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Geschrieben am

Die Nacht legt über mich ihr blaues Tuch,

unter dem ich leise wandle,

bis dass der Mond mir niedersinkt.

Die finstre Stille ist mir dabei der schlimmste Fluch,

weil der Wind, den ich nach dir hab ausgesandt,

mir noch immer keine Kunde bringt.

 

Und da auch der Sternenglanz entschwand,

fürchte ich um meine Schritte,

die mich blind nun weitertreiben.

Die Lichtlein oben! hinter dieser Wolkenwand,

ach, ich wünscht ich wär in ihrer Mitte

und könnt an ihrer Seite bleiben.

 

Doch lieber reiche ich der Dunkelheit

die linke Hand

und hülle mich in Sterne ein;

In dieser Nacht gerinnt die Zeit.

 

In mir bleibt dann ein Wunsch zurück,

und leise zitternd wage ich

den letzten klargetrübten Blick.

Und verliere mich;

 

denn deine Augen sind mein Universum.

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Geschrieben

Das ist ganz und gar wunderbar, lieber KumboYa!

Mal ganz abgesehen vom Inhalt und den starken, intensiven Bildern -

auch von der Form her fließt es, da holpert oder stört rein gar nix.

 

Ganz besonders gefällt mir die "gerinnende Zeit", stark!

 

Liebe Grüße

Mary Lou

Geschrieben

dankesehr

 

allerdings stören mich noch einige passagen,

 

z.b. die sterne in der 3. strophe (ergeben eigentlich nicht so viel sinn, weil das lyr. ich ja nun doch nicht bei den sternen oben ist) , sowie die vielen unds in den letzten strophen

Geschrieben

Ja, hast recht, die Sterne sind an dieser Stelle zwar schön, aber unlogisch ...

och, da fällt dir bestimmt noch was anderes ein!

 

Die gehäuften "und" sind mir gar nicht so aufgefallen, also, mich stören sie hier nicht.

 

LG

Mary Lou

  • 3 Monate später...
Geschrieben

Hallo nochmal!

 

Gleich zu Anfang starte ich mal eine Metrikanneliese. Aber nicht aus dem Grund, um zu meckern, man müsse hier eine einheitliche Struktur über das Werk legen, sondern einfach nur für mich, weil ich Bild- und Rhythmusgeschehen im Zusammenhang sehen und darlegen möchte.

 

Strophe 1:

xXxXxXxXxX (Reim a) 5-hebiger Jambus, männliche Kadenz

XxXxXxXx (kein Reim) 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz

xXxXxXxX (Reim b) 4-hebiger Jambus, männliche Kadenz

xXxXxxXxXxXxX (Reim a) 2x Jambus, 1x Anapäst, 3x Jambus = 6-hebig, männliche Kadenz

XxXxXxXxXxX (kein Reim) 6-hebiger Trochäus, männliche Kadenz

XxXxXxXxX (Reim b) 5-hebiger Trochäus, männliche Kadenz

 

Strophe 2

XxXxXxXxX (Reim a) 5-hebiger Trochäus, männliche Kadenz

XxXxXxXx (Reim b) 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz

XxXxXxXx (Reim c) 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz

xXxXxXxXxXxX (Reim a) 6-hebiger Jambus, männliche Kadenz

XxXxXxXxXx (Reim b) 5-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz

xXxXxXxXx (Reim c) 4-hebiger Jambus, weibliche Kadenz

 

Strophe 3

xXxXxXxXxX (Reim a) 5-hebiger Jambus, männliche Kadenz

xXxX (kein Reim) 2-hebiger Jambus, männliche Kadenz

xXxXxXxX (kein Reim) 4-hebiger Jambus, männliche Kadenz

xXxXxXxX (Reim b) 4-hebiger Jambus, männliche Kadenz

 

Strophe 4

xXxXxXxX (Reim a) 4-hebiger Jambus, männliche Kadenz

xXxXxXxX (Reim b) 4-hebiger Jambus, männliche Kadenz

xXxXxXxX (Reim a) 4-hebiger Jambus, männliche Kadenz

XxXxX (Reim b) 3-hebiger Trochäus, männliche Kadenz

 

xXxXxXxXxXx (kein Reim) 5-hebiger Jambus, weibliche Kadenz

 

So, nachdem nun die alterwürdigen Dinosaurier, Jambus, Trochäus und Triceratops :-) ausreichend Erwähnung gefunden haben, die Frage, was uns ihr buntgemischtes Treiben verrät. Der böse Tyrannometrix Rex würde behaupten, hie und da wären zu viele Silben abgebissen oder doch zu wenige zwischen seine Zähne gekommen. Ich denke aber, seine viel zu kurzen Greifarme sind ein Hinweis dafür, dass nicht alles, was an ihm zu sehen ist, nützlich sein muss.

 

Es gibt also Werke, da könnte man es kritisieren wollen. Hier empfinde ich, musst Du selbst entscheiden. Ich denke nämlich, der Aufbau trägt den Inhalt und ist dabei konsequent nicht symmetrisch gehalten, ohne aber dabei eine Melodie aus dem Auge (mit dem man ja bekanntermaßen Melodien hört ;-)) zu verlieren.

 

Was Deinen eigenen Einwand zu den Sternen in der 3. Strophe betrifft, so fände ich Sehnsucht auch unpassend, denn die Sterne stehen für mich schon als Symbol für Sehnsucht. Ich weiß nicht, ob Du es bewusst so schriebst, aber wenn nicht, ist es umso erstaunlicher, wie sehr Poe etwas gesehen hat, was ich hier in Deinem Gedicht wiederfinde. In seinem Gedicht Evening Star verpönt er sozusagen der Romantiker lieb gewordenen Mond und degradiert ihn zur Tristesse, zur Sehnsucht des Gewöhnlichen. Viel lieber wollte er zu diesem Stern, der so weit weg ist, der unerreichbar scheint, die Phantasie erregt. So beginnst auch Du hier mit dem Mond und lässt in dieser Eingangsstrophe Worte wie „Fluch, finstre Stille, keine Kunde“ anklingen. In der 2. Strophe setzt Du es fort, in dem Du die Sterne erwähnst, aber deren Glanz entschwunden ist, und nun kommen Worte wie „fürchte, blind weitertreiben“ und der Wunsch, inmitten dem Sternenlicht sein zu können, das entschwunden ist.

 

Folglich hast Du recht, dass die 3. Strophe einen Bruch darstellt, bzw. geht sie eigentlich zunächst konsequent weiter. Hier steht nämlich die dichterische Entscheidung an, die Sache zum Positiven weiterzuspinnen oder zum Negativen (oder vermeintlichen, je nach Standpunkt). Du entscheidest Dich für die zweite Variante, wohl im Bestreben, die Melancholie der Sache hervorzuheben. Da passen dann die Sterne wahrlich nicht hinein, zu denen man doch eigentlich wollte. Und genau deshalb passt auch Sehnsucht nicht. Ich verstehe zwar, wie Du es meinst, aber ich sehe es so:

 

Du willst sagen, die Sterne hat LyrIch (noch) nicht erreicht oder es mangelt an Mut dafür, daher muss/will LyrIch sich in süß-schmerzende Sehnsucht einhüllen. Soweit passend. Bleibe ich aber im Sternensymbol, wo sie, die Sterne, die Sehnsucht verkörpern bzw. deren Gegenstand sind, fände ich das Wort Sehnsucht als zu plump, weil zu direkt eingeworfen. Viel schöner wäre hier ein Bildbezug, der dieses Gefühl im Zusammenhang mit den Sternen einfängt. Dazu müsste man evtl. die komplette Strophe anders formen.

 

Das ergäbe dann auch den runden Übergang zur letzten Strophe: ein Wunsch bleibt zurück, ein Blick ist klargetrübt (also: durch Klarheit getrübt), LyrIch verliert sich … um am Ende die Augen als die Sterne zu offenbaren, die derart bedeutend für LyrIch sind, dass er sie als sein Universum zu erkennen gibt, seinen Sinn, seine (Über-)Welt.

 

Die Und’se sehe ich dabei als gar nicht störend oder ins Gewicht fallend.

 

Soviel von meinen Gedanken für heute.

 

LG

 

Beteigeuze

Geschrieben

wow, vielen dank für deinen ausführlichen kommentar erstmal.

 

deine metrik analyse hat dir ja schon gezeigt, dass ich keinen fixen versmaß verwendet habe, sondern eher freier schreibe - auch wenn ein gewisser sprach ja nicht ausbleibt

 

gerade deine ausführungen zur sehnsucht (mit abstand die stelle, die mir an diesem stück noch am wenigstens gefällt) finde ich sehr nachvollziehbar und stimme dir hier zu, dass man eher ein bild für die sehnsucht finden sollte. und ja, vermutlich muss man dann die strophe umformen (eben wegen der sprachmelodie^^)

 

achja noch zum mond - leider bin ich in meinen jungen noch nicht dazu gekommen was von poe zu lesen; der ursprüngliche gedanke des sinken mondes war zum einen einfach die betonung der dauer, in dem das lyrische ich unterwegs, als auch, nachdem der mond 'ihm' niedersinkt, dem lyrischen ich auch in gewisser weise das 'normale nachtlicht' fehlt, obwohl es es eventuell sogar sehen könnte.

 

was ich auch sehr bedeutend finde (wahrscheinlich hast du's schon bemerkt, nur nicht explizit gschrieben) - deswegen auch der sehr kurze und somit hoffentlich auffallende vers: die linke hand - ist die tatsache, dass das lyrische ich sich der nacht zwar hingibt, aber nur 'helbherzig' wenn nicht sogar gelogen. somit ist dann hier wie du schon gesagt hast auf jeden fall schon die entscheidung getroffen. das lyrische will also auch die sterne (der natur) überwinden. die sehnsucht nach dem unerreichbaren projeziert sich (schreibt man das so? ) dann auf die augen des lyr. du - ich denke hier ist dann im gedicht allerdings noch nicht klar, ob die augen (damit die person) 'erreichbar' ist, wobei es fast mehr in richtung nicht erreichbar tendiert (durch wunsch, verlieren, das leise zittern) aber dennoch, wie du gesagt hast: der kosmos, ja letzten endes den sinn, bzw die komplette existenz offenbart sich trotzdem in diesen augen

 

danke nochmals und liebe grüße

 

PS: mir fällt grad nochmal in deiner formanalyse auf: der vorletzte vers in strophe 1 ist schon ein reimvers und zwar auf entschwand und wolkenwand - ganz unten dann auf die linke hand - also eine art negative verknüpung die letzten endes vom aussenden des windes herrührt.

Geschrieben

Was die linke Hand betrifft:

 

Sehr interessant, was Du dazu sagst, also wie Du es für Dich siehst. In der Art, dass man die rechte Hand gibt bzw. mit ihr vielleicht auch irgendwelche Schwüre abgibt, habe ich es gar nicht gesehen. Ich habe den Hinweis im Gedicht eher als etwas aus dem Gefühl heraus gesehen, dass LyrIch die linke Hand (näher am Herzen), also (allein) seine Emotion der Nacht hingibt.

 

Dein P.S.

 

Ja, das liegt daran, dass ich Strophe für Strophe durchgegangen bin. Strophenübergreifende Reime mag ich übrigens auch, aber wenn hier tatsächlich die von Dir geschilderte Absicht dahinterlag, würde ich doch von meinem Melodiegefühl her anders an die Sache rangehen. Denn wenn der Reim thematisch so gesetzt wurde, wäre es schöner, das Thema vorher schon mal anklingen zu lassen u. es vielleicht später wenigstens noch einmal zusätlich aufblitzen zu lassen. So wirkt es auf mich etwas zu willkürlich - was die anderen, ungereimten Stellen dann noch unterstützen. Also: z.B. im Vers, der auf "wandle" endet, wäre eine entsprechende Reimendung schön. Allerdings würde es sich schwierig darstellen, es nochmal in der dritten oder vierten Strophe einzubauen. Eine (melodische) Alternative wäre, "und hülle mich in Sterne ein" tatsächlich so umzuformen, dass dieser Vers sich auf alle Fälle noch auf einen anderen reimt.

 

LG

 

Beteigeuze

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