[SIZE=13pt]Auf dem Grund des Ozeans ist es immer blau[/SIZE]
Ich sitze auf grauem Gestein
und schmecke das Salz auf meinen Lippen.
Der Wind braust mir durchs braune Haar
und er flüstert mir die Worte ins Ohr,
die ich auf altes, knittriges Briefpapier schreibe.
Ich bin in Gedanken bei dir.
Erinnerungen tauchen in mir auf,
wie in Seenot geratene Matrosen
nach einem Schiffbruch an der Oberfläche
der tosenden See.
Ich halte kurz inne und
meine Hand glättet das weiße Segel in meinen Fingern.
Ich höre die Hilferufe der Gekenterten,
die zu ertrinken drohen.
Doch ich tauche ein in diese Welt.
Ich erinnere mich wieder.
Unsere drei Monate in jenem Sommer,
die unvergesslich für mich wurden.
Unvergesslich, unendlich
und nicht wiederholbar.
Ich sehe dich.
Wie deine blauen Augen
in der Mittagssonne glänzen
und wie winzig kleine Splitter
eines Saphierspiegels aussehen.
Allzu oft nur,
wär‘ ich in diesem Anblick versunken.
Versunken, gefallen und abgetaucht
bis zum Grund des Ozeans.
Wo es immer blau ist.
Und allzu oft nur,
hab ich davon geträumt,
mit dir zum Meer zu fahren.
Dort am Strand zu liegen – Arm in Arm –
und dem beruhigenden Klang der Wellen zu lauschen.
Und ja – ich lausche ihm nun.
Diesem Klang des Kommens und Gehens.
Des Gebens und Nehmens.
Des Morgens und Gesterns.
Und des Erinnerns und Vergessens.
Doch du bist nicht hier.
Ich sitze allein auf diesem Fels
und schreibe meine Erinnerungen
auf das alte, knittrige Briefpapier,
das ich versucht habe zu glätten.
Aber altes, knittriges Papier
kann man nicht glätten.
Denn alte, verwelkte Blumen
können auch nicht erneut erblühen.
Darum stehe ich auf.
Ich zerknete den Brief zu einem Ball
und klemme ihn in eine Felsspalte.
Die Flut wird ihn holen kommen,
wird die Tinte zerfließen lassen,
und das Gelebte in sich aufnehmen.
Sie wird die Erinnerungen hinfort spülen.
Hinfort, hinaus in das offene Meer.
Immer weiter, immer tiefer.
Sachte werden sich Schichten über sie legen,
bis sie sich auf dem Grund niedertun.
Die Gezeiten werden alle Wunden heilen,
werden ihr nasses Pflaster auf sie legen.
Sie werden jeden Tropfen meiner Tränen trocknen,
werden dich – oh Liebling – mit einer feuchten Umarmung
bei sich willkommen heißen.
Ich stehe auf grauem Gestein,
und schmecke altes, knittriges Papier auf meinen Lippen.
Der Wind braust mir durchs braue Haar,
und er flüstert mir diese Worte ins Ohr:
Nichts hält ewig.
Das Einzige, was bleibt:
Auf dem Grund des Ozeans ist es immer blau.
[SIZE=11pt]© Diana Tauhwetter 2021[/SIZE]
Ich sitze auf grauem Gestein
und schmecke das Salz auf meinen Lippen.
Der Wind braust mir durchs braune Haar
und er flüstert mir die Worte ins Ohr,
die ich auf altes, knittriges Briefpapier schreibe.
Ich bin in Gedanken bei dir.
Erinnerungen tauchen in mir auf,
wie in Seenot geratene Matrosen
nach einem Schiffbruch an der Oberfläche
der tosenden See.
Ich halte kurz inne und
meine Hand glättet das weiße Segel in meinen Fingern.
Ich höre die Hilferufe der Gekenterten,
die zu ertrinken drohen.
Doch ich tauche ein in diese Welt.
Ich erinnere mich wieder.
Unsere drei Monate in jenem Sommer,
die unvergesslich für mich wurden.
Unvergesslich, unendlich
und nicht wiederholbar.
Ich sehe dich.
Wie deine blauen Augen
in der Mittagssonne glänzen
und wie winzig kleine Splitter
eines Saphierspiegels aussehen.
Allzu oft nur,
wär‘ ich in diesem Anblick versunken.
Versunken, gefallen und abgetaucht
bis zum Grund des Ozeans.
Wo es immer blau ist.
Und allzu oft nur,
hab ich davon geträumt,
mit dir zum Meer zu fahren.
Dort am Strand zu liegen – Arm in Arm –
und dem beruhigenden Klang der Wellen zu lauschen.
Und ja – ich lausche ihm nun.
Diesem Klang des Kommens und Gehens.
Des Gebens und Nehmens.
Des Morgens und Gesterns.
Und des Erinnerns und Vergessens.
Doch du bist nicht hier.
Ich sitze allein auf diesem Fels
und schreibe meine Erinnerungen
auf das alte, knittrige Briefpapier,
das ich versucht habe zu glätten.
Aber altes, knittriges Papier
kann man nicht glätten.
Denn alte, verwelkte Blumen
können auch nicht erneut erblühen.
Darum stehe ich auf.
Ich zerknete den Brief zu einem Ball
und klemme ihn in eine Felsspalte.
Die Flut wird ihn holen kommen,
wird die Tinte zerfließen lassen,
und das Gelebte in sich aufnehmen.
Sie wird die Erinnerungen hinfort spülen.
Hinfort, hinaus in das offene Meer.
Immer weiter, immer tiefer.
Sachte werden sich Schichten über sie legen,
bis sie sich auf dem Grund niedertun.
Die Gezeiten werden alle Wunden heilen,
werden ihr nasses Pflaster auf sie legen.
Sie werden jeden Tropfen meiner Tränen trocknen,
werden dich – oh Liebling – mit einer feuchten Umarmung
bei sich willkommen heißen.
Ich stehe auf grauem Gestein,
und schmecke altes, knittriges Papier auf meinen Lippen.
Der Wind braust mir durchs braue Haar,
und er flüstert mir diese Worte ins Ohr:
Nichts hält ewig.
Das Einzige, was bleibt:
Auf dem Grund des Ozeans ist es immer blau.
[SIZE=11pt]© Diana Tauhwetter 2021[/SIZE]