Dionysos von Enno
Autor
Ein Traum so fern
erhebt sich aus dem Schatten, bricht das Joch.
Ein Hauch von Freiheit, endlich nah und doch.
Gefangen in des Schicksals schwerem Kern.
Die Käfigtür, sie öffnet sich so leis',
Der Panther schreitet aus ins Fremde, reist
zuerst entzückt und taumelnd, wie ein Kind, das zählt
die Sterne, die ihm scheinen wie Geleit.
Er schleicht und spürt der Erde unbekanntes Leben,
die Flüsse, Berge, Wälder, Gräser, Seen.
Doch fremd die Dinge, die sich in die Augen heben;
die Schöpfung in ihn bricht in Bildern, unbesehen.
Verstört von jenem, was er auf dem Spiegel eines Sees erblickt:
Der Schwan, der stolz und gleichsam königlich
auf Wassern zieht die edlen Bahnen,
und Affen, die den Spiegel schlagen
aus Angst vor seinem
Angesicht
Geht’s weiter und im Herzen blau,
unsicher, zweifelnd, wem er trau,
singen ihm Vögel bunt in ihren Träumen;
doch Schönheit kann den Gram kaum räumen.
Die Welt, sie blendet zwar mit wildem Reigen,
Unendlichkeiten, Freiheiten, die zeigen,
dass sie, so grenzenlos sie sind, den Geist verwirren
doch bloß zur Kette alter Fesseln führen
Die Flucht vor Gleichmut, die er suchte, weicht,
zurück zum Käfig, wo das Schicksal gleicht
sich aus, und still der Panther seine Runden dreht,
Die Tür steht offen, doch er bleibt, denkt, glaubt
versteht:
In Freiheit liegt der Schrecken, nun gewogen,
Das Unbekannte, was ihn hat bewogen.
Der Panther wählt die Zwänge, die er kennt,
und kehrt zurück, wo die Idee des Käfigs ihn
abtrennt: Von dem da unten, dem da oben
Bleibt in dem Kreise eingewoben,
dem allerkleinsten Kreis,
in dem der weiche Gang sich
dreht, in dem der müde Blick ihm steht,
so wie ein Tanz von Kraft
um eine Mitte
geht:
Als sei er ganz
betäubt