
I.
An Deine Fesseln
ist ein Lied gesponnen
aus der Essenz von
Brombeeren
Ausgenommen zu einem tief einatmenden
A-Moll,
das zwischen Deinem zarten Singen klingt,-
wenn du zum Markt die dunkelroten Kirschen bringst
— furchtsam fast-
und doch so voll,
als wenn es sich ganz selbst
genüge
Und wie ein Kind das keine Lüge kennt
bleibst Du der Welt in allem neugierig gesinnt
obwohl die Liebe Dich so tief durchdringt
— und Deine dunkle Seite klingt
im Seitendunkel einer Geige
in die Heimweh und Fernweh gleichwie
aus einem Tone
rinnt
II.
Ich sehe Dich an
und ich nehme Dich an
Du Streunerin von Straßenliedern,
von Marktkübeln voller dunkelviolettem Flieder
Und der Duft von Brombeeren an Deiner Wange
ist vom gleichen tiefen Wehmutsklange
wie die Lieder der Ausgestoßenen
jenseits der Hügel
in den Sanddünen der Wüstenmeere
Und ich -in meiner Städterschwere-
suche nach Deiner Wüstenleichtigkeit und finde sie
ganz in Dein Lockenhaar zum Kranz gebunden
In diesem Sinne bin ich ganz befreit: Das meine -in die Stadt gebundene- Leere
um Dich freit um sich ganz mit Dir anzufüllen
Und mein Verarmen in der Zeit
darf sich mit Deiner Zeitenlosigkeit verhüllen
und darin werd auch ich so federleicht
wie Deines Seufzen länderlose Einsamkeit
in schicksalsweiten Stunden
Und gleich so schicksalsweit
schließen sich viele
Wunden
Noch bin ich tief in dich geknüddelt
doch werde ich einst ausgeschüttelt sein
aus diesen von deiner Nacktheit segensvollen
Laken und wie Du duftend: brombeerfarben - wie ein Erwachen,
entwachsen meiner Einsamkeit,
— angeschwollen wie ein Ozean und endlos wie ein
Buddhalachen
III.
Du zeichnest Dich leicht
und wie ein Vögelchen so gern
und ich -der schwer ist wie ein Stein und allen Vögeln oben fern,-
beobachte Dich wie einen segensreichen Stern
weil du mir reichst in Deiner Brombeerduftunendlichkeit
in meine Städterervereinzeltheit — die kleine
warme Beerenhand
Wie viel Leid hast du Leichte schon erkannt,
aus deinem Federkleid für sie und für Dich selbst entwirrt
und Land für Land verlassen müssen
Und in den bittersüßen Küssen
von rauem Wüstensand an viel zu nackten,
wunden Füßen,- die tanzen unten
dort am Strand- und blitzen aus den Schleiern von Geheimnissen-
habe auch ich erkannt: es ist der Stillstand der mich quält !
Während die ganze Welt ganz
tief betört vor Deinem Federtanze stehen geblieben ist
und dabei fast wie Lieben das selber keine Liebe kannte
sich selber gänzlich unerkannt geblieben ist
hast Du geglaubt, Du hättest Dich
verirrt
Doch sieh, zum Ende deines Tanzens hin
hat es sich ganz von selbst -unendlich leicht-
aus Deinem Federkleid entwirrt:
Ein Angenommen in der Liebe