@Hera Klit
Hi Hera,
Du bringst hier eine lebenswichtige Wahrnehmung auf den Punkt. Für das tiefere Verständnis muss hier meines Erachtens getrennt werden: zwischen Religionen und Institutionen, die diese vertreten (bzw. es sich anmaßen).
Religionen sind der Versuch des Menschen, die Welt zu verstehen, das gleiche was heute unter dem Begriff 'Wissenschaft' erfolgt. Leider hat z.B. die christliche Kirche die Religion vor etwa 500 Jahren von der Wissenschaft entkoppelt, in der Absicht diese als Konkurrenz zu unterdrücken. Das war, wie wir heute wissen, nicht erfolgreich. Statt sich weiterentwickelt zu haben, steht deshalb die christliche Religion immer stärker unter Erklärungsnot.
Die Institution Kirche als Vertreter der Religion hat ein Ziel: Macht, verbunden mit ihrer notfalls gewaltsamen Umsetzung. Aktuell brisantes Beispiel dafür ist die aus dem ursprünglich unschuldigen "seid fruchtbar und mehret euch" entwickelte sexuelle Gewalt, die meines Erachtens institutionalisiert ist, weshalb sich die Kirche mit Veränderungen so schwer tut. Mit sexueller Gewalt wird, denke ich, auf drei Ebenen Macht ausgeübt: Erstens durch Ausschluss, etwa im Zölibat (Erhaltung des inneren Machtgefüges). Zweitens durch Aufzwingen, um Schutzbefohlene gefügig zu machen (zur äußeren Machtsicherung). Drittens durch Festlegung der Regeln, etwa Sex nur für Verheiratete, nur für Frau und Mann, das Recht des Mannes auf Sex in der Ehe (Machtsicherung durch Wohlwollen für bestimmte Gruppen). Damit schürt die Kirche Ausgrenzung und Diskriminierung. Zum Ausgleich betet sie mit dem Volk für ein besseres Leben nach dem Tode und umgarnt dabei dessen Herrscher. Sie wird langfristig nur überleben, wenn sie auf das Prinzip "Macht durch Machtlosigkeit" übergeht, etwa nach Vorbild Gandhis.
Liebe Grüße,
Athmos