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Was ist es nur, welch Ungemach,

treibt die Menschen jeden Tach' ?

Liegts an meinem eigenen Wesen,

oder erkennt noch ein jemand,

ein Sinn nach Lebens Tellerrand,

abgesehn der Mär von Wein und Reben?

 

Alles Streben, alles Hoffen,

ganz ergeben und befleißt,

worin sich Menschenkind verbeißt,

Ende bleibt doch immer offen.

Selbst weise wissen, Wissenschaft,

hat keinem nach dem Tode was gebracht.

 

Ach wobei man kanns nicht wissen,

am End' in zweiter Karnation,

der Schlaue dumm, Spekulation,

vormals Dumme nun die Fahne hissen.

Deshalb schwirrt hin, herum und her,

mein armes Hirn in dem Gedankenmeer.

 

(Bitte keine Zurückhaltung ;D)

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Geschrieben

Keine Zurückhaltung? Dieses Angebot nehm ich gerne wahr.

Ehrlichgesagt ist das Gedicht eine Fahrradfahrt über Kopfsteinpflaster - sehr holprig und wenig elegant. Ich möchte nicht im einzelnen darauf eingehen, denn wenn du dich etwas mit Metrik beschäftigst, wirst du die Fehler selbst finden. Zudem wirken einige Reime erzwungen.

Inhaltlich bemüht sich der Text um Tiefe, aber bleibt an der Oberfläche haften, was ich sehr schade finde. Der Ansatz von Selbstironie am Ende ist nur schwach gelungen. Ehrlichgesagt erwarte ich von einem Gedicht über den Sinn des Lebens einfach mehr und ich schätze, dass du auch tiefere Gedanken zu dem Thema hast. Es ist nur schwierig diese literarisch umzusetzen, weshalb dieser Versuch auch seine Daseinsberechtigung hat. Betrachte es als eine wichtige literarische Stufe deiner Entwicklung. Ich freue mich auf mehr und vor allem ausgereiftere Werke.

 

Lieben Gruß

DerSeelendichter

Geschrieben

Hi Seelendichter,

 

danke für deine offene Kritik, ich gestehe gerne ein, dass ich meine Gedanken noch nicht, oder eher nie, in der Art zu Papier bringen kann, wie es die 'Unsterblichen' konnten/können. Auch geht es weniger um das tiefgründige Hinterfragen, sondern eher um den Grund für eben dieses. Warum ist das Thema mir so wichtig. Soll heißen, mann beschäftigt sich mit solcherlei Gedanken, aber das lyr. Ich erkennt, dass egal wie Tief es je in die Materie eindringen kann, nie auch nur ansatzweise verstehen wird. Deshalb nimmt es sich auch nur halb ernst.

Zur Metrik hast du wirklich nicht viel gesagt. Vielleicht hab ich das Gedicht wirklich zu wirr geschrieben, doch ich bin mir bewusst, dass es in der ersten Strophe als Beispiel,

 

A Jambus 4 - hebig

A Trochäus 4 - hebig mit Katalexe

B Trochäus 4 - hebig

C Jambus 4 - hebig

C Jambus 4 - hebig

B Trochäus 5 - hebig

 

kunterbunt zugeht. (Das geht in den 2 anderen Strophen so weiter..) Allerdings in Bezug auf die letzten zwei Verse sicherlich verständlich, wie eben in dem Kopf des lyr. Ichs. Zu den erzwungenen Reimen, einige kann ich da nicht erkennne, nur einen unreimen Reim der mir tatsächlich entwischt ist, also nicht gewollt da plaziert und natürlich das 'Tach', hat mir aber gefallen, da ich einfach lockerer an so ein normalerweise schweres und tiefsinniges Thema ran gehen wollt.

 

Also, ich aktzeptiere und toleriere, dass du wenig mehr als hingekleisterte Verse siehst und die scharfe Kritik ist durchaus erwünscht, aber sie sollte auch konstruktiv sein. Vielleicht hast du das Gedicht auch nur kurz überflogen, dann sollte aber ein Urteil über die Feinheiten des Gedichts gar nicht erst gefällt werden. Tiefe Gedanken mache ich mir sehr oft zu dem Thema, deshalb eben in diesem Gedicht eher mal von der einfachen Seite, aber irgendwie auch wieder nicht.

 

lg,

steppenwolf

Geschrieben

Hallo Steppenwolf,

ich habe mir dein Gedicht noch einmal genauer angeschaut. Tatsächlich kann man den Versuch eines sehr komplexen formalen Aufbaus erkennen, der jedoch recht fehlerhaft ist. Ich demonstriere das an der von dir erwähnten ersten Strophe. Verzeih, dass ich mir nicht die Mühe mache, das auf das ganze Gedicht anzuwenden, es wäre für mich im Moment zu umfang reich

 

x X x X x X x X

Was ist es nur, welch Ungemach,

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treibt die Menschen jeden Tach' ?

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Liegts an meinem eigenen Wesen, <~~ richtig wäre "Liegt's", aber das ist eine Kleinigkeit

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oder erkennt noch ein jemand,

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ein Sinn nach Lebens Tellerrand, <~~ "einen", da Akkusativ

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abgesehn der Mär von Wein und Reben? <~~ abgesehen von, das man nicht weglassen darf

 

Wie du siehst, ist die erste Stophe recht unsauber geschrieben. Das lässt sich natürlich verbessern (zum Beispiel indem du statt "eigenen" "eig'nen" im zweiten Vers schreibst), aber bisher hemmt die Fehlerquote den Lesegenuss.

Nun zu der angestrebt hohen Komplexität: ich verstehe nicht, wieso du die Form in solch einer Komplexität darstellen wolltest. Meiner Meinung nach erschwert das den Lesefluss ungemein. Dadurch wirkt das Gedicht undynamisch, hin und her geworfen, vor allem aber sehr willkürlich.

 

Am wichtigsten ist mir nun doch der Inhalt. Am Anfang steht das bereits im Faust bekannte Bemühen um die Erkenntnis des Sinns vom menschlichen Streben. Die Unkenntnis darüber führst du daraufhin aus und das läuft bis zum Schluss. Em Ende kommt ein selbstironischer Schwenker und lässt den Leser damit allein. Möglicherweise hattest du dabei Harry Haller aus dem Steppenwolf im Sinn, der es nicht schafft, sich selbst und die Welt mit Humor zu sehen und daran zugrunde geht. Doch das Gedicht bleibt oberflächlich. Zumindest deutet es nicht darauf hin, dass sich das Lyrische Ich die Frage nach dem Sinn wirklich stellt, da es ihn nur insofern zu betreffen scheint, alsdass sein "armes Hirn in dem Gedankenmeer" versinkt. Es fällt mir schwer es zu beschreiben, was ich meine, aber mir scheint, dass in dem Gedicht zwar Gedanken, jedoch keine Gefühle stecken. Was kümmert es einen Menschen, ob einem Wissenschaftler sein Werk nach dem Tod etwas gebracht hat, der selbst Sinnfragen hegt? Das finde ich zu unpersönlich. Außerdem ist es vielleicht ein Fehler von einem "lyrischen Ich" zu sprechen, da keines vorkommt, sondern nur ein Erzähler. Und dieser Erzähler macht sich darüber scheinbar lustig, jedoch auf eine recht primitive Art und Weise.

 

Das soll auf keinen Fall ein Angriff sein und ich hoffe, dass du verstehst, was ich meine und wieso ich mit dem Werk so unzufrieden bin.

Vielleicht lassen sich die Widersprüche auflösen.

 

Lieben Gruß

DerSeelendichter

Geschrieben

Ok vielen Dank für diese, jetzt ausführliche Kritik, zu aller erst, Nein, ich fühle mich nicht angegriffen, eher freue ich mich. Vielleicht hab ich das mit dem Fahrrad auf dem Kopfsteinpflaster zu persönlich genommen, es kam mir einfach ein bisschen uninteressiert vor, anders gesagt vielleicht brauche ich einfach klarere Hinweise auf meine Fehler. Wie auch immer, warum so komplex? Naja man sieht doch zum Beispiel schon an der Unterhaltung hier, dass die eigenen Gedankengänge sehr wirr sind und schwer zu verstehen sind für andere, daher habe ich die Leserfreundlichkeit hinten angestellt, würdest du mir generell davon abraten? Zum Inhalt nochmal, der Teil mit der Selbstironie stimmt soweit, der Erzähler verzweifelt daran, dass es keinen Sinn hat die Frage nach dem Sinn des Lebens zu stellen, d.h. wozu sie stellen wenn es doch keine Antwort geben kann? Deshalb bekämpft er seine Verzweiflung indem er sich darüber lustig macht, wie aussichtslos die Lage ist. Naja ich gestehe ein es ist wirr, vielleicht einfach zu viel von meinen Gedankengängen zu ungeordnet. Aber, dass du dir die Mühe gemacht hast, es nochmal genauer unter die Lupe zu nehem finde ich wirklich nett.

 

lg steppenwolf

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