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Feedback jeder Art Schnappschuss (Maastricht, Spielecke in Café)

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Klitzeklein der Junge
Der Daumen tief im Mund verborgen
Die andere Hand
Ein Buch blätternd
Die müden Augen folgen den Bildern

Atmen Schauen Nuckeln

Später zieht die Mutter ihm die Jacke an
Der Daumen vorübergehend aus dem Mund heraus

Er
erzählt eifrig

Sie
über ihn gebeugt

Seine Hand routiniert verwickelt in ihren langen Haaren
Steckt sein lächelndes Gesicht mitten hinein

In die Haare

Hält inne
mit halb geschlossenen Augen

Dann fällt ihm noch etwas ein
und er dringt durch die Haare durch
zu ihrem Gesicht
Ganz nah an diesem
erzählt er seine Geschichte weiter

Sie lächelt
(Knallroter Lippenstift)

Danach:

Jacke angezogen, Reißverschluss hochgezogen, Mutter aufgestanden
-
Der Daumen, wieder fest im Mund

Ich mache kein Foto.
 
Liebe Missgunbar,
der Junge betrachtet Bilder und erzählt, ist aber klitzeklein (unterentwickelt?) und nuckelt am Daumen. Er sucht die Nähe zur stark geschminkten Mutter, die ihrem Kind aber kaum Interesse entgegenbringt, es beim Ankleiden nur mechanisch wie einen Gegenstand behandelt.

Man kann solche Szenen häufiger beobachten. Zigarette im Mund und Handy am Ohr kommen oft noch dazu. Abhängigkeit der Eltern von Konsumartikeln und Außenwirkung, Unfähigkeit, sich auf die Kinder einzulassen. Es ist kein Wunder, wenn die Kinder wegen seelischer Vernachlässigung auffällig werden.

Gern gelesen.
LG g
 
Hallo Missgunbar,
die Geschichte des kleinen Jungen hätte mich brennend interessiert. Das Drumherum war aber auch interessant, wenn auch ein wenig ernüchternd.
Vielen Dank für den Schnappschuss und schöne Feiertage.
VLG - Peter
 
Guten Morgen @gummibaum ,
der Junge ist klitzeklein, einfach weil er mal gerade drei Jahre alt ist. Daumen lutschen manche Kinder ja oft, bis sie in der Schule sind, ich denke, er war ganz normal entwickelt.
Meine Intention in Bezug auf die Mutter war tatsächlich eine gänzlich andere als bei den Lesenden angekommen ist, befürchte ich. Sie sollte gegenwärtig, aber eher im Hintergrund sein.
Die Liebe zur Mutter (in der Realität) war offensichtlich, aber ich habe es wohl in meinem Text nicht erkennbar herüber gebracht.
Ich wollte die Mutter im Hintergrund stehen lassen, weil mich als Beobachterin der Junge interessiert hat. Wie sein Daumen im Mund steckt, wie dieselbe Hand später in den Haaren der Mutter steckt, wie er sein Gesicht durch diese Haare hindurch zum Gesicht der Mutter streckt.
Dass die Mutter zum Schluss lächelt, soll die Verbindung zwischen den beiden deutlich machen.
Die Szene ist Alltag im Eltern Dasein (Jacke anziehen), reine Routine. Aber die Verbindung zwischen Kind und Mutter ist etwas besonderes.
Ich werde ein wenig nachdenken, ob ich den Text anpasse oder stehen lasse.
Danke für deine Rückmeldung!

Lieber @Ponorist

ich kenne die Geschichte des Jungen nicht, ich habe ihn genau für diese kurze Szene deines Lebens gesehen. Und ich werde ihn nie wieder sehen.
Diese Tatsache, dass man so unglaublich viele Menschen stets nur für einen Bruchteil ihres Lebens sieht und dann nie wieder, die finde ich immer wieder unfassbar. Jeder Einzelne hat ein eigenes Leben und man streift es nur ganz kurz.
Wahnsinn. 🙂
Zu meiner Intention habe ich Gummibaum bereits geschrieben, sie kommt wohl nur schwer beim Leser an, also ist das Gedicht vielleicht noch ausbaufähig.
Danke dir für deine Rückmeldung!
Danke auch an die Likes von
euch, @Manuelasworte , @Guenk , @Vetula @Sternwanderer @Zorri und @Stavanger
 
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Hallo Miss Gunbar,

als ich Deine Momentaufnahme gestern überflogen habe,
war ich erstaunt, wie detailliert Du beobachtet hast .

Das Leben besteht aus Tausenden solch kleiner Momentaufnahmen -
sie wahrzunehmen und zu würdigen ist wundervoll.

Ich denke mir auch oft, wenn ich so kleine Bildausschnitte wahrnehme - im Bus, im Bahnhof oder sonstwo,
dass dieser klitzekleine Moment mit genau diesem Zusammentreffen -
zB. zwei skurill anmutende Zeitgenossen mit Tattoos und bizarrem Verhalten, während eine kleine Meise ins Bild fliegt und womöglich noch ein stark parfümierter und trampelhafter Gockelmann sich in Szene setzt .... die Tulpen im Hintergrund und ganz im hintersten Hintergrund meine Traurigkeit an diesem Tag.


Ich finde übrigens, dass Dein Werk Verbundenheit zwischen Kind und Mutter zeigt.
Gummibaums Kommentar lässt mich zwar stutzen -- aber auch das nochmalige Lesen bestätigt mein erstes Empfinden .

lG Sternenherz
 
Hallo @Sternenherz,
ja, manchmal will das Leben wie eine Anreihung kleiner Szenen scheinen, die allesamt auch aus einem Drehbuch stammen könnten.
Sehr oft sehe ich Dinge und stelle mir vor, dass sie Teile eines Films sind.
Im Prinzip sind sie es auch, wenn man das Leben jedes einzelnen als Doku betrachtet 🙂
Ich danke dir für deine schöne Rückmeldung, meinen Text lasse ich, wie er ist, letztlich versteht oder erkennt jeder Leser und jede Leserin andere Nuancen und stellt andere Verbindungen her.
Jede Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen ist schön, finde ich.
„meine Traurigkeit an diesem Tag“ - das fühle ich sehr. Meine ist immer irgendwie da, lenkt mich jedoch nicht mehr so sehr, wie noch vor einem Jahr.♥️ Ich sende dir liebe Gedanken.
LG Missgunbar

@gummibaum ,
das muss dir gar nicht leid tun, so habe ich mein Schreiben noch mal genauer angeschaut, mein Mann musste (ja, er musste) seine unvoreingenommene Meinung äußern und das alles ist doch gut! Sich mit Texten auseinandersetzen ist schön. Ich danke dir!
Und wenn man heute auf Spielplätzen steht, sieht man sehr viele Eltern, wie du sie beschrieben hast. Wenn Kinder anfangen, Eltern zu spielen und daher einen Puppenwagen schieben und auf ein Spielhandy starren, ist das traurig.
Hab einen schönen Ostersonntag!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Missgunbar,
ich meinte nicht die Lebensgeschichte des kleinen Jungen, die kannst du natürlich nicht kennen bei dieser flüchtigen Begegnung, sondern die Geschichte, die er mit seinem Bilderbuch erzählte. Das wäre vielleicht ein spannender Aspekt in der Spannung zwischen Innen- und Außenwelt gewesen. Sorry für das Mißverständnis.
Spannend finde ich hier in den Beiträgen auch deine gut geschriebene neutrale Beobachtung in vielen Details gegenüber verschiedenen Deutungen.
VLG
Peter
 
Hallo Missgunbar!

Das gefällt mir wirklich gut. Ich habe vor Jahren mal in ein Buch von Hanns-Josef Ortheil geschaut, "Schreiben dicht am Leben. Notieren und Skizzieren" hieß das; dein Text hat mich daran erinnert, und auch daran, dass auf diesem Weg viele gute Texte entstehen können.

Gruß,

Ferdi
 
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