Hallo, Gaukelwort,
nur noch etwas, das ich für sehr wichtig halte.
Selbst zur Folter fällt mir noch ein überdenkenswertes Beispiel ein. Es gab mal einen Polizisten, der hat einem gefassten Kindesentführer illegales angetan, um von ihm den Aufenthaltsort des Kindes das immer noch in Lebensgefahr war zu erfahren. Mögen mir bitte vergleichbare Entscheidungen erspart bleiben.
Für mich verliert der Polizist seine Würde als Mensch nicht. Für mich ist der Unterschied zwischen ihm und 'Folterknechten' groß, sehr groß - gigantisch.
Ein Folterknecht ist jemand, der sich dafür bezahlen lässt, Menschen zu quälen. Ich gehe davon aus, dass es da einige gab (und, das ist leider Tatsache, auch heute noch gibt, in entsprechenden Ländern), die überhaupt nichts dabei empfanden/empfinden; das Foltern war/ist für sie nur - Arbeit. Ein Job. Sie schaffen es, das Opfer 'zu entmenschlichen', es auf ein 'Ding', ein Objekt, zu reduzieren. Ich gehe aber auch davon aus, dass es einige gab und gibt, denen Foltern Spaß macht und, ich drücke es mal ganz unverblümt aus, einige, denen dabei sogar 'einer abgeht'.
Der Polizist hingegen, bei diesem denke ich, dass er sicher nicht genossen hat, was er tat und ihm auch nicht egal war, was er tat. Er sah sich zu etwas gezwungen. Zu einer scheußlichen Wahl. Ja, rein theoretisch hatte er eine Wahl. Aber wenn das Leben des Kindes in akuter Gefahr war, keine Zeit blieb für langes Verhören, weil das den Tod des Kindes zur Folge gehabt hätte - dann hatte er gar keine Wahl. Nicht als Mensch. Ich hoffe auch, inständig, dass ich niemals, niemals vor so einer Entscheidung stehen muss. Ich würde mich nicht anders entscheiden als der Polizist. Aber ich würde mich wirklich, wirklich furchtbar fühlen - und hätte deswegen sicher für den Rest meines Lebens eine schwere Last zu tragen. Ich hoffe, der Polizist bekam dann auch psychologische Hilfe, denn das, wozu er sich gezwungen sah, kann zu PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung) führen.
Mir bleibt gerade die Frage: Ist Dichten nun Tat - oder ist das Schreiben nur eine Abart von Reden?
DAS ist eine gute Frage. Eine schwierige Frage. Über die ich sicher noch sehr viel nachdenken werde ... da ich die Antwort (noch?) nicht weiß ...
Was ich aber weiß: Mein Leben besteht ja nicht nur aus dem Schreiben allein. Und ich gehe davon aus, dass das bei jedem/jeder so ist. Abgesehen vom Dichten bin ich im 'Real life' ein, wie ich denke, durchaus aktiver Mensch. Ich rede und schreibe nicht nur über z. B. Umweltzerstörung oder das stattfindende Aussterben. Im Laufe der letzten ca. 1 1/2 Jahrzehnte habe ich in meinem Leben so viel geändert, wie ich nur konnte. Mit Bedacht, denn 'alles auf einmal' zu ändern und überstürzt zu handeln, das hat selten nachhaltige Wirkung/Erfolg. Aber Schritt für Schritt nahm ich viele, sehr viele Änderungen vor. Heute würde ich sagen, dass ich durchaus mein 'Leben (insgesamt betrachtet) auf den Kopf gestellt habe'.
Reaktionen meines Umfeldes? Nun, in meiner Familie werde ich manchmal nachsichtig belächelt, ach, so ist sie eben, manchmal spinnt sie schon ein bisschen, aber sie schadet ja niemandem. Im weiteren Umfeld gab es auch völlig verständnislose Reaktionen, wie z. B. : Hast du sie noch alle? Oder: WAS? Wie kann man denn nur ohne Ding XYZ leben?!? Und manchmal, ja, da bin ich auch schon Leuten begegnet, die, ich sag mal, nicht unbedingt freundlich zu mir waren.
Nichts desto trotz - es ist mir viel zu wichtig, tätig zu sein. Und zwar in dem Bereich, in dem ich etwas ändern kann: Bei mir.
Damit es kein Missverständnis gibt: Es liegt mir fern, 'stolz auf mich zu sein'. Ich bin nicht so weit, wie ich es gerne wäre. Manches gelang mir besser, anderes weniger gut. Und auch vor meiner Tür steht der Schlendrian, versucht immer wieder, seinen Fuß in die Tür zu bekommen, weil er wieder einziehen möchte. Gegen den wird es wohl einen 'lebenslangen Kampf' geben. Und manchmal, da ärgere ich mich dann auch über mich selbst. Wenn ich müde bin oder mich dabei ertappen muss, dass ich dem Schlendrian doch mal nachgegeben habe. Dann muss ich dessen Fuß wieder aus der Türe schieben und denke mir: Mensch, das hättest du dir ersparen können! Zugleich weiß ich aber, dass ich auch nur ein Mensch bin. Und das hilft mir dann wieder, mich nicht zu 'hart ins Gericht' zu nehmen.
LG,
Anonyma