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Textarbeit erwünscht der schrei

Der/die Autor/in wünscht sich konkrete Rückmeldungen zur Textgestaltung.
  • Létranger
    letzte Antwort
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du musst nicht still sein 
um ihn zu hören 
nicht suchen
 
hinter den masken und kostümen
in den anweisungen der regie 
im flüstern der souffleure
 
in der brandung der laute
dem ruf der vokale
zwischen den zeilen

unter den worten
jenseits der buchstaben
 
in jedem schreiben 
lebt der schrei
im schrei der erste schrei
des neugeborenen
 
 
Et par le pouvoir d’un mot
Je recommence ma vie
Je suis né pour te connaître
Pour te nommer

Liberté.
 
Paul Eluard
 
 
 
Hallo L'étranger,
 
wunderschöne Eloge an die Urkraft und -freiheit der Worte, die sich mit dem Zitieren der Abschlussstrophe berühmten Gedichtes "Liberté" von Paul Eluard wohl treffender beschreiben lässt, als mit jedwedem langen Kommentar.
Sehr gerne gelesen.
 
Liebe Grüße
Rudolf
 
 
 
Hallo Rudolf, @Rudolf Junginger
 
freut mich sehr, dass diese Worte nicht auf taube Ohren gestoßen sind. Sie sind an sich auch schon eine Meditation der Worte eines anderen bekannten Franzosen (Roland Barthes) vom "Crie dans l'écriture", und der widerum war sicher nicht der erste, der darüber gestolpert.
 
Danke auch für die Likes, @Liara und @Sternenherz.
 
LG Lé.
 
 
 
Grüß dich Lé,
ich wollte als Erster dein Gedicht kommentieren, aber Rudolf war schneller.
Wobei ich eine ganz andere Richtung einschlagen wollte, will.
Dein Gedicht an sich ist sehr schön, fast romantisch, würde ich sagen.
Unabhängig von der physikalischen Ursache des Schreiens der Neugeborenen, kann man es beliebig interpretieren.
Für Edvard Munch war es die bildliche Wiedergabe einer panischen Angst.
Schrein kann befreiend wirken, so verstehe ich Rudolfs Zitat über die Liberté, über die Freiheit. 
Die alten Germanen sind laut schreiend in den Kampf gegangen. 
Ich will wirklich nicht die Schönheit deines Gedichts schmälern, zumal du dir Kritik erwünscht, aber ich persönlich glaube, dass nicht Schreien sondern Schweigen unser Leben prägt. 
Sogar den Urknall stelle ich mir still vor.
 
Ich will wirklich nicht die Schönheit deines Gedichts schmälern, zumal du dir Kritik erwünscht, aber ich persönlich glaube, dass nicht Schreien sondern Schweigen unser Leben prägt. 


Sogar den Urknall stelle ich mir still vor.
 
Lieber Carlos,
 
das Gedicht trifft ja keine Aussage  darüber, was unser Leben prägt. Wie wollte man da zwischen den komplementären Gegensätzen wählen, und entscheiden, was wichtiger ist?
 
Was den Schrei angeht, ich sehe ihn nicht eindeutig festgelegt, als Trauer, Schmerz, Angst, ...
Für mich ist es der Schrei des Lebens ...
 
LG Lé.
 
 
 
Et par le pouvoir d’un mot
Je recommence ma vie
Je suis né pour te connaître
Pour te nommer



Liberté.


 


Paul Eluard


 
Hi Rudolf,
magst Du Dein Gedicht aus dem Französischen übersetzten - das wär fein. Ich kanns nur in Bruchteilen wahrnehmen.
 
Hi Lè ,
 
auf mich wirkt Dein Gedicht religiös -- es kreist um das Zentrum , den Schrei ... - den ersten, den jede:r tut. Auch die Tiere. Vllt. gar die Pflanzen. Insofern gleichen wir uns alle.... dort auf jeden Fall noch. Sind wir uns so ähnlich, so ohne Mauern, Selbstdarstellung, Adel & Titel und den ganzen Plomps.
 
Der Einwand von Carlos gibt mir zu denken.
Und im Nachdenken darüber, was es mit der Stille im Urschrei auf sich haben mag bzw. dem Schrei in der Stille, fiel mir folgende Erzählung ein, die mir eine Freundin zugetragen hat:
Sie sassen in der Innenstadt in einem Ladenlokal ; es war abends.
Eine Gruppe von Meditierenden und ein Tibetischer Lama.
Der Lama erzählte eben - er saß mit Blick zur Tür.
Die Tür ging auf und herein kam ein betrunkener Mann, der randalierte und herumschrie. Er ging auf den Lama zu - einem Mann, der geübt im Üben _ Erfahren "der Stille" ist.
Meine Freundin schilderte, dass es schier unfassbar war: Je näher dieser aufgewühlte Mann dem Lama kam, umso ruhiger wurde er . Ohne dass irgendeine sichtbare Interaktion stattgefunden hätte. Als er vorne angekommen war, war er vollkommen ruhig und setzte sich zu den anderen dazu.
 
liebe Grüße
 
Sternenherz
 
 
 
Hallo @Sternenherz ,
 
der Text  möchte kein Ausdruck eines geschlossenes Glaubens- oder Wissenssystems sein, ist aber sicher offen für viele individuelle Weltsichten.
 
Freut mich, wenn er für  dich eine Bedeutung erfährt.
 
LG Lé.
 
 
 
nochmals ich - "Hören" ist eines meiner Themen, daher ...
 
Bei Joachim Behrendt, der sich viel mit dem Hören beschäftigte, las ich, dass das Ohr - neben dem Herzen - das erste Organ ist, das im Menschen angelegt wird. So wichtig und wesentlich scheint der Natur unser "Hören" zu sein.
 
Aber hier ging es ja ums Schreien ....
 
Ausdruck das Eine, Eindruck das Andere .
 
Wieviele Möglichkeiten weiterzudenken sich da auftun.
 

Dass Dein Text völlig offen ist, Lè,  ist mir klar . Ich kann ja nur zuhören .... und völlig neben Deiner Intention liegen ... und mich dann wiederum ausdrücken.   Kommunikation halt einfach.
 
liebe Grüße
 
Liebe Charlotte,
 
Ich stieß  mal in einem katholischen Katechismus vom Ende der Sechziger Jahre auf die amüsante Feststellung: "Verlobte, die in Sünde fallen (die der fleischlichen Lust) sind so zu behandeln, als wenn sie sich in notwendiger Gelegenheit zur Sünde befanden."
 
Vielleicht ist es mit den Worten ähnlich. Sie sind eben doch notwendig. Es lohnt sich aber, sich ihrer verstellenden Wirkung bewusst zu sein ;-).
 
LG Lé.
 
 
 
Hallo Létranger,
 
mich regen deine Zeilen zum Nachdenken an. Ich denke, dass alles, was in unseren Köpfen im Verborgenen, sei es bewusst, oder unbewusst ruht oder erst heranwächst, ist in gewisser Weise ein Schrei und entweder er dringt nach draußen, oder er schreit leise weiter in uns herum und so entsteht immer Neues, worüber es sich zu schreiben lohnt.
 
Gern mitgeschrien.;-)
 
Lieben Gruß, Letreo (endlich dieses é hinbekommen)
 
Hallo & Moin, Létranger,
es gibt sehr viele Bücher über stumme Schreie und laute Schreie,
die oft sehr bedrückende Realität beschreiben.

Vergangene oder gegenwärtige.
Der schönste Schrei ist für mich immer noch der Schrei des neugeborenen Kindes.

Das sich nach Luft schnappend auf das Leben außerhalb des Mutterleibes einstellt.
Und dann gibt es ja auch noch die schönen Jubelschreie, Freudenschreie, Liebesschreie, Siegesschreie......
Sehr gerne gelesen,
Lg Josina

 
Grüß Dich Létranger, wenn ein Gedicht entsteht, ist es quasi wie eine Geburt. Es entsteht aus uns heraus und wenn es da ist, möchte es sich Gehör verschaffen. Jeder möchte mit seinen geschriebenen Gedanken etwas ausdrücken. Einige erreicht der "Schrei" des Neugeborenen andere weniger. Wichtig ist mir auch zu erwähnen, dass jedes Neue eigen ist und auf seine Weise schön. Die Worte sind oft ein Seelenspiegelbild, also verleihen wir unseren Gefühlen und Gedanken eine Stimme. Ob der Schrei nun laut oder leise ist, sei dahingestellt. Manch einer ist ja auch als Hebamme tätig. Wie auch immer, Neues reift, wächst und will wahrgenommen werden. Gut, dass wir die Töne, die Sprache, die Worte haben, um uns auszudrücken. 
 
Dein Gedicht gefällt mir gut und spricht mich an. 
 
Lieben Gruß Darkjuls
 
Hallo Josina und Darkjuis,
 
als ich vor einigen Tagen über den "Schrei im Schreiben"  gestolpert  bin, hat mich dieses Wortspiel sofort fasziniert.
 
Aber ich wusste noch nicht, wieviel Emotionalität mit dem "Schrei" verbunden ist, und wie stark die Wirkung dieses letzten Verses.
 
Vielen Dank für eure Gedanken und euer Feedback.
 
LG Lé.
 
Hallo Lé,
bin ich mal froh alles Kommentare gelesen zu haben, dachte ich fast bist zum Schluss doch ich bin die einzige die in dem Neugeborenen kein Menschenkind sondern ein Gedicht oder Werk sieht. Darkjuls hat meine Gedanken dazu wunderbar zum Ausdruck gebracht.
 
Zu den Eingangszeilen: ja egal wo man sucht, all die Eindrücke, Gedanken, Ideen arbeiten in uns, schwängern uns quasi, vielleicht reifen sie und dann sprudeln sie raus aus uns und dann der erste Blick, oft sehen wir unser Geisteskind an und lieben es weil es schön ist und dann beginnt der 2. Reifeprozess, wir lernen es kennen und erfahren noch mehr welches Wesen es ist oder besser gesagt in ihm liegt. 
 
Oder wenn sich die Seelenqual herauswindet in Zeilen als Schrei hinter dem Schrei der darunterliegt.
 
.... und wir entließen eine ganze Wortkolonne in einem stummen Schrei.
 
Liebe Grüße
Sali
 
Hallo Sali,
 
Ja, eigentlich ist alles ausgesprochen am Ende des Gedichts. Der Leser kann mitgehen, oder weiterclicken. Es ist gegen meine Grundidee, solche Gedichte zu schreiben. 
Aber dann ... ;-).
 
LG Lé 
 
 Manchmal verstehe ich deine Gedichte besser als Kommentare
was meinst du damit:
 
 
Es ist gegen meine Grundidee, solche Gedichte zu schreiben. 
Aber dann ... ;-).
meintest du so Seelenqualgedichte? ja das weiß ich aber das würde zum Schrei im  Schrei passen, finde ich so.
 
Hallo Sali,
 
als ich das schrieb:
Ja, eigentlich ist alles ausgesprochen am Ende des Gedichts.
 
und anmerkte, dass das gegen meine Grundidee vom Gedichte schreiben verstößt, habe ich einen spontanen Eindruck wiedergegeben, den ich nach dem Einstellen hatte.
 
Ich habe mich aber vermutlich geirrt.
 
Ich liefere ja schließlich  keine Interpretation  oder Deutung im Gedicht mit - und das ist schon mal gut ;-). Und es bleibt auch genügend Raum, dass jeder die Bilder mit seinen eigenen Inhalten verknüpfen kann.
 
LG Lé.
 
 
 
Lieber Lé,
 
ich musste bei deinem Titel auch an Edvard Munch und die Bilder denken (das Gefühl, als sei der Mensch ein einziger Schrei, sonst nichts). Wenn man davor steht, kommen alle Ängste in einem hoch, die man jemals empfunden hat - ich sah eines am Straßenrand in Norwegen und musste sehr lange davor stehen. Aber noch mehr dachte ich an einen Krimi mit diesem Titel. -
zwischen den zeilen



unter den worten
jenseits der buchstaben
Das kann ich am besten nachvollziehen.
 
in der brandung der laute
dem ruf der vokale
Schön!
 
Ich weiß nicht, ob du am Anfang auch das Sprechen als Schrei bezeichnest - wäre dem so, dann ist es mir zu vielschichtig, um dahinterzukommen, was gemeint ist (evtl. der Schrei der Begeisterung - nur ein kleines Beispiel - der der Ungeduld, der Empörung oder alles, was in einem ist und parallel zu dem kontrolliert Gesagten sich seinen Weg nach außen bahnen will).
 
Aber am Ende dachte ich auch nicht an ein Kind, das geboren wird, eher an einen Menschen der neu geboren wird bzw. bei dem ein neuer Lebensabschnitt beginnt oder ein neuer Bewusstseinszustand o.ä.
 
Der "Schrei im Schrei" ist sehr interessant! Ich sehe ihn nicht unbedingt als einen wiederholten Schrei oder ein Schreien nur einer Person, sondern evtl. auch als Spiegelung (ein Schrei als Antwort auf den Schrei eines Gegenübers), evtl. ein Mit(er-)leben ein Mit-Einsteigen in den Gemütszustand eines anderen, ein Nachempfinden.
 
Aber, wie dem auch sei, es ist schön zu lesen, was jeder in deinem Gedicht sieht!
 
Gerne gelesen! Wünsche einen schönen Abend!
Grit
 
 
Liebe Nesselrose,
 
im Grunde sehe ich es schon so , dass geschriebene Sprache und gesprochene Sprache nicht scharf von einander abzugrenzen sind, irgendwie  immer miteinander  verknüpft. Lesen und Schreiben bewirkt immer ein inneres Sprechen und Hören. Bei den Gedichten ist das ja ohnehin klar.
 
Die vorletzte Zeile enthält ein Apokoinu. Du kannst es "als schrei im schrei" lesen, oder ein Semikolon dazwischen setzen - dann liegt der Akzent auf "im schrei der erste schrei ..."; so lese ich es am liebsten ;-).
 
Ich freue mich über deine Anmerkungen. So konnte ich auch das apokoinu noch erklären  ;-).
 
LG Lé.
 
  • Létranger
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