Hallo, Fietje,
ich kann kein Latein, wollte aber gerne dazu greifen, du weißt schon, wissenschaftliche Betrachtung und so.
Daher musste ich zu einer Online-Übersetzung greifen - und die, das war mir bewusst, kann Risiken bergen. Jedenfalls kam als Übersetzung 'Die Tierwelt Deutschlands' heraus.
Falls also jemand hier Latein kann, bitte gegebenenfalls korrigieren, ja? Das wäre supernett und ich wäre wirklich dankbar!
Fietje Butenlänner schrieb:
Irgendwie begreife ich deinen Pentameter in Gegensätzen, tonal und interpretatorisch, kann es aber nicht recht greifen..., bzw ich traue mich nicht.... :gruebeln_yellow:
Gegensätze, damit liegst du richtig. Vielleicht ist es gut, wenn ich darauf aufmerksam mache, dass sich diese beiden Gegensätze aber trotzdem gemeinsam im Distichon finden? Getrennt und eben doch nicht getrennt. Sie gehören zusammen, auch wenn sie so verschieden sind. Wie heißt es doch: Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Gehobene Sprache, Jugendsprache. Gesellschaftsschichten. Bildungsschichten. Unterschiedlicher Sprachgebrauch (z. b. in meinem Dialekt, dem schwäbischen, da gibt es durchaus Betonungen, die nicht mit der hochdeutschen Entsprechung übereinstimmen). Phantasie und Realität. Gepflegte Ausdrucksweise und nun, nicht so gepflegte (Du Viech, du Hirsch!). U.v.m.
Hm, vielleicht hätte ich auch Brehms Tierleben als Titel nehmen sollen ... mal schauen, ob ich den Titel so belasse.
Was eint die beiden, außer, dass sie sich in einem Distichon begegnen? Beide beschäftigen sich mit Pegasus. Wofür steht Pegasus hier, sinnbildlich?
Das geflügelte Ross der Dichtkunst, mit dem sich beide beschäftigen. Pegasus (oder Pegasos) schlug einmal kräftig aus und schon entstand der Quell, aus dem die Dichter trinken.
Gegensätze. Inspiration haben beide. Womit beschäftigt sich der Hexameter? Nun, ich würde sagen, da 'jammert jemand auf relativ hohen Niveau'. Die Dichtkunst, gestern und heute. Hexameter hält nicht viel von Pentameter. Er ist der Meinung, dass das, was Pentameter unter Dichtkunst versteht, das Flügelross in die Flucht schlägt. Pentameter hingegen ist beleidigt. Er schimpft. Die beiden sind so nahe beieinander, haben, trotz der Unterschiede, so viel gemeinsam, beide dichten, ja, beide beschäftigen sich sogar mit der antiken Dichtkunst und trotzdem findet kein Austausch statt. Muss das so sein? Ich denke, nicht. Aber - es ist nicht nur oft, sondern meist so.
Sprechen denn die beiden wirklich verschiedene Sprachen? Nein, es sind zwei unterschiedliche Ausdrucksformen derselben Sprache - Deutsch. Aber lass das mal jetzt kurz, einen Moment lang, beiseite. Was machen die beiden, außer sich zu beklagen? Hexameter folgt den 'Regeln'. Pentameter nicht. Ist das nun etwas Gutes und etwas Schlechtes? Nun, kommt auf die Perspektive an. Pentameter erlaubt sich, gegen Regeln zu verstoßen: Hexa un' Penta. XxxXx. Pentameter ist gekränkt, fühlt sich beleidigt - nur aus anderen Gründen wie Hexameter. Tatsächlich fühlt er sich verletzt und wird deshalb so 'grob': Du Viech - Viech ist eine Bezeichnung für jemanden, der sich roh, wenn nicht sogar brutal benimmt. Hier stellt sich auch noch eine andere Frage: Die des Respekts. Und 'du Hirsch', nun, damit ist jemand gemeint, der mal wieder nichts kapiert. Warum nicht? Vielleicht, weil er gar nicht will? Akzeptanz des Anderen, der doch gar nicht wirklich anders ist, wie sieht es damit aus? Andere Meinungen, gegensätzliche Auffassungen, auch von dem, was erlaubt und nicht erlaubt ist, soll, sein darf.
Ich verrate dir mal ein 'Geheimnis', lieber Fietje - mir persönlich ist Pentameter zumindest etwas sympathischer als Hexameter. Er nimmt zwar kein Blatt vor den Mund, aber er ist - ehrlich. Und experimentierfreudig, probiert gern Neues aus - und wenn es aus der Antike stammt, nun, das auch. Für ihn ist es etwas Neues. Hexameter ist der 'Brave' - ist er der 'Gute'? Oder ist das nur seine eigene Sicht auf sich selbst? Aber, und hier kommt das Aber: Pentameter wird ebenso grob, wie er es Hexameter vorwirft. Das alte Prinzip, nicht wahr? Gleiches mit Gleichem vergelten. Und das ist immer noch so falsch, wie es war ...
Hexameter ist übrigens oben. Da denke ich auch an 'von oben herab'. Er drückt sich gepflegt und indirekt aus, aber was er sagt, ist - gemein. Gegensätze - auch Schein und Sein sind welche ...
Was nun einen weiteren Gegensatz anbetrifft, nämlich Können und Nichtkönnen - wer kann hier eigentlich mehr? Jemand, der so weiterschreibt, wie bisher geschrieben wurde - oder jemand, der sich genau das nimmt und es verändert? Neues wagt? Was ist dafür die Voraussetzung? Hexa un' Penta - Pentameter weiß, was er macht. Pentameter sagt: Hexameter, du bist ein roher, ein grober Mensch und du kapierst nicht mal, was ich da mache, weil du dich gar nicht dafür interessierst, du ignorierst es und du ignorierst mich! Ich bin für dich unter deiner Würde!
Gegensätze. Oben und unten. Tja - die Frage der Perspektive mal wieder ...
Wie ich bereits im Forum schrieb, kritisiere ich nie einzelne, individuelle Personen, sondern Denkweisen, Verhaltensweisen, Geisteshaltungen, politische (Fehl-)Entscheidungen als solche etc. Das ist auch hier der Fall.
Das Distichon kommt recht amüsant daher, bedient, so könnte ich sagen, sogar Klischees. Aus gutem Grund. Weil Klischees Klischees sind.
Kritikpunkt: Nehmt euch doch beide mal nicht so wichtig. Nehmt euch selbst doch nicht so - verdammt ernst. Redet miteinander. Akzeptiert einander. Was könntet ihr erreichen, wenn ihr zusammenarbeiten würdet? Stichwort: Fruchtbare Zusammenarbeit.
Frage: Lässt sich der Inhalt hier auch übertragen? Antwort: Durchaus. Auf vieles.
Miteinander statt Nebeneinander. Akzeptanz statt Ignoranz. Teamwork statt Egotrips. Beide Seiten würden davon profitieren. Wie auch nicht?
Ich dachte mir: Was wäre, wenn es da einen dritten Vers gäbe? Einen, in dem sich die beiden Gegensätze in der Mitte treffen könnten? Wenn sich sich entgegen kämen? Realität und Wunschvorstellung. Ich sitze gerade hier und seufze wirklich bei dem Gedanken ...
Immer diese 'Fronten'. Auch in Gedichteforen, das habe ich schon viel zu oft miterlebt - ob als aktives Forenmitglied oder als Gastleserin. Virtuelle Realität oder Real life - kein Unterschied. Fronten überall. In der Politik, in der Gesellschaft, in der Familie - überall. Und jetzt, aktuell, bei 'Corona'? Eben.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und wenn ich die Wahl habe, dann lache ich lieber, statt zu weinen ... und zum Glück gelingt mir das. Denn bei genauer Betrachtung
ist es lächerlich, dieses Verhalten.
LG,
Anonyma