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Der Vogel
(i.E.a. Stefan George)

In alten Schriften ist zu lesen:
Es sei einmal ein Reich gewesen,
in dem auf wundersame Weise
ein Vogel lieblich milde sang.
Auen, wonnig Wälder leise
verbeugten sich vor seinem Klang -
purpurn floß das Licht der Sonne,
durch des Vogels Federkleid. -
In des Windes warmer Wonne
glitten Schiffe aus dem Meeresweit,
und im Klang der Menschen Schritte
wurd der Vogel matt und voller Leid, -
in den Augen flehend eine Bitte,
sank er nieder – für den Tod bereit.

***

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Hallo!

 

Schöne, melancholische Verse. Bei den herangleitenden Schiffen muss ich an Konquistadoren denken, die kommen, um das bis dahin unberührte Paradies zu erobern.

 

Kleine Anmerkung: In der vorletzten Zeile könntest du das "flehend" einfach umstellen, so dass es dann hieße: 

 

"In den Augen flehend eine Bitte".

 

Damit wäre die Elision ("flehend Bitte" statt "flehende Bitte") vermieden, ohne den Wortlaut zu verändern. Nur so ein Gedanke meinerseits.

 

Gruß

Cornelius

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Hallo @Holger

 

Es gibt die Legende von einem Vogel, der in seinem Leben nur ein einziges Mal singt, doch singt er süßer als jedes andere Geschöpf auf dem Erdengrund.

Von dem Augenblick an, da er sein Nest verlässt, sucht er nach einem Dornenbaum und ruht nicht, ehe er ihn nicht gefunden hat.

Und wenn er im Gezweig zu singen beginnt, dann lässt er sich so darauf nieder, dass ihn der größte und schärfste Dorn durchbohrt.

Doch während er stirbt, erhebt er sich über die Todesqual, und sein Gesang klingt herrlicher als das Jubeln der Lerche oder das Flöten der Nachtigall.

Ein unvergleichliches Lied, bezahlt mit dem eigenen Leben. Aber die ganze Welt hält inne, um zu lauschen, und Gott im Himmel lächelt.

Denn das Beste ist nur zu erreichen unter großen Opfern... So jedenfalls heißt es in der Legende.

 

:question: Hat Gott im Himmel auch gelächelt, als sein Sohn sich für die Sünden

der Menschen, mit Dornen, Nägeln und mit der Lanze durchlöchern ließ? 

 

LG 

 

 

 

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Hallo heiku,

 

Deine Erzählung und Deine Erzählweise rührt zutiefst das Herz. - Die selbstgewählte Aufopferung,

im Angesicht (sogar) des Todes - ja, die Ursache der Selbstlosigkeit ist in Deiner dargebrachten Fabel

quasi der Tod - zeichnet Wesen aus, die nicht in den Profanitäten des "Werde und Stirb" leben, sondern

vielmehr das "Stirb und Werde" in ihrer Seele tragen. So, wie es auch Jesu in sich getragen hat...

 

Der Sinn des ganzen liegt in der Gestaltung einer besseren Welt, die andere Wesen zur inneren Einkehr

bewegen möge.

 

Ganz herzlichen Dank für Deine berührenden Zeilen...

 

Herzlichst,

Holger

 

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