Hallo, eiselfe,
ja, deine Zeilen stimmen nachdenklich. Die Sonnenmetapher passt sehr gut zur Thematik. Manchmal kommt die Einsicht spät, manchmal auch zu spät.
Es kann eben nicht immer alles eitel Sonnenschein sein, es gibt auch bewölkte und verregnete Tage im Leben. Nur nach Sonnenschein zu streben, das kann nicht funktionieren. Denn dieses Ziel verlangt, dass man alles andere 'ausblendet' und abwehrt ...
Das verdeutlicht auch
diese Zeile hier, besonders das Wort 'viele'. Denn, wenn das LI auf den 'Sonnenschein bestand', ihn, ja, 'erzwingen' wollte, war im Grunde eine Vielzahl von Enttäuschungen bereits vorprogrammiert.
Nicht die bewölkten oder regnerischen Tage waren 'schuld'. Das LI hat
sich, in gewissem Sinne, selbst die Träume zerstört ...
Nun lebe ich im Augenblick,
doch insgeheim -
wünsche ich mir - mein altes Leben zurück.
Vielsagend. Das LI möchte nicht zurückschauen, verständlich, aber möchte auch nicht mehr auf die Zukunft hoffen. 'Im Augenblick leben' verdeutlicht das sehr gut.
Und insgeheim, da würde das LI trotzdem gerne die Zeit zurückdrehen. Wünschte sich eine neue Chance, das Leben noch einmal zu leben, alles anders und damit besser zu machen. Eine Rückkehr in das alte Leben, das Leben, wie es war, bevor die falsche Entscheidung getroffen wurde, um diese Möglichkeit zu haben.
Mir gefällt auch, wie sich der Reim nach und nach 'verliert', besonders gelungen ist der (Zeit-)Punkt, es beginnt genau beim Vers mit den zerronnenen Träumen. Damit unterstreicht, wie ich finde, auch die Form den inhaltlichen Verlust (der Träume und Hoffnungen). Reine Reime (entgegen, wegen, Ziel, viel) - unreiner Reim (gekommen, zerronnen) - Wendepunkt, kein Reim (insgeheim) - unreiner Reim, aber klanglich doch näher am reinem Reim (Augenblick - zurück). Ich würde dem LI wünschen, dass sie oder er es schafft und wieder mit sich - ins Reine kommt.
Gerne gelesen und darüber nachgedacht. :smile:
LG,
Anonyma