehen würdest? Das liegt an der Bedeutung des schwachen Verbs 'schwemmen' - denn das bedeutet: (Von fließendem Wasser) tragen, befördern, transportieren; spülen. Ich musste also auch hingehen und in meinem Kopf 'die Bedeutung ändern'. 

 

Deshalb waren diese Stellen für mich sehr schwierig zu 'entschlüsseln'. Daher machte ich die beiden Vorschläge und - ja, hier habe ich es versäumt, genauer zu erklären, was ich meine. Aber ich denke manchmal - Anonyma, schreib nicht immer zu viel. Nicht, dass es 'zu viel' ist. Hier hätte ich das aber machen sollen. :classic_blush:

 

Ja - miteinander reden ist leicht, sich zu verstehen (im wortwörtlichen Sinn) ist nicht selten auch mal schwer. :wink:

 

Aber ich hoffe, das Fragezeichen 'beantwortet' zu haben, würde mich freuen.:grin:

 

LG,

 

Anonyma

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Anonyma,

 

jaaa, vielen Dank, du hast mein Fragezeichen beantwortet und den Knoten im Kopf gelöst :grin:

Mein altbekanntes Problem.... ich denke nicht an den Leser. Vielleicht bin ich da ein wenig wie die vielen Philosophen, die ihre Texte für selbsterklärend halten.. oh oh. Das wollte ich gar nicht.

 

Ich denke im ersten Fall werde ich dann einen Gedankenstrich setzen, das scheint mir am passendsten.

 

Bei dem "geschwemmt" ist es schon schwieriger. Jeder hat vermutlich etwas andere Assoziationen zu bestimmten Worten, und bei mir ist etwas "schwemmen" in der Richtung von "wässen", "durchweichen" "durchspülen" zu verstehen..

Ich glaube nicht, dass jedes Wort überall gleich ankommen muss, damit ein Gedicht wirken kann. Dennoch bin ich überrascht, dass es scheinbar doch so schwer war, die Bedeutung hier zu entschlüsseln. Daher lasse ich meinen Kopf noch mal arbeiten und versuche einen passenden Alternativ-Begriff zu finden.

Mmh.. vielleicht "geflutet" oder "durchströmt".. muss ich noch mal nachdenken :smile:

 

Vielen Dank für dein erneutes Erklären, das war für mich sehr aufschlussreich!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 1

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