Eine kleine Auskopplung, aus meiner "Peripherie des Krieges" Geschichte.
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Sie saßen in der Falle.
Der schöne blutverschmierte Engel spürte die Augen des Jungen in seinem Rücken.
Ihre Blicke wanderten ruhig über den schmutzigen kleinen Hinterhof, der bereits mit Leichen übersät war.
Hinweg über mindestens einhundert starrende Gewehrläufe und die namenlosen Gesichter der Soldaten, die sie eingekreist hatten.
Ihre Schwestern hatten sie zum Sterben zurückgelassen.
Als Ablenkungsmanöver, damit die Mutter entkommen konnte.
Wenigstens das hatte funktioniert, auch wenn es sehr knapp gewesen war.
Sie hatte ihren Teil der Abmachung erfüllt und die Soldaten lange genug aufgehalten.Das hoffte sie zumindest.
Der Junge war bei ihr geblieben, irgendeinem närrischen Instinkt folgend.
Schon den ganzen Abend war er dauernd in einigem Abstand um sie herumgeschlichen und hatte dabei versucht, möglichst desinteressiert zu wirken.
Wahrscheinlich war er gerade alt genug, sich für Mädchen zu interessieren.
Und gleich beim ersten Mal hatte er die denkbar schlechteste Wahl getroffen.
Als die Soldaten das Gebäude stürmten und die Schwestern ihren wortlosen Pakt geschlossen hatten, war er ihr nachgelaufen.
Ihre trainierten Sinne konnten seine Angst deutlich spüren.
Und auch die jener Männer, auf der anderen Seite des Hofes, hinter den Gewehrläufen.
Sie wischte den Gedanken an den Jungen beiseite, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Situation.
Zuerst der eigene Körper.
Drei Kugeln hatten sie getroffen
Zwei davon waren glatte Durchschüsse gewesen, aber das dritte Geschoss war von ihren Rippen abgeprallt und zersplittert.
Sie würde den Schmerz noch eine Weile ignorieren können, aber sie hatte innere Verletzungen und ihr Körper würde in absehbarer Zeit versagen.
Unwichtig.
Dann analysierte sie die Umgebung, mit all ihren Sinnen.
Sie spürte den Herzschlag der Soldaten um sie herum, roch die Mischung aus Angst und Adrenalin, den chemischen Geruch des Pulverdampfes, den Eisengestank des Blutes.
Raschelnde Kleidung, klappernde Magazine und Ausrüstung. Flüstern. Rauschendes Schnarren der Funkgeräte.
Am Ende ließ sie ihren Geist über den Hof schweifen, über jeden Vorsprung, die Fenster und Mauern.
Gewissenhaft ging sie jede Optionen durch, wie sie es gelernt hatte.
Der Kampf war vorüber, so viel war sicher und die Geräusche heraneilender Fahrzeuge bestätigten ihre Vermutung, dass die Soldaten Anweisungen hatten, nichts weiter zu unternehmen.
Als sie die Augen wieder öffnete, hatte sie einen Plan gefasst. Für den Moment zumindest und…
„Sie werden zurückkommen und uns holen, oder?“ quengelte der Junge hinter ihr. Seine Stimme hatte einen fast flehenden Ton, obwohl er sich große Mühe gab, den Anschein von Tapferkeit zu wahren.
„Ja“ antwortete sie leise, ohne sich umzudrehen.
Aus irgendeinem Grund brachte sie es nicht übers Herz, ihm die Wahrheit zu sagen.
Anders als sie hatte er eine Wahl gehabt und hatte die falsche getroffen.
Dennoch…
Auf der Gegenseite kam hektische Unruhe auf und als der Junge erneut zu sprechen ansetzte, brachte sie ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
Sie konzentrierte sich wieder. Neue Männer und der steigenden Nervosität und Unruhe nach zu urteilen, die sich unter den Belagerern breit machte, wichtige.
Mehrere Minuten lang passierte nichts, dann bahnte sich ein Mann seinen Weg durch ihre Bewacher.
Die Männer beeilten sich, ihm und seinen 4 Begleitern Platz zu machen und sprangen eifrig aus dem Weg.
Schließlich blieb er hinter der vordersten Reihe stehen und starrte zu den beiden Verlorenen herüber.
Genau wie der Engel auch, wog er wahrscheinlich seine Optionen ab.
Sie hatte ihn längst erkannt, als er das Megaphone ansetzte und zu sprechen begann.
„Mein Name ist Victor deBoer, ich bin Mitglied des Rates der Neun, Erbe von Calon, Innenminister und Chef…“
Der Engel lächelte grimmig, während er fortfuhr seine beeindruckenden Titel herunter zu leiern.
Sich vorzustellen war unnötig, denn natürlich kannte sie ihn.
Ihre Pläne hatten sich soeben geändert.
„Sie sind umstellt, es gibt keinen Ausweg. Wir wissen wozu sie fähig sind, aber es wird ihnen nicht gelingen, sich den Weg frei zu kämpfen. Wenn sie aufgeben, garantiere ich das Ihnen nichts passiert. Legen sie ihre Waffen auf den Boden und kommen sie langsam zu uns herüber.“
„Sie töten uns.“ stellte der Junge hinter ihr unnötigerweise fest.
Natürlich hatte er recht. Aber zumindest sie würde noch eine Weile am Leben bleiben. Es würde Untersuchungen geben, zahllose Tests und Fragen, bevor man damit begann, sie auseinander zu schneiden.
Endlich würden sie Antworten auf die Fragen erhalten, die sie seit dem Vorfall bei 12-0-47 beschäftigten.
An dem Jungen würden sie schnell das Interesse verlieren, nachdem sie das Wenige aus ihm herausgeholt hatten.
Bevor er weitersprechen konnte, trat sie einen Schritt nach vorn und registrierte zufrieden die steigende Nervosität.
„Kommen sie, ihnen wird nichts passieren“
DeBoer winkte freundlich. „Aber sie müssen ihre Waffen ablegen.“
Sie machte einen weiteren Schritt nach vorn und formte die menschlichen Worte, in ihrem Kopf.
Ihre Stimme hallte in dem typischen melodischen Singsang über den Hof.
„Schicken sie die Soldaten weg. Alle! Dann ergeben wir uns. Aber nur ihnen persönlich“
Gegenüber brach Hektik aus und sie verfolgte lächelnd die Diskussion, auf der anderen Seite des Hofes, der sich am Ende langsam zu leeren begann.
Schließlich standen deBoer und seine 4 grimmigen Leibwachen allein an der Absperrung.
Der Engel schloss die Augen und konzentrierte sich. Rangierende Autos vor dem Haus, nervös wartende Männer, der Geruch von Blut und Fäkalien… der Junge hinter ihr…ein Helikopter... Schweiß...
Und da war noch etwas anderes.
Drei ruhig schlagende Herzen. Knapp am Rande ihrer Wahrnehmung.
Irgendwo in den Fenstern über ihnen.
„Ich habe alle Soldaten gemeint, auch ihre Scharfschützen“ wobei sie mit dem Katana in Richtung der ungefähren Positionen deute.
DeBoers Lächeln wurde noch gewinnender. Die Beute war lohnender als er geglaubt hatte.
„Das geht nicht und das wissen sie“ er deutete auf die 4 Leibwächter neben sich und machte eine vage, fast entschuldigende Geste über die Dächer.
„Vorschriften. Lebensversicherung, sie verstehen? Außerdem, glauben sie doch nicht wirklich, ich bin so dumm?"
Er machte seine Sache wirklich gut, ein hervorragender Schauspieler.
Der Engel zog mit der linken Hand das kleinere Schwert, welches waagerecht an ihrer Taille befestigt war und ließ es klappernd auf den Boden fallen.
„Ich bin auch nicht dumm. Wir ergeben uns ihnen, niemandem sonst.
Denn solange sie dabei sind, wird niemand wagen das Feuer zu eröffnen. Sie können mich mitnehmen, aber ihn lassen sie frei“
Sie deutete hinter sich.
„Er ist nur ein dummer Junge und kann ihnen nichts erzählen, was sie nicht sowieso schon wissen“
Ein weiterer Schritt nach vorn.
Sie streckte die Hand hinter sich aus, die nur Sekunden später ergriffen wurde.
Langsam überquerten sie den Innenhof. Irgendwo knapp über der Hälfte bedeutete deBoer ihnen stehen zu bleiben.
Dort endete vermutlich das Schussfeld der Scharfschützen, die sie jetzt deutlicher spüren konnte.
Der Schmerz in ihrem Körper ließ sich kaum noch unterdrücken und ihre rechte Schulter wurde bereits taub.
Sie nickte dem mächtigen Mann zu. Dann warf sie das Katana in die Luft, spürte die Herzen der Scharfschützen einen Tick schneller schlagen und hörte das klappernde Geräusch als es auf dem Boden landete.
Als sie sah das DeBoer und seine Leibwächter sich in Bewegung setzten, wendete sie sich dem Jungen zu.
Und lächelte ihn an.
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Sie saßen in der Falle.
Der schöne blutverschmierte Engel spürte die Augen des Jungen in seinem Rücken.
Ihre Blicke wanderten ruhig über den schmutzigen kleinen Hinterhof, der bereits mit Leichen übersät war.
Hinweg über mindestens einhundert starrende Gewehrläufe und die namenlosen Gesichter der Soldaten, die sie eingekreist hatten.
Ihre Schwestern hatten sie zum Sterben zurückgelassen.
Als Ablenkungsmanöver, damit die Mutter entkommen konnte.
Wenigstens das hatte funktioniert, auch wenn es sehr knapp gewesen war.
Sie hatte ihren Teil der Abmachung erfüllt und die Soldaten lange genug aufgehalten.Das hoffte sie zumindest.
Der Junge war bei ihr geblieben, irgendeinem närrischen Instinkt folgend.
Schon den ganzen Abend war er dauernd in einigem Abstand um sie herumgeschlichen und hatte dabei versucht, möglichst desinteressiert zu wirken.
Wahrscheinlich war er gerade alt genug, sich für Mädchen zu interessieren.
Und gleich beim ersten Mal hatte er die denkbar schlechteste Wahl getroffen.
Als die Soldaten das Gebäude stürmten und die Schwestern ihren wortlosen Pakt geschlossen hatten, war er ihr nachgelaufen.
Ihre trainierten Sinne konnten seine Angst deutlich spüren.
Und auch die jener Männer, auf der anderen Seite des Hofes, hinter den Gewehrläufen.
Sie wischte den Gedanken an den Jungen beiseite, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Situation.
Zuerst der eigene Körper.
Drei Kugeln hatten sie getroffen
Zwei davon waren glatte Durchschüsse gewesen, aber das dritte Geschoss war von ihren Rippen abgeprallt und zersplittert.
Sie würde den Schmerz noch eine Weile ignorieren können, aber sie hatte innere Verletzungen und ihr Körper würde in absehbarer Zeit versagen.
Unwichtig.
Dann analysierte sie die Umgebung, mit all ihren Sinnen.
Sie spürte den Herzschlag der Soldaten um sie herum, roch die Mischung aus Angst und Adrenalin, den chemischen Geruch des Pulverdampfes, den Eisengestank des Blutes.
Raschelnde Kleidung, klappernde Magazine und Ausrüstung. Flüstern. Rauschendes Schnarren der Funkgeräte.
Am Ende ließ sie ihren Geist über den Hof schweifen, über jeden Vorsprung, die Fenster und Mauern.
Gewissenhaft ging sie jede Optionen durch, wie sie es gelernt hatte.
Der Kampf war vorüber, so viel war sicher und die Geräusche heraneilender Fahrzeuge bestätigten ihre Vermutung, dass die Soldaten Anweisungen hatten, nichts weiter zu unternehmen.
Als sie die Augen wieder öffnete, hatte sie einen Plan gefasst. Für den Moment zumindest und…
„Sie werden zurückkommen und uns holen, oder?“ quengelte der Junge hinter ihr. Seine Stimme hatte einen fast flehenden Ton, obwohl er sich große Mühe gab, den Anschein von Tapferkeit zu wahren.
„Ja“ antwortete sie leise, ohne sich umzudrehen.
Aus irgendeinem Grund brachte sie es nicht übers Herz, ihm die Wahrheit zu sagen.
Anders als sie hatte er eine Wahl gehabt und hatte die falsche getroffen.
Dennoch…
Auf der Gegenseite kam hektische Unruhe auf und als der Junge erneut zu sprechen ansetzte, brachte sie ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
Sie konzentrierte sich wieder. Neue Männer und der steigenden Nervosität und Unruhe nach zu urteilen, die sich unter den Belagerern breit machte, wichtige.
Mehrere Minuten lang passierte nichts, dann bahnte sich ein Mann seinen Weg durch ihre Bewacher.
Die Männer beeilten sich, ihm und seinen 4 Begleitern Platz zu machen und sprangen eifrig aus dem Weg.
Schließlich blieb er hinter der vordersten Reihe stehen und starrte zu den beiden Verlorenen herüber.
Genau wie der Engel auch, wog er wahrscheinlich seine Optionen ab.
Sie hatte ihn längst erkannt, als er das Megaphone ansetzte und zu sprechen begann.
„Mein Name ist Victor deBoer, ich bin Mitglied des Rates der Neun, Erbe von Calon, Innenminister und Chef…“
Der Engel lächelte grimmig, während er fortfuhr seine beeindruckenden Titel herunter zu leiern.
Sich vorzustellen war unnötig, denn natürlich kannte sie ihn.
Ihre Pläne hatten sich soeben geändert.
„Sie sind umstellt, es gibt keinen Ausweg. Wir wissen wozu sie fähig sind, aber es wird ihnen nicht gelingen, sich den Weg frei zu kämpfen. Wenn sie aufgeben, garantiere ich das Ihnen nichts passiert. Legen sie ihre Waffen auf den Boden und kommen sie langsam zu uns herüber.“
„Sie töten uns.“ stellte der Junge hinter ihr unnötigerweise fest.
Natürlich hatte er recht. Aber zumindest sie würde noch eine Weile am Leben bleiben. Es würde Untersuchungen geben, zahllose Tests und Fragen, bevor man damit begann, sie auseinander zu schneiden.
Endlich würden sie Antworten auf die Fragen erhalten, die sie seit dem Vorfall bei 12-0-47 beschäftigten.
An dem Jungen würden sie schnell das Interesse verlieren, nachdem sie das Wenige aus ihm herausgeholt hatten.
Bevor er weitersprechen konnte, trat sie einen Schritt nach vorn und registrierte zufrieden die steigende Nervosität.
„Kommen sie, ihnen wird nichts passieren“
DeBoer winkte freundlich. „Aber sie müssen ihre Waffen ablegen.“
Sie machte einen weiteren Schritt nach vorn und formte die menschlichen Worte, in ihrem Kopf.
Ihre Stimme hallte in dem typischen melodischen Singsang über den Hof.
„Schicken sie die Soldaten weg. Alle! Dann ergeben wir uns. Aber nur ihnen persönlich“
Gegenüber brach Hektik aus und sie verfolgte lächelnd die Diskussion, auf der anderen Seite des Hofes, der sich am Ende langsam zu leeren begann.
Schließlich standen deBoer und seine 4 grimmigen Leibwachen allein an der Absperrung.
Der Engel schloss die Augen und konzentrierte sich. Rangierende Autos vor dem Haus, nervös wartende Männer, der Geruch von Blut und Fäkalien… der Junge hinter ihr…ein Helikopter... Schweiß...
Und da war noch etwas anderes.
Drei ruhig schlagende Herzen. Knapp am Rande ihrer Wahrnehmung.
Irgendwo in den Fenstern über ihnen.
„Ich habe alle Soldaten gemeint, auch ihre Scharfschützen“ wobei sie mit dem Katana in Richtung der ungefähren Positionen deute.
DeBoers Lächeln wurde noch gewinnender. Die Beute war lohnender als er geglaubt hatte.
„Das geht nicht und das wissen sie“ er deutete auf die 4 Leibwächter neben sich und machte eine vage, fast entschuldigende Geste über die Dächer.
„Vorschriften. Lebensversicherung, sie verstehen? Außerdem, glauben sie doch nicht wirklich, ich bin so dumm?"
Er machte seine Sache wirklich gut, ein hervorragender Schauspieler.
Der Engel zog mit der linken Hand das kleinere Schwert, welches waagerecht an ihrer Taille befestigt war und ließ es klappernd auf den Boden fallen.
„Ich bin auch nicht dumm. Wir ergeben uns ihnen, niemandem sonst.
Denn solange sie dabei sind, wird niemand wagen das Feuer zu eröffnen. Sie können mich mitnehmen, aber ihn lassen sie frei“
Sie deutete hinter sich.
„Er ist nur ein dummer Junge und kann ihnen nichts erzählen, was sie nicht sowieso schon wissen“
Ein weiterer Schritt nach vorn.
Sie streckte die Hand hinter sich aus, die nur Sekunden später ergriffen wurde.
Langsam überquerten sie den Innenhof. Irgendwo knapp über der Hälfte bedeutete deBoer ihnen stehen zu bleiben.
Dort endete vermutlich das Schussfeld der Scharfschützen, die sie jetzt deutlicher spüren konnte.
Der Schmerz in ihrem Körper ließ sich kaum noch unterdrücken und ihre rechte Schulter wurde bereits taub.
Sie nickte dem mächtigen Mann zu. Dann warf sie das Katana in die Luft, spürte die Herzen der Scharfschützen einen Tick schneller schlagen und hörte das klappernde Geräusch als es auf dem Boden landete.
Als sie sah das DeBoer und seine Leibwächter sich in Bewegung setzten, wendete sie sich dem Jungen zu.
Und lächelte ihn an.