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Geschrieben am

Der Raub der Sabinerinnen

 

An der feuchten Tibermündung

fehlte nach der frühen Gründung

des noch frisch erbauten Städtchens

die Präsenz so manchen Mädchens.

 

Daher galt es anzustreben

jenen Zustand zu beheben,

und es gab zu diesem Ziele

Festlichkeit und Kampfesspiele.

 

„Ich eröffne diesen Nepp nun

Mit ‘nem Opfer für den Neptun“

sprach der Romulus zum Feste

und empfing die Festtagsgäste.

 

Alle Römer standen Schlange,

als die Spiele war'n im Gange,

und dann raubten sie von hinnen

sämtliche Sabinerinnen.

 

Wutentbrannt war‘n wenig später

der Sabinerinnen Väter:

Raub war eine ernste Sache.

Und so riefen sie nach Rache.

 

Zwar geglättet war'n die Wogen,

als die Ehen war'n vollzogen,

denn Respekt und Anstand hatten

meist die angetrauten Gatten.

 

Doch die Väter der Geraubten

kaum den frisch Getrauten glaubten:

Auf dem Schlachtfeld trafen später

Ehemänner Schwiegerväter.

 

Doch im Stechen und im Hauen

kamen Schwiegersöhnefrauen,

und sie warfen sich dazwischen,

um die Gatten raus zu fischen.

 

Bald beendet war die Schlacht,

und sie schlossen in der Nacht,

da der Mond zog seine Runde,

miteinander Friedensbunde.

 

Und so kam's im Römerland,

dass regierte, Hand in Hand,

ein Sabiner ganz am Schluss

mit dem Römer Romulus.

 

Merke:

Große Krieger kann es quälen,

wenn die zarten Reize fehlen:

Männer, denen Weiber mangeln,

gerne deren Leiber angeln.

 

HÖRVERSION:

 

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  • Schön 9
Geschrieben

Tja lieber Georg,

 

so erlitten schon die Sabinerinnen in Rom

das erst später bekannte Stockholm Syndrom

 

Eine von dir mal wieder in meisterlicher Manier verdichtete Anekdote aus früh-geschichtlicher Zeit.

Hier entstand aus einem zunächst gewaltsamen Akt an den Frauen durch ihr beherztes Eingreifen dann doch noch etwas Positives. Die Sabinerinnen waren echte Heldinnen. Wenn es doch nur immer so sein könnte, ...

 

Grüße,

Aries  

 

  • Danke 1
Geschrieben
vor 22 Minuten schrieb Aries:

Eine von dir mal wieder in meisterlicher Manier verdichtete Anekdote aus früh-geschichtlicher Zeit.

 ...vielen Dank, lieber @Aries, ich erröte im Geiste... 😉 

 

vor 22 Minuten schrieb Aries:

Hier entstand aus einem zunächst gewaltsamen Akt an den Frauen durch ihr beherztes Eingreifen dann doch noch etwas Positives. Die Sabinerinnen waren echte Heldinnen.

...die Handlung spielte sich etwa 700 v.Chr. ab., also kurz nach der Gründung Roms um 753 v.Chr.

Laut Experten konnten die Handlungen der Römer erst seit ca. 300 v.Chr. historisch nachgewiesen werden, der "Raub der Sabinerinnen" ist also eine Sage, der Wahrheitsgehalt nicht gesichert.

 

Zu den "Heldinnen":

Zwischen dem Raub der Frauen und dem Eingreifen der Schwiegerväter vergingen mehrere Jahre, einige Frauen hatten bereits Kinder.

Ungewöhnlich an der Erzählung ist, dass die Frauen nicht - wie sonst üblich - versklavt wurden, sondern dass ihnen von Anfang an der Status der Ehefrau zugesprochen wurde.

So ist auch ihr beherztes Eingreifen zu erklären.

 

Nochmals "Merci" und viele Grüße,

Georg

Geschrieben

Endlich mal wieder die "Urfassung". Sonst benennt man stets so ein Theaterstück mit diesem Titel. Es geht um ein Theaterstück, welches der Dichter aber nicht unter seinem Namen aufführen lassen möchte. ...

 

Deine Abhandlung, Georg, ist aber auch sehr schön!

 

LG, Heiko

  • Danke 1
Geschrieben

 

 

Hallo, lieber Georg

Dass Frauen gegen ihren Willen verheiratet wurden, gib es ja heute leider noch. (Zwangsverheiratet, darauf steht bis 5 Jahren Gefängnis). Die Sabinerinnen wurden allerdings geraubt.( römische Sage).

Das machte bei vielen der Frauen auch keinen alzu großen Unterschied. Einige haben sich sicher damit arrangiert oder waren raffiniert, haben so Ihre Männer in den Griff bekommen. Doch in erster Linie (wie ich uns Mütter kenne) haben sie damals auch wohl an ihre Kinder gedacht. Für einige Frauen gabs ja auch noch den Wald mit den speziellen Kräutern, die Frau ins Essen streuen konnte und schon schlief der Mann selig ein. Wie war das noch, die Ehe endet mit dem Tod des Partners.

Allerdings sehr traurige Wahrheit ist heute noch.

Nach UNICEF-Angaben leben weltweit mehr als 60 Millionen junge Frauen, die verheiratet wurden, bevor sie volljährig wurden, die Hälfte davon in Südasien. Der Europarat forderte im Oktober 2005 staatliches Vorgehen gegen Kinderehen und Zwangsheirat.

Dein Merksatz speziell zu der Zeit damals oder auch heute?

Da gruselt es mich als Frau schon.

Denke da an die Barbaren (heute) in Kriegsgebieten. Wo aus einigen Kämpfern Monster und Mörder werden.

Es gibt allerdings auch viele liebe, wunderbare kluge Männer die mit uns Frauen auf Augenhöhe stehen.

Zu denen wir gerne hin und wieder aufschauen und sogar sehr gerne freiwillig mitgehen!

 

 

Herzliche Grüße

Feministin Josina

  • Gefällt mir 1
Geschrieben
vor 17 Stunden schrieb WF Heiko Thiele:

Deine Abhandlung, Georg, ist aber auch sehr schön!

Vielen Dank dafür, lieber @WF Heiko Thiele.

Mit "Urfassung" meintest Du wohl die Handlung in der Zeit kurz nach der Gründung Roms? 

 

Liebe @Uschi R.,

nun, in DIESEM Fall hatten die Sabinerinnen leider keine Wahl, nach etwas Besserem zu suchen.

Die "Wahl" hatten die Frauen - wenn's gut lief - ohnehin erst seit ca. 150 Jahren.

 

vor 12 Stunden schrieb L.A.F.:

Was du hier tust, ist fuer mich der ultimative Orgasmus: Seine eigenen Texte vortragen. Deine Stimme, der Leserhythmus geben dem Ganzen tausende Bilder mit dazu. Karin und ich vertonten auch eigene Gedichte, einzig eine Spielerei, aber spassig. Doch du bist dazu geboren. Dein Lorenz

Lieber Lorenz @L.A.F.,

Ich freue mich SEHR darüber, Dir im tropischen Thailand einen Leseorgasmus beschert zu haben 😉. Nein, im Ernst, ich bin ganz gerührt von Deinen netten Zeilen. Und was Du mit der lieben Karin damals produziert hast, war auch sehr spannend und kreativ.

 

zu "ganz am Schluss":

eigentlich müsste es heißen: ...dass regierte, ganz am Ende, ein Sabiner mit dem Römer Romulus. Aber da sich "Schluss" auf "Romulus" reimt, habe ich die beiden Worte ausgetauscht.

Das ist das Knifflige an historischen Gedichten: Man kann sich die Begrifflichkeit nicht aussuchen, die ist zum großen Teil festgelegt. Daher muss man ein wenig kompromissbereit sein.

 

vor 2 Stunden schrieb Darkjuls:

Lieber Georg, auch ich bin ganz verzückt. Dichterisch hervorragend und ganz großartig vorgetragen. Daumen hoch und immer wieder gern.

Liebe @Darkjuls,

es freut mich ganz besonders, dass Du als emanzipierte Frau mit dem Thema etwas anfangen kannst. Im Zuge der "me-too"- Debatte muss ich immer aufpassen, was ich schreibe. In der Antike galten aber - leider - andere Maßstäbe. Um so bemerkenswerter ist, dass die Frauen sich damals so mutig ins Schlachtgetümmel gestürzt haben.

 

vor 47 Minuten schrieb Josina:

Nach UNICEF-Angaben leben weltweit mehr als 60 Millionen junge Frauen, die verheiratet wurden, bevor sie volljährig wurden, die Hälfte davon in Südasien. Der Europarat forderte im Oktober 2005 staatliches Vorgehen gegen Kinderehen und Zwangsheirat.

Dein Merksatz speziell zu die Zeit damals oder auch heute?

Liebe @Josina,

 

vielen Dank für Deinen aktuellen Beitrag zu diesem Thema. Ich finde es sehr wichtig, so ein Ereignis auch in die heutige Zeit zu übertragen.

Danke auch für Deine Anmerkung zum "Merksatz": Der bezieht sich natürlich AUSSCHLIESSLICH auf die Antike. Zum Glück hat der Bundestag die Gesetzesreform "Nein heißt nein!" im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht. 

 

Euch ALLEN nochmals herzlichen Dank!

Danke auch an @Donna und an @Ponorist für die Likes!

 

Liebe Grüße und allen ein schönes Wochenende,

Georg

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Dass ich etwas damit anfangen kann, liegt vor allem daran, wie Du es mir als Leser angeboten hast. Geschichtlich bin ich nicht so sattelfest. Aber wäre mein Geschichtslehrer auf die Idee gekommen, das Geschehene so oder ähnlich auszuschmücken, ich wäre seine beste Schülerin gewesen. Erst hat mich ja der geschichtliche Titel etwas abgeschreckt, gerade weil ich da eigentlich nicht so gut mitreden kann. Dann fand ich das Gedicht auch sehr lang. Doch es liest sich sehr flüssig. Sind Geschichte und Kultur ein Lieblingsthema von Dir? Ich bin gespannt auf weitere Zeilen aus Deiner Feder, Georg. 

 

Sei gegrüßt von mir. Juls

Geschrieben

Hallo Georg!

Mit "Urfassung" in der Tat der römische Vorfall.

 

Übrigens war das zu früheren Zeiten, also zu ganz früheren Zeiten, nicht unüblich, sich weibliche Exemplare der eigenen Art aus einer anderen Sippe zu "raupen". Als die Gruppen noch relativ klein waren, zogen die Männer neben der Nahrungsuche auch hin und wieder los, um "neues Blut" zu erlangen. Natürlich ging das nicht immer räuberisch zu. Oftmals wurde auch ein entsprechnder Gegenwert gezahlt. Ob dieses das Mädel jedesmal auch wollte, steht auf einem anderen Blatt.

 

Gruß, Heiko

Geschrieben
Am 30.7.2022 um 14:03 schrieb WF Heiko Thiele:

Übrigens war das zu früheren Zeiten, also zu ganz früheren Zeiten, nicht unüblich, sich weibliche Exemplare der eigenen Art aus einer anderen Sippe zu "raupen". Als die Gruppen noch relativ klein waren, zogen die Männer neben der Nahrungsuche auch hin und wieder los, um "neues Blut" zu erlangen. Natürlich ging das nicht immer räuberisch zu. Oftmals wurde auch ein entsprechnder Gegenwert gezahlt. Ob dieses das Mädel jedesmal auch wollte, steht auf einem anderen Blatt.

Lieber @WF Heiko Thiele,

 

Du meintest wahrscheinlich die Jungsteinzeit, in der die Menschen als „Jäger und Sammler“ noch nicht sesshaft waren. Damals ging es sicherlich – in vielerlei Hinsicht – ziemlich ruppig zu, auch bezüglich Zwangsehe, Menschenraub und Sklaverei.

 

Interessant ist aber, dass es zu dieser Zeit häufig bei den Stämmen ein Matriarchat gab, in dem Frauen angebetet wurden und vermutlich auch maßgeblich das Geschick ihrer Gemeinschaft beeinflusst haben. Die Statur der „Venus von Willendorf“ (ca. 30.000 Jahre alt, siehe Abbildung) ist ein Beleg dieser speziellen Lebensform.

 

Liebe Grüße von Georg

 

Am 29.7.2022 um 20:00 schrieb L.A.F.:

Hi @Georg C. Peter, beeindruckend, wunderbar verdichtet, feine Arbeit (Nepp nun/Neptun 🙂).

 

Lieber Lorenz @L.A.F.


Dieser Satz von Dir ging bei mir völlig unter. Ich habe mich aber besonders über ihn gefreut, denn vor allem dieser Vers ließ mich etwas ratlos zurück (kann man das wirklich so machen oder ist dieser Reim zu "doof"?). Sicherlich kann man das so oder so sehen, aber zumindest Deinen Humor scheine ich damit getroffen zu haben. 😉 

 

Liebe Grüße von Georg

 

Am 30.7.2022 um 13:32 schrieb Darkjuls:

... wäre mein Geschichtslehrer auf die Idee gekommen, das Geschehene so oder ähnlich auszuschmücken, ich wäre seine beste Schülerin gewesen.

 

Sind Geschichte und Kultur ein Lieblingsthema von Dir? Ich bin gespannt auf weitere Zeilen aus Deiner Feder, Georg. 

 

Liebe Juls @Darkjuls,

 

Ich freue mich sehr darüber, dass Du wieder mit Begeisterung in die Schule gehst!

Du bist meine erste Schülerin und erhältst gleich eine Eins Plus! 🙂 

 

Ich bin kein studierter Historiker, befasse mich aber seit ca. 20 Jahren mit Geschichte, Schwerpunkt griechische und römische Antike.

Demnächst gerne mehr davon auf diesem Forum!

 

Liebe Grüße von Georg

 

PS: @Alexander, vielen Dank für Dein LIKE!

 

Venus v Willendorf.jpg

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