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Empfohlene Beiträge

irgendwo dort

 

sammeln sie einschusslöcher

wie klicker wie dieses

schweigen der leichen

die gründe waren

die ersten die fielen

dann granaten häuser menschen

 

tod ist manchmal fingernagelgroß

klein und handlich zum

erschwinglichen preis

keine rücknahme also

tickt schon die zeit

determiniert und ohne

jegliche garantie

niemand haftet gerne dafür

 

aber irgendwo machen die häscher

geschäfte man leistet sich schließlich

nur einmal zu sterben

kurz und schmerzhaft wäre

ein sinnvoller hinweis

sollte jemand mal beipackzettel

fürs leben schreiben

 

so nach der art

zu risiken und nebenwirkungen fragen

sie ihren waffenhändler oder

wunschbestatter

leben sie heute vielleicht sind morgen

die schulden und sorgen egal

 

irgendwo legen sie kindern gewehre

auf kleine schultern weil

man ist ja nur einmal jung

und der frühere schulkamerad

verteilt heute salven und

die löcher in körpern nimmt niemand

zurück aber wir

unterschreiben ja friedensverträge

oder zumindest -verträge denn

der handel mit tod floriert

und irgendwo dort ist nicht hier

ist weit weg vielleicht nicht real

 

dann heißt es die lage verschärft sich

das heißt es ja immer

vielleicht so scharf dass hände

kugeln in der luft zerschneiden

und das runde wird halbmondförmig

auch sicheln durchschlagen

noch körper

 

irgendwo dort waren die

gesichter vergessen und menschen

die toten und ihre namen

begraben in luft aufgelöst

also fallen die gründe die

versuche die träume in asche

 

und nichts oder alles davon

stand irgendwo im kleingedruckten

 

 

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Hallo Lichtsammlerin, 

 

ein spannender Text, nüchtern beschrieben. Vor allem das "Irgendwo dort" gefällt mir als Titel. Namenlose Orte, irgendwo, fern unserer Blicke, fern unserer Gefühle. Gerüchte. 

 

vor 15 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

tod ist manchmal fingernagelgroß

klein und handlich zum

erschwinglichen preis

In den USA hat mir mal eine Bekanntschaft dort gezeigt, was er sich gerade gekauft hatte: Kugeln die bei Eintritt in den Körper zersplittern um auch ganz sicher zu gehen dass das Opfer daran stirbt. RIP stand auf der Packung. Rezeptfrei verkauft. Ist ja das Ziel denn es heißt ja dort: Der Böse ist der, der nicht als erster schießt. Gibt´s wirklich diesen Spruch.

 

vor 15 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

irgendwo legen sie kindern gewehre

auf kleine schultern weil

man ist ja nur einmal jung

und der frühere schulkamerad

verteilt heute salven und

die löcher in körpern nimmt niemand

Kinder sind die perfekten Killer. Und gefürchtet wegen ihrer unschuldigen Grausamkeit. Leicht manipulierbar, leicht kontrollierbar. Kinder zu Wegwerfprodukten reduziert. 

Und was bleibt... traumatisierte Leben, die ein Problem für ihre Umgebung darstellen. In Afrika wo so etwas wie psychologische Hilfe doch eher Mangelware ist, sollen sich diese geschundenen Seelen, wieder in einen normalen Alltag einfügen? Als Weisen vielleicht noch?

Der Krieg hat einen langen Schatten. 

 

vor 15 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

aber irgendwo machen die häscher

geschäfte man leistet sich schließlich

nur einmal zu sterben

Söldnerfilmen, sogenannte "Sicherheitsdienste", wie damals Blackwater, oder wie die heute heißen. Sie ändern ihre Namen verständlicherweise gelegentlich, mischen fleißig mit in den Konflikten rund um den Erdball. Manche solcher Firmen haben mehr Einsatzkräfte als die Armee des jeweiligen Landes in dem sie operieren. 

 

vor 15 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

aber wir

unterschreiben ja friedensverträge

oder zumindest -verträge denn

der handel mit tod floriert

Aber natürlich. Fasst könnte man von Dummheit sprechen, wäre es nicht so kühl und rücksichtslos kalkuliert. 

Durch die Hintertür Waffen verkaufen und an der Vordertür grinsend ein Bemühen um Frieden vortäuschen. 

Die Händler manipulieren unsere bestechlichen Krawattenträger um sich Zugang zu Deals mit zwielichtigen Kunden zu verschaffen. Einmal verkauft, gibt man die Kontrolle über diese "Produkte" komplett ab. 

An irgendeiner Transparenz ist doch wirklich keiner interessiert. Reine Heuchelei. 

Oder glauben die wirklich man könnte mit Waffen frieden schaffen? Wer Waffen besitzt, der will diese auch einsetzen, meine Meinung. 

Und ein kleines Gedankenexperiment von mir: Söldnerfirmen sind nicht daran interessiert Konflikte in Krisenländern zu beenden. Wäre ja schön blöd sich selbst arbeitslos zu machen. Es geht immer nur darum, die Zahl der Feinde gerade so dezimiert zu halten, dass sie nicht zum Problem werden, aber ein Konflikt weiterhin bestehen kann. Und werden die Feinde mal zu schwach, dann kann man ja auch so hilfsbereit sein und ihnen etwas aus dem eigenen Waffenbestand, über Mittelsmänner, heimlich zukommen lassen. Den Feind ausrüsten. 

Klingt widersprüchlich? Nicht wirklich. Denn diejenigen die so etwas in die Wege leiten, die nehmen ja selbst nie an Kampfhandlungen teil. Aber, dass war jetzt eben nur mal laut gedacht von mir. 

Hab mir über diese Themen in der Vergangenheit sehr viele Gedanken gemacht. 

 

Das sind meine Ergänzungen zu deinem Text. Es freut mich, dass du dieses Thema aufgegriffen hast. Es ist verdammt kompliziert und unangenehm bedrückend. Aber bewusst sollte man sich darüber schon sein. 

Hat mich sehr gefreut wieder etwas von dir zu lesen, liebe Lichtsammlerin. 

 

LG JC

 

 

 

 

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Liebe Lichtsammlerin,

 

Joshua hat schon ausührlich kommentiert.

 

Für mich ein Gedicht,  das subtil mit Sprache arbeitet und unter die Haut geht.

 

Irgendwo dort, das ist die Distanz, die ermöglicht, unberührt zu bleiben, wenn wieder großzügig für Konsum im eigenen Land getötet wird, Maschinengewehre in ehemaligen Kolonialstaaten rattern und Bomben fallen, Massaker unter Zivilisten verschwiegen werden oder unvermeidlicher Kollateralschaden sind. Auch deutsche Waffenhersteller und Händler profitieren davon, und der Rest gibt sich meist ahnungslos.

 

Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße von gummibaum

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Hallo Joshua,

 

vor 9 Stunden schrieb Joshua Coan:

Der Böse ist der, der nicht als erster schießt. Gibt´s wirklich diesen Spruch.

Leider glaube ich dir sofort, dass es diesen Spruch gibt. Irgendein amerikanischer Präsident (weiß nicht mehr welcher) sagte auch einmal, dass man die Bösen daran erkenne, dass wir [Amerika] sie bombardieren. So einfach kann ein Weltbild sein..

Das perfide am Krieg, am Töten von Menschen durch Menschen ist ja diese abartige Perfektion der Grausamkeit.. was schon für Foltermethoden erdacht wurden.. und wir sind kaum weiter entwickelt, nur die Mittel sind andere geworden.

 

Kinder für Kriege zu nutzen ist leider wirklich.. fast einfach. Und im Grunde fehlen mir die Worte dafür.

Allein in Afghanistan sieht man den "langen Schatten". Die "Taliban" - das waren ja ursprünglich Kinder und Jugendliche, meist Waisen die im ersten Krieg mit den Sowjets alles verloren und später auf Koranschulen kamen. Auch sie sind bereits ein "Produkt" des Krieges.

 

vor 10 Stunden schrieb Joshua Coan:

Durch die Hintertür Waffen verkaufen und an der Vordertür grinsend ein Bemühen um Frieden vortäuschen. 

Die Händler manipulieren unsere bestechlichen Krawattenträger um sich Zugang zu Deals mit zwielichtigen Kunden zu verschaffen. Einmal verkauft, gibt man die Kontrolle über diese "Produkte" komplett ab. 

An irgendeiner Transparenz ist doch wirklich keiner interessiert. Reine Heuchelei. 

Dabei ist das meiste so offensichtlich. Wir werden nur darauf trainiert es nicht zu sehen. Aber allein, dass die fünf Veto-Mächte im UN-Sicherheitsrat auch die fünf größten Waffenexporteure sind.. Interessenskonflikt? Neeeein.. Und wenn dann illegale Angriffskriege geführt werden, egal, gegen eine Verurteilung kann ja ein Veto eingelegt werden. So einfach. Die Wahrheit ist leider, dass es Menschen gibt, die kein Interesse an Frieden haben. Und das gilt nicht nur für Söldnerfirmen.. es geht um politische Macht, geostrategische Überlegungen, Selbstbehauptung, was weiß ich..

Und mit "irgendwo dort" halten wir das schön weit weg von uns. Haben wir viel davon mitbekommen, dass Deutschland gerade 20 Jahre im Krieg (illegal) gegen Afghanistan war? Ne, war ja auch... irgendwo dort.

vor 10 Stunden schrieb Joshua Coan:

Und werden die Feinde mal zu schwach, dann kann man ja auch so hilfsbereit sein und ihnen etwas aus dem eigenen Waffenbestand, über Mittelsmänner, heimlich zukommen lassen. Den Feind ausrüsten. 

Klingt widersprüchlich?

Klingt leider nicht widersprüchlich, und es geschieht ja laufend. Schon im Irak-Iran Krieg hat Amerika offiziell den Irak unterstützt, später kam heraus, dass sie inoffiziell auch den Iran aufgerüstet haben.. Beide sollten geschwächt werden. Gleiche Strategie für Russland / Europa aktuell. Gegenseitig schwächen, denn als Verbündete wären sie gefährlich für Amerika.

Krieg ist in aller Regel eine Lüge, und unschuldige Menschen zahlen dafür.

 

Mich bewegt das Thema immer wieder, auch wenn ich manchmal alles darüber ausblenden muss, weil es mich zu sehr mitnimmt.

Aber wie du schreibst - man sollte sich dem bewusst sein.

Vielen Dank für deine Gedanken zu meinem Gedicht, hab sich sehr gefreut so viel dazu zu lesen!

 

Liebe Grüße Lichtsammlerin

 

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Lieber gummibaum

 

auch dir lieben Dank für das Feedback.

Die Sprache war in diesem Fall für mich beinahe eine Ausflucht. Ohne etwas Zynismus schien es mir unerträglich, die Marginalisierung der Bedeutungsschwere fand sich dann ausgedrückt in durchgehende Kleinschreibung.

Tatsächlich fühlte es sich anders auch ganz intuitiv einfach falsch an. So passt es..

 

vor 9 Stunden schrieb gummibaum:

Auch deutsche Waffenhersteller und Händler profitieren davon, und der Rest gibt sich meist ahnungslos.

Ja leider, und die Ausflüchte der Politik, die Rede von "restriktiven" Waffenexporten, steigt einem bitter auf. Was haben Waffen denn außerhalb von Kriegsgebieten zu suchen? Achso.. mmh. Es wird nicht sichergestellt, was mit den Waffen geschieht und letztlich werden mit deutschen Waffen ebenfalls Kriegsverbrechen verübt. Und das ist BEKANNT. Nur wird es geduldet..

Aber gut.. Im Syrien-Konflikt kämpft Deutschland mit Saudi-Arabien für die Demokratie. Was will man da noch sagen..

 

Trotz oder weil das Thema so schwer ist.. freut es mich, dass du dich darauf eingelassen hast.

Ich bin Idealist. Ich glaube an Frieden und weigere mich die Hoffnung darauf aufzugeben. Das ist das kostbarste, was ich habe..

 

Liebe Grüße Lichtsammlerin

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Liebe Charlotte,

 

wieder etwas verspätet meine Antwort.. :omabrathau2: Ich bin ja froh, dass meine Ohren noch dran sind. So viel wie mir gefühlt um die Ohren fliegt :whistling:

Ganz lieben Dank für dein Feedback und Lob!

Gerade bei einem so schweren Thema finde ich es nicht leicht, ein stimmiges Bild zu schaffen.

 

Liebe Grüße

Lichtsammlerin

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