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Fazit meines bisherigen Lebens


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Was, so sag mir, ist der Sinn des Lebens,

ich suchte ihn bisher vergebens.

 

Diese Frage zu erwidern,
Sinn zu suchen für das Sein,
fand ich bald in meinen Liedern -
deutlich ist der Ton und rein.

Doch bevor ich Antwort gebe,
sage ich, was Weise wissen:
Sinne nicht vergebens - lebe,
und versäume nicht zu küssen!

Spärlich scheint mir dieser Rat,
besser sollt ich ihn ergründen,
schritt voll Neugier rasch zur Tat,
um den Sinn des Seins zu finden.

In des Meeres ewgem Rauschen
hofft ich kluges Wort zu hören.
Lohn für all mein stilles Lauschen:
Nixen wollten mich betören.

Nixen wollten mich betören,
zogen mich in ihren Bann:
Komm, und niemand soll uns stören,
liebe uns und irgendwann

kennst du dann den wahren Sinn des Lebens,
wirst erkennen, was die ganze Welt
macht- und liebevoll zusammen hält;
all dein Sinnen, glaub uns, ist vergebens.

...wenn die, die lieben oder küssen ....jpg

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Hallo lieber Hayk,

 

wenn ich den Menschen mit einem Haus gleichsetze, worin ebenerdig der Besitzer, hier der Körper, wohnt, in der Beletage die Seele logiert und im zweiten Stock der Geist aus dem Fenster auf die Welt schaut, dann muss ich der Aussage der Nixen "all dein Sinnen, glaub uns, ist vergebens" zustimmen, denn "Sinn" erfährt man wohl eher durch Sinnlich- bzw. Sinnenhaftigkeit als durch intellektuelles Mühen um Klärung. Schließlich dürfen Körper und Seele dabei nicht außer acht gelassen werden.

 

Danke für deine "Sinn" stiftenden Zeilen, ein Lesevergnügen aus der Feder

eines erfahrenen Kenners der wahren "Sinnsuche" und -findung!

 

Lieben Gruß

Carolus                           

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Vielen Dank, lieber Carlolus, für Deine Anmerkungen. Als erfahrener Poet und Kenner der Materie, wird Dir die von mir geschilderte Erkenntnis nicht neu sein. Ich habe vor einigen Jahren den Schauspieler Hans-Peter Minetti kennen gelernt.

Unser Gespräch drehte sich auch um dieses Thema (Sinn des Lebens) und mir fiel eine Gedichtzeile ein, etwa "mehr als die Vielgelehrten wissen", kannte weder den Dichter noch das ganze Gedicht. Minetti, wusste sofort, dass es sich um Novalis handelte und fragte mich, ob ich das ganze Gedicht mal hören wollte (er kannte nach eigenem Bekunden fast 1000 Gedichte auswendig, stellte sich in den Altarraum unserer alten Dorfkirche, ich durfte mich in die Ehrenloge setzen und dann rezitierte er:

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

Sind Schlüssel aller Kreaturen

Wenn die, so singen oder küssen,

Mehr als die Tiefgelehrten wissen,

Wenn sich die Welt ins freie Leben

Und in die Welt wird zurück begeben,

Wenn dann sich wieder Licht und Schatten

Zu echter Klarheit werden gatten,

Und man in Märchen und Gedichten

Erkennt die wahren Weltgeschichten,

Dann fliegt vor Einem geheimen Wort

Das ganze verkehrte Wesen fort.

Seine Vortragskunst war überwältigend und - ich habe verstanden (wie es mir oft ging, wenn er, Minetti, Gedichte rezitierte. Ich durfte auch gleich erfahren, dass dieses Gedicht von Novalis (mit richtigem Namen Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg) stammte und um 1800 entstanden ist. Ein bisschen Heinrich Heine (auch hier gibt es ein Gedicht über die Suche nach dem Sinn des Lebens - leider ist mir der Titel entfallen) spielt auch in mein Gedicht hinein. Mit anderen Worten: Wenn Du in dem Gedicht etwas Kluges findest, dann war ich nicht der erste, der darüber nachgedacht hat.

Liebe Grüße!

 

Nachtrag

Ich habe das Heine-Gedicht gefunden:

 

"Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
steht ein Jüngling-Mann,
die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel,
und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:
"O löst mir das Rätsel des Lebens,
das qualvoll uralte Rätsel,
worüber schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen,
Häupter in Turban und schwarzem Barett,
Perückenhäupter und tausend andre,
arme, schwitzende Menschenhäupter.
Sagt mir, was bedeutet der Mensch?
Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
Wer wohnt dort oben auf den goldenen Sternen?"
Es murmeln die Wogen ihr ew'ges Gemurmel,
es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
es blinken die Sterne gleichgültig und kalt.
Und ein Narr wartet auf Antwort."
 

Liebe Grüße!
Hayk

 

 

 

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Lieber fietje,

das spricht für Deine Belesenheit und ich werde den Teufel tun und mich mit fremden Federn schmücken. Es hat schon seine Richtigkeit, wenn wir uns alle ein bisschen in Bescheidenheit üben, eingedenk des Spruches: Wer kann was Kluges oder Schlechtes denken, das nicht die Vorwelt schon gedacht (oder so ähnlich).

Meine Leser gut zu unterhalten, manchmal scheint es ja zu funktionieren, und ich danke Dir sehr für Deine Worte!

Liebe Grüße,

Hayk

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Hallo @Hayk

"Nixen wollten mich betören" ist 2 x hintereinander. War das Absicht...? 

Eine betontere Verdeutlichung des Satzes? 

Ein schönes Gedicht mit der Suche nach dem Sinn des Seins. 

Hast du ihn mittlerweile gefunden? 

Ich glaube an die höhere Macht, die alles "macht- und liebevoll zusammenhält". In dieser Macht liegt für mich auch der Sinn des Seins. 

Liebe Grüße 

ConnyS 

 

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Liebe ConnyS,

 

die Wiederholung des Verses - ja, das ist absichtlich so geschrieben (vielleicht, um bei HeinrichHeine-Gedichten zu 

"klauen"). 

Dein Glaube an eine höhere Macht sei Dir unbenommen. Meine eingestellte Gedichte von Novalis ("Wenn nicht mehr...") und Heine ("Am Meer...") verraten viel von meiner Einstellung, was den Sinn des Lebens angeht. 

Für das "schöne Gedicht" danke ich Dir sehr. 

Liebe Grüße,

Hayk

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Lieber Hayk,

 

nie hätte ich erwartet, einen derartig umfangreichen und inhaltlich tiefgreifenden Beitrag zu bekommen. Herzlichen Dank dafür.

 

Nach der Lektüre der beiden Texte von Novalis wie auch dem Gedicht von Heine (sehr treffend) werden wieder zwei Wege zur Wahrheitsfindung deutlich: der rational analytische der Naturwissenschaft und der der Geisteswissenschaften, die in Mythen, Poesie, Dramen, überhaupt in und durch die Kunst, eine innere, menschlich immanente Wahrheit bzw. Weisheit finden können.

 

Was den Sinn betrifft, so gibt es offenbar keinen objektiven außerhalb des einzelnen, allenfalls in der konkreten Lebensgestaltung. die somit zur Sinngestaltung werden kann.

So fragte mich der Nachbar, ob es noch Sinn mache, die in diesen wirren Zeiten Obstbäume zu pflanzen. Eine derartige Frage schafft also Sinn in einer konkreten Lebenssituation.

Die Thematik hat mich weiter beschäftigt. deshalb habe ich einen Text "Die Suche" hier eingestellt. Vielleicht führt er ein bisschen weiter?

 

Nochmals danke und einen kleinen Strauß Himmelsschlüsselchen für Dich.

Carolus

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Lieber Carolus,

ich denke, wir liegen dicht beieinander mit unseren Gedanken zur Sinnfrage. Deine Worte sind sehr wohltuend und wenn sich jemand zu bedanken hat, dann bin ich es.

Wir Menschenkinder sind wohl die einzige Spezies auf dieser Welt, die über den Sinn des Seins, des Lebens nachdenken und zum Nachdenken befähigt sind. Vielleicht ist ein Ergebnis das Entstehen von Religionen (ich werde noch dieses Jahr die Gelegenheit haben, mit einem hochgebildeten Menschen zusammen zu treffen (früherer Direktor der Evangelischen Akademie in Hofgeismar, danach Oberlandeskirchenrat in Kassel. Ihm wurde die Ehrendoktorwürde verliehen und trägt den für mich unübersetzbaren Titel "Quodlibetarius" -kannst Du was damt anfangen?-), und mit Sicherheit wird die Sinnfrage eines unserer Gesprächsthemen sein. Für mich ist ein Resultat meiner Überlegungen, dass es mehr "Sinn" macht, dem Leben einen Sinn zu geben und nicht darüber zu sinnen, welchen Sinn das Leben hat. (Das ist eine sehr verkürzte Zusammenfassung, aber vielleicht gar nicht so falsch).

Für die Himmelsschlüsselchen danke ich Dir sehr! Grüß Deine Frau!

Liebe Grüße,

Hayk

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