Hallo Federtanz,
du meine Güte - das kann ausarten. Bist du sicher, dass wir, was die Länge unserer Kommentare und Kommentarantworten betrifft, aufeinander losgelassen werden sollten? :biggrin:
Gut, dann also hier mein Roman auf deine Romanantwort auf meine Romanantwort zum Roman. Oder so ungefähr.
Völlig recht gebend. Wir adaptieren uns stetig an. Piaget der Urvater der Pädagogik (Lernpsychologie) hat die spannende Theorie der Adaptation (Anpassung), der Assimilation (Angleichung) und der Akkommodation (Anreicherung) aufgestellt:
"Nach Jean Piaget strebt ein Individuum nach einem Gleichgewicht (Äquilibrium) zwischen Assimilation und Akkommodation.
Durch das Assimilieren und Akkommodieren nutzt ein Individuum seine Schemata oder erweitert diese". Quelle:
http://www.lern-psychologie.de/kognitiv/piaget.htm
Danke. Diese Ausführungen finde ich interessant, mit dem Link werde ich mich auf jeden Fall noch beschäftigen. Wobei mir auch der Gedanke hier in den Sinn kommt, dass das Streben nach einem Gleichgewicht ja auch universell und damit auch philosophisch gesehen werden kann. Politisch, gesellschaftlich ... jedenfalls ist es nicht ganz von der Hand zu weisen. Nur 'schmeckt' mir der Gedanke an 'Assimilierung' irgendwie nicht so recht - aber daran könnten auch die Borg schuld sein. :wink: Gegen Anreicherung hätte ich auf jeden Fall nichts. Das ist immer gut - im geistigen Sinne. Im materiellen sehe ich das eher nicht so. Aber das wäre ein anderes Thema.
Wir sind Menschen dieser und jetziger Zeit, unsere Sprache, unseres Ausdrucks, die indirekten Botschaften, Wortwitze, Umgangssprachen dienen uns zur Anpassung zur gelungenen Kommunikation sowie der sozialen Zugehörigkeit und ist gleichzeitig eine wichtige Zeitinstanz-wir sind-so kann man also sagen- unsere eigenen sprachlichen Zeitzeugen. Voll Knorke 😉.
Dann tanze ich wohl doch manchmal etwas aus der Reihe. Meine Gedichte sprechen oft 'verschiedene Sprachen' in dieser Hinsicht. Es kommt darauf an, 'wer' in ihnen spricht. Nicht nur, aus welcher Zeit meine Protagonisten stammen, sondern auch die gesellschaftliche 'Verortung' fließen bei mit ein. Ich habe auch schon Dialektgedichte geschrieben, Gedichte, in denen kluge oder ausgesprochen, nun, unkluge Personen Protagonisten waren - mir ist in dieser Hinsicht größtmögliche 'Authentizität' wichtig. Da ich eine 'Vorliebe' für Satiren habe, politisch, gesellschaftlich, sozial - ist das, so finde ich, notwendig. Damit ein 'Charakter', den ich kreiere, nicht unglaubwürdig wirkt.
Ja, in gewisser Weise trifft das zu, mit uns als 'Zeitzeugen'. Deshalb finde ich es ja auch so wichtig, 'hier im Jetzt' zu schreiben, in unserer eigenen Sprache. Anklänge an andere Zeiten sind möglich, ja, aber, wie ich bereits erwähnte - das Kopieren ist keine gute Idee. Wir haben unsere 'heutige' Sprache nicht nur gelernt - wir haben sie, im Laufe unseres Lebens, von frühester Kindheit an, 'verinnerlicht'. Sprache kann sich nur so 'entfalten' - und das trifft auch auf die 'Schriftsprache' zu. Deshalb würde ich, obwohl ich doch zumindest so einigermaßen ausreichend Englisch kann und gezielt weiter lernen könnte, trotzdem nie ein Gedicht auf Englisch schreiben. Gerade wegen dem, was du hier erwähnst: Wortwitze, indirekte Botschaften, versteckte Bedeutungen, der übertragene Sinn, Umgangssprache - all das würde fehlen. Das könnte nichts werden.
Damals war es üblich "so" zu reden. Texte dieser exotischen Schönheiten - daran dürfen wir uns heute erfreut laben. Und dein Text hat in mir dieses besondere Gefühl hervorgebracht, dass ich bloss in altehrwürdige historische Romane finde/gefunden habe...
Das freut mich sehr - wenn ich diese Vergangenheit 'anklingen' lassen konnte. Es war nicht einfach, aber es machte auch mir beim Schreiben Freude.
Ich finde es allzu normal, dass man sich anpassen will, aber irgendwie dann doch seinen individuellen Weg sucht, um sich hervorzuheben. Auch ich verändere mich. Ich glaube, bei mir passiert das in (manchmal wiederkehrenden) Schüben. Es gibt keinen "das ist es!" - Moment-ich Assimiliere stetig-
halte fest-
nehme Eindrücke wahr-
fühle-
atme-
und als Liebhaberin der Worte nutze ich diese als Ventil. Das Leben dient als meine Quelle-das Leben, das uns belebt, uns belasten kann.
Ansonsten, weitere Credos von mir: Bleib deinen Paradoxen stetig treu: Ich will mich zeigen-Ich will mich nicht darin zeigen- das Lyrische Ich ist eigentlich nur eine Maske und dahinter bin ich, aber ich wurde aus Dir...
Ich merke, ich schweife wieder in meine tiefen Surrealitäten.
Ich schweife zwar nicht unbedingt in Surrealitäten ab, denn ich bin eher langweilig in dieser Hinsicht - vielleicht trage ich ja Magneten in den Schuhsohlen? :biggrin: Realistisch, mit den Beinen immer auf dem Boden der Tatsachen - aber frag mich bitte nicht, wie die es schaffen, da unten stehen zu bleiben, während gleichzeitig meine Phantasie irgendwo durch die Gegend fliegt. Keine Ahnung, wie das geht - aber irgendwie geht's.
Liebhaberin der Worte - ich glaube, deshalb sind wir alle hier. In einem Poesieforum. Ungeachtet alles, was trennt - das ist sicher eine Gemeinsamkeit. Die uns schreiben lässt.
Ob das lyrische Ich wirklich nur eine Maske ist - mh, das sehe ich etwas anders. Zwar fließt, ganz klar, etwas von uns Schreibenden immer mit in das Geschriebene hinein, aber das sind Erinnerungen, Assoziationen, Ansichten und Empfindungen. Aber nur als Maske, so dass ich identisch wäre mit sämtlichen lyrischen Ichs in meinen Gedichten - das ist zumindest definitiv nicht so. Ich 'erfinde' bzw. 'kreiere' sie - aus meiner Phantasie(vorstellung) heraus. So, wie z. B. auch ein Schrifsteller in seinem Roman seine 'Hauptfiguren und Nebenfiguren' erfindet, sie sich 'ausdenkt'. Nun, vielleicht sollte ich es auch versuchen, ein wenig anders zu erklären. Manchmal erschaffe ich als lyrisches Ich einen 'Antagonisten' - denke mir Charaktere und Personen aus, die mir, meinen Ansichten, Überzeugungen und Empfindungen komplett entgegen gesetzt sind - die mir, begegnete ich ihnen im 'Real Life', 'querlaufen' würden. Gerade bei Satiren kann es bei mir schon so ein richtiger, kräftiger 'Unsympathling' sein - der dem Zweck der Darstellung und Überspitzung dessen dient, an dem ich Kritik übe. Ich spreche daher gerne von 'Personfizierungen' bestimmter Denk- und Verhaltensweisen - die eben bei mir positiv und auch negativ sein können - je nach Art des Gedichts und je nach Thematik. Ist ungefähr so wie die Welt - es gibt kein 'nur' Schwarz und Weiß. Die Welt ist bunt.
Zur Hoffnung: Ja, bitte, was ist das, ein Leben - ohne Hoffnung?
Die Striche sind meine gedanklichen Pausen...ich glaube das ist ein neuer (Entwicklungs?) -Schub von mir, aber wie gesagt, wir verändern uns gegenseitig und miteinander- (Social- distance ist eigentlich dasselbe wie Self-distance) Ein Pränatales Wesen als Beispiel. Es wächst in der und durch die Mutter. Wir brauchen das Gegenüber und müssen es als Teil unserer sich entwickelnden Identität verstehen.
Unser Gehirn stirbt bei einer reizlosen, gefühlslosen Umgebung ab und das haben sie damals leider unter der "Satt und Sauber" Strategie an Babys erfahren müssen. Einzig Liebe war/wäre und ist der Schlüssel zum Überleben-aber ich kann es mir ja nicht selbst an-tischen...
Ich werde am Du ist eine wissenschaftliche Behauptung, zu der ich stehe. Also ich bleibe Ich - bleibe du Du und wir treffen uns zwischen gut und böse - und widerspiegeln uns.
Moment, ich muss da mal ein bisschen in meiner Erinnerung 'buddeln' - ich hab's, genau, der Korintherbrief: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Ich bin Atheistin - aber das ist kein Hindernis. Ich finde es immer irrelevant, wo etwas steht, wann es geschrieben wurde, wie, warum oder von wem - wenn ich zu mir selbst sagen kann, dass ich dem zustimmen möchte, dann - stimme ich zu.
Social distance - ich glaube, das ist auch ein irgendwie oft fehlverstandener Begriff. Gerade jetzt, zur Zeit, gibt es ja diesen 'Hashtag' #social distance. Das wird oft, das konnte und kann ich häufig vielerorts lesen (und in Videos hören), hauptsächlich in Hinsicht auf 'kein Händeschütteln, keine Begrüßungsküsschen, keine Umarmungen etc. interpretiert. Und nur darauf bezogen, als das 'Schlimmste' angesehen. Aber - soziale Interaktion beschränkt sich ja nicht nur auf den rein physischen Aspekt. Wir Menschen können, wenn wir durch irgendwelche Umstände dazu gezwungen sind, physische Distanz bzw. einen Mangel an physischem Kontakt schon lange aushalten - aber gar keinen sozialen Kontakt, das ist etwas anderes. Selbst wenn z. B. du und ich hier 'zeitversetzt' miteinander kommunizieren, kommunizieren wir trotzdem miteinander - in dieser Hinsicht pflegen wir gerade einen sozialen Kontakt. Gar keinen sozialen Kontakt - das bedeutet eben völlige Isolation. Keine menschliche Stimme hören, mit Niemandem reden können, weder direkt noch auf Entfernung (virtuell im Internet, Telefongespräche etc.), keinen anderen Menschen auch nur sehen - das könnten wir Menschen nicht sehr lange bzw. nur relativ kurze Zeit aushalten. Ich bin eine Person, die dazu neigt, sehr 'differenziert' zu denken, das zeigt sich natürlich auch in meinen persönlichen Ansichten.
Ja, sehe ich ganz ähnlich, die Sache mit 'Ich werde am Du'. Wir Menschen werden mit einer 'Basis' geboren, mit Neigungen, Talenten, Defiziten und Veranlagungen. Aber es ist unser Erleben, das uns dann als Personen, als Persönlichkeiten 'formt'. Wir sind die Summe von all dem. Daher finde ich es auch nicht richtig, wenn manche davon überzeugt sind, dass sich ein Charakter nicht ändert. Das stimmt so nicht, denke ich. Wir verändern uns ständig - wir erleben Neues, ändern unsere Ansichten und Meinungen, lernen ständig irgendetwas dazu - das 'nehmen wir auf', das 'gleitet' ja nicht 'spurlos an uns vorbei'.
Satt und sauber - da sagst du was. Dem stimme ich in vollem Umfang zu. Gerade die Kindheit, die Prägephase, ist so wichtig - wenn sich das neuronale Netzwerk im Gehirn doch erst ausbildet. Was da 'verbogen' wird, wird nie mehr 'gerade'. Urvertrauen bei Babys - auch ich sehe darin die wichtigste Grundlage für die Vertrauensfähigkeit des späteren, älteren und erwachsenen Menschen. Mir fällt es oft schwer, daran zu denken, wie viel da kaputt gemacht wurde - und immer noch kaputt gemacht wird. Es macht mich zu traurig.
Ich will hoffen, dass ich genügend aus dem Rahmen gefallene Gedichte und Kunstwerke (Wortwitz) lesen kann - um so einem vorzeitigem Hirntod zu entkommen - notfalls liegt da das Hafis Liebesband...………………………...….-Drogencocktail-Highend.
Weiterhin von dir.
Ich finde Anno Domini 1353 als Titel richtig so. Es ist so hart und ehrlich was man echt beschönigen denn metaphorisieren sollte.
Das hoffe ich auch - deshalb bin ich Mitglied in einem Poesieforum. Obwohl - also, was den vorzeitigen Hirntod betrifft. Ich würde sagen, da ist eine Anzahl Leute auf unserer Welt unterwegs, bei denen beschleicht mich da so ein - Verdacht. Sei, unter anderem vorsichtig mit Verschwörungstheorie- und Pseudo-Wissenschafts-Videos auf Youtube. Die können, glaube ich, durchaus auch mal zu einem spontanen 'Hirn-Total-Ausfall' führen - da schaltet jedes halbwegs vernünftige Hirn das Licht aus, weil es nur so verhindern kann, sich unentwirrbar zu verknoten ... bei dem Versuch, das machen Hirne nun mal so, darin irgendeine Logik oder einen Sinn zu finden.
Ich danke dir ebenfalls und auch für das weitere Gedicht! :smile:
LG,
Anonyma
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Hallo Berthold,
Umrahmt von der idyllischen Stimmung eines Gartens im Frühling des Jahres 1353,
erzählst du die Geschichte vom Pesttod eines jungen Mannes. Gleichzeitig
skizzierst du auch das Elend dieser Zeit, einer schweren und schlimmen Zeit,
die halb Europa das Leben kostete.
vielen Dank. Es freut mich wiederum sehr, wenn du Gefallen an dieser 'Geschichte aus alter Zeit' finden konntest.
Es war eins von den Gedichten, die sich beim Schreiben, also während ihres 'Werdegangs' irgendwie verselbstständigten. Zwar hatte ich ursprünglich durchaus eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Pest im Sinn - aber zunächst mit der Vorstellung an eine direkte Begegnung zwischen einem jungen Mann und seiner Liebsten.
Während ich aber zu schreiben begann, entwickelte sich die Geschichte dann 'anders' als ursprünglich gedacht. Das passiert mir bei manchen Gedichten, das hier war jedenfalls eines dieser Art.
Ebenso war tatsächlich der Tod des jungen Mannes ursprünglich nicht von mir 'eingeplant' - so, wie sich die Handlung beim Schreiben veränderte, veränderte sich auch ihr Ende. Das Gedicht wurde 'komplexer', was seine 'Ebenen' betrifft, verband mehr 'Elemente' miteinander. Ursprünglich hatte ich wirklich so eine Art 'vage Vorstellung' vom Garten als einer Art 'Zufluchtsort', einer 'Insel der Idylle' inmitten des Schreckens. Dann entwickelte sich dieser Zufluchtsort zu einem nur 'scheinbaren'. Nun ja - erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt.
Durch das vorgegebene Reimschema bist du stark gebunden; gleichwohl liest sich
deine Geschichte rund und flüssig. Chapeau.
Ich habe da so den leisen Verdacht, dass das Chapeau doch vielleicht fast mehr der Verselbstständigung 'gehört'. Trotzdem natürlich - auch dafür ein Dankeschön. :smile:
Eine von mehreren Passagen, die ich sehr gelungen finde:
*sie spielen lustig Karten,
der Teufel und der Gott, der uns verließ und wieder sah ich zu,
wie die Vermummten Leichen zu den vielen Massengräbern karrten.
*Gerüchte gehen um, der Adel floh aufs Land
Hier sehe ich auch einen knappen Verweis auf das Decamerone, das ja auch die
Zeit der Pest thematisiert (bzw. als Kontext der Geschichten dient) und genau
im Jahr 1353 fertiggestellt wurde (habe ich gerade eben nachgelesen).
Tatsächlich bin ich selbst auch mit dieser 'Kartenspiel zwischen Teufel und Gott'-Stelle insgesamt am 'zufriedensten'. Es gibt ja einiges, das die Welt z. B. als ein Schachbrett bezeichnet und die Thematik, dass Gott und Teufel um Seelen spielen, wurde doch schon häufiger, auch in neuerer Zeit, verwendet. Bei mir spielen sie eben Karten - ein Glück, dass mir da etwas zum -arten-Reim einfiel. Ich wollte eben unbedingt die ersten beiden Verse behalten - obwohl ich dann im Verlauf feststellen musste, wie 'eng' die Grenzen beim Reimen doch in der deutschen Sprache sind. Aber darauf komme ich ein bisschen später in meiner Antwort noch zurück.
Das Decameron ist mir auch bekannt (es ist aber schon eine Weile her). Und dessen Einfluss auf die Weltliteratur. Ich kann nicht sagen, dass ich davon nicht bewinflusst wurde - allerdings mit Sicherheit nicht gewollt bzw. bewusst. Aber, da die 'Quelle' aus der wir 'schöpfen', immer unsere Erinnerungen sind, kann es sehr gut sein, dass da mein Unterbewusstsein etwas davon mit hinein genommen hat, als es sich an die Arbeit machte.
Was aber bei mir einen konkreten, bewussten Einfluss hatte, das ist ein relativ 'junges' Wissen über das Ghasel und dessen etwas andere inhaltliche Ausprägung in Indien und Pakistan in der neueren Zeit. Das war mir so nicht bekannt, lernte ich erst vor so ca. einem Jahr. Während das Ghasel ursprünglich 'Gott und Natur' zum Thema hatte, entwickelte es sich natürlich auch inhaltlich mit der Zeit weiter. Und in Indien ist mittlerweile das Thema ein junger Mann und dessen Liebste. Dieser kann ein Dichter sein - es ist aber kein Muss. In gewisser Weise, da sich der junge Mann in meiner Geschichte durchaus poetisch ausdrückt, wenn er seine 'Gedanken' zu seiner Liebsten 'sendet', kann man vermuten, dass es sich bei ihm vielleicht auch um einen jungen Dichter handelte. Ich freute mich, als ich im Gedicht die Möglichkeit gegeben fand, das 'offen zu lassen'.
Eine Kleinigkeit gibt es, die mir aufgefallen ist:
*lass uns an einem fernen Ort, vereint, ein neues Leben starten.
Das Verb 'starten' ist ein relativ junger Begriff, wurde erst im 19.Jhd. aus dem
Englischen entlehnt. Auch die Begriffe, die in der Regel mit ihm gekoppelt
werden, sind sehr jung: ein Automobil -, eine Rakete -, einen Dieselgenerator -
etc. (Sorry, fürs Herumnörgeln. :sad: )
Kein Grund für ein Sorry - du legst nur punktgenau den Finger in meine Wunde. Du kannst dir kaum vorstellen, wie oft ich an diesem Vers herumüberlegt und -gegrübelt habe. Aber - die Aussage dieses Verses ist wichtig. An ihr hängen nun mal auch die beiden folgenden Verse, die mir ganz besonders wichtig sind. Da saß ich nun, ich armer Tor und war so klug, als wie zuvor. Ich versetze das Zitat einfach auch mal in die Vergangenheit - aus der es ja auch stammt. Genau so ging es mir. Es gab keine Möglichkeit, ohne den Inhalt des Verses auf den Opferaltar zu legen - und das war inakzeptabel, das ging nicht. Ich kann gar nicht sagen, wie das Wort 'beginnen' in meinem Kopf 'herumspukte' und meinte, dass es da hinwolle! Ich hätte es so viel lieber statt starten da hingeschrieben.
Und hier komme ich auf die Sache mit der deutschen Sprache und ihrem Mangel an Endreimmöglichkeiten zurück. Wir sind nichts anderes gewöhnt - aber im Vergleich zu anderen Sprachen ist die deutsche ziemlich 'reimarm' in dieser Hinsicht. Von meinem blinden, iranischen Nachbarn weiß ich, auch wenn ich kein Persisch kann, dass es in der arabischen, persischen und türkischen Sprache ein 'Füllhorn' an Endreimen gibt - im Überfluss, sozusagen. Das hängt, so erklärte er es mir, damit zusammen, dass die Grammatik dieser Sprachen ganz anders ist als unsere hier. Bei Bezügen auf z. B. du (also wenn jemand angesprochen wird) oder auch bei Verneinungen, sind jetzt nur Beispiele, wie gesagt, er versuchte nur, mir eine ungefähre Vorstellung zu geben, ändert sich das - Wortende. Er nannte mir ein paar türkische Beispiele (er spricht arabisch, persisch, englisch, türkisch und noch eine ganz andere Sprache, so etwas wie einen 'Dialekt'). Ben yatiyorum - ich schlafe. Ben oturuyorum - ich sitze. Ben gülüyorum - ich lache.(Und dann können die auch noch 'Wortspiele' damit basteln - weil 'Gül' Rose und Lachen bedeuten kann.) Verschiedene Verben - aber jedes endet mit -yorum. Genau so sieht es beim 'du' aus. Und beim 'wir'. Zur Veranschaulichung dafür, dass sich, das trifft übrigens auch auf Verneinungen zu, durch den unglaublich vielfältigen Reichtum an Endreimmöglichkeiten, ganz klar eine Gedichtform wie das Ghazal in der arabischen Sprache entwickelte und den Weg nach Persien fand. Es ist in diesen Sprachen gemacht, weil es wie gemacht für diese Sprachen ist.
Im Deutschen stößt man beim Ghasel ziemlich schnell an die Grenzen. Es sei denn, man schreibt 'Käse' als Inhalt oder greift ständig zu den wenigen Endreimen, von denen es 'mehr' gibt. Reichen, leichen, schleichen, bleichen, Teichen, gleichen - das wäre so einer. Aber bei Garten - puh.
Zwar musste ich jetzt nicht in eine Zitrone beißen, auch in keine Essiggurke, aber doch in eine süß-saure Senfgurke, als mir klar wurde - das 'starten' ist die einzige Möglichkeit, es geht nicht anders. Den Inhalt zu opfern, weil dieser Reim 'aus der (Zeit-)Reihe tanzt', das ging auf keinen Fall. Also seufzte ich, schicksalsergeben - und fand mich damit ab.
Mein Fazit:
Ein beeindruckender Rückblick auf das Jahr 1353 mit einem regelmäßigen und, wie
ich meine, schönen und stimmigen Rhythmus. :thumbup:
Dankeschön - besonders, weil ich insgesamt doch eher selten Langverse schreibe. Sie sind nicht so ganz 'mein Metier', aber, wie gesagt - ich mache gerne 'Ausflüge'. Mit andern Gedichtarten und -formen und in meiner Phantasie, denn das ist eine völlig ungefährliche Art, sich die Welt anzuschauen.
Vielen Dank für deinen Kommentar! :grin:
LG,
Anonyma