Mit einem leeren Magen zog
einst Schweinchen Max zum Futtertrog.
Dort schlang es frei nach Schweinebrauch
was es bekam in seinen Bauch.
Von nebenan, mit stoischer Ruh,
sah Felix, Bauers Kater, zu.
Selbst wenn dem tropfte mancher Zahn,
war er zu stolz für Schweinekram.
Derweil auf jenem großen Haufen
sah jedermann die Hühner raufen.
Sie stritten sich um einen Wurm.
Den Hahn ergötzte es enorm.
Auch Hugo an der Hundeleine
gab dieser Aufruhr keine Beine.
Er spielte zwar mit seinen Zähnen,
doch letztlich war’s ein müdes Gähnen.
Genauso träge war indessen
die Kuh bei ihrem Wiederessen.
Sie mahlte ihre alte Speise
auf jene altbekannte Weise.
Eurydike, die fromme Stute,
verbrachte derzeit die Minute,
von der sie mehrfach noch besaß
gemütlich unterm Baum im Gras.
Hinter diesem sah zuweilen
man ’ne ganze Herde eilen,
um dann stur zu steh’n und brav,
wie es üblich ist beim Schaf.
Blökten sie auch ziemlich träge,
glich der andre Ton ’ner Säge.
Einer Säge hinter Gattern,
dort wo Bauers Gänse schnattern.
Auch die Enten im Vereine
stimmten ein im Sonnenscheine.
So erklang beim Federvieh
’ne Geflügelsinfonie.
Und als fehlten noch die Bässe,
gurrten Tauben auf der Esse.
Flogen auf und kamen wieder,
zupften reinlich am Gefieder.
Alles war so wie es sollte,
grad als Bauer Lehmann rollte
mit dem Fuhrwerk jetzt heran.
Lotte, Liese als Gespann.
Hugo, diesem alten Degen,
kam die Ankunft sehr gelegen.
Sprang laut bellend er hervor
aus der Hütte dort am Tor.
Auch die Hühner, die verzankten,
warn jetzt einig und bedankten
sich für das geworfne Futter
gleich wie Möwen bei ’nem Kutter.
Selbst der Kater fragte sich:
Hat der Bauer was für mich?
Warum soll ich Mäuse jagen?
Ich, in meinen alten Tagen.
Somit Mieze sich bequemte,
derweil überhaupt nicht schämte,
um des Bauern Bein zu schleichen
und miaute ohnegleichen.
Lehmann war ja abgestiegen,
um zu schauen nach den Ziegen,
die er heuer mitgebracht
zwecks des Käses Küchenmacht.
Bislang waren sie gebunden
miteinander seit zwei Stunden
in dem kleinen Ein-Achs-Wagen.
Ob’s gefällt, kann keiner sagen.
Doch nun war der Mann gekommen,
hatt’ die Kette abgenommen,
sie aus ihrem Joch befreit.
Auch die Wiese war nicht weit.
Ach, wie sah man sie nun springen.
Könnten sie’s, sie täten singen.
Aber auch auf ihre Weise,
zog die Freude weite Kreise.
Soweit bis zu Lehmanns Schafen,
die sich wie gewöhnlich trafen
zu der schafgerechten Runde,
um zu sehen diese Kunde.
Augenblicklich arrangiert
ward die Wiese neu geviert.
Hier und hier war Schafterrain.
Dort und dort der Ziegengang.
Unser Bauer unterdessen
hat die Schimmel nicht vergessen.
Führte beide sanft am Zügel
zu der Tränke dort am Hügel.
Auch des Landmanns dritte Stute
hat mit ihrer eignen Schnute
selber sich den Wunsch erfüllt
und den Durst gleich mitgestillt.
Heu gab es jetzt aus der Krippe
und Getreide mit der Schippe
in den Futtercutter rein.
Für die Hasen bitte fein.
Diese mümmeln hinter Gittern,
dort wo manche Mäuse wittern
manches leck’re Abendbrot.
Fauler Kater – Keine Not!
Doch was stand da auf dem Wagen?
Was war in der Schachtel Magen?
Wofür waren gut die Löcher?
Welch Gefahr kam ins Gemächer?
Ahnte Felix gar mit Grausen,
daß sein Leben nur mit mausen
er als Kater nicht erhält?
Seine Zeit nun langsam fällt?
Solche Worte sind mitnichten
Katzeneigen und Geschichten,
die manch andres laut verkünden
sind im Märchen nur zu finden.
Für der Tiere kleine Welt
zählt kein Ruhm und zählt kein Geld.
Für des Bauers Menschenbein
muß es schon was beßres sein.
Und so hat er mit Bedacht
seiner Frau was mitgebracht.
Ein paar Kätzchen, weiß und weich,
für das Haus, den Hof, ihr Reich.
Das war nun die rechte Freude,
die im Hause herrschte heute.
Auch der Wellensittich Franz
stimmte ein in diesen Tanz.
Gab von sich noch ein, zwei Töne.
Mutter meinte: „Ach, der schöne.“
Dann bedeckte sie das Gitter.
Draußen nahte ein Gewitter.
Das war klar des Schicksals Wende.
Nun bedurft es Menschenhände
um zu sichern all das Draußen,
wenn die Wetterwinde sausen.
Wollt man Schlimmes noch abwenden
mußten Schafe, Ziegen, Enten
ziemlich flugs mit all dem andern
Viehzeug in die Ställe wandern.
Und schon fielen erste Tropfen
ohne vorher anzuklopfen
mit der Macht der Himmelsgötter.
Hier gibt’s keinen eitlen Spötter.
Blitze zuckten fast dämonisch
und der Donner grollt harmonisch
hinterdrein im Wettersturm.
Alle Tauben längst im Turm.
Gegen dieses Orkanbrausen
stemmten sich in Lehmannshausen
beide Bauernleute an,
bis man’s Ziel, die Tür, gewann.
Drinnen konnten sie nur hoffen,
daß auch nicht das Kleinste offen,
nicht der kleinste Spalt vergessen.
Denn der Sturm ist drauf versessen.
Stunden zogen träg und müde.
Lehmans Frau, „Du meine Güte“,
sprach sie und begann zu schauern,
„soll das denn noch lange dauern?“
Grad so als hätt’ das vernommen
Petrus in dem Reich der Sonnen,
schickte er auf seine Weise
einen Sonnenstrahl auf Reise.
Dieser mit der Macht des Warmen
hat mit Chaos kein Erbarmen,
schob die Wolken schnell beiseite
und sorgt so für Lebensfreude.
Nicht nur in des Lehmans Heim
glühte langsam Hoffnungschein,
daß nach dieser Finsternis
alles überstanden is’.
Jetzo wurden Fensterladen
aufgerissen und im faden
Zimmer drin wird’s langsam lichter.
Heller nun auch die Gesichter.
Schnell die Stiefel angezogen
und auf der Erwartungswogen
eilten beide aus dem Haus. –
Gar zu grausig sah ’s nicht aus.
Das was sich dem Auge bot
stand noch alles, war im Lot.
Auch die Tiere im Verschlag
überlebten diesen Tag.
Nur ein wenig dort im Garten,
leicht verwüstet, mußte warten
auf den nächsten Ratsbeschluß.
Jetzt gab’s erst mal einen Kuß.
Hand in Hand die beiden Leute,
heimwärts ging es, denn für heute
gab’s an Spannung reichlich gut.
Weg war nur des Bauern Hut.
[2008]