Der Alte liegt schon viele Wochen
verwest und still in seinem Grab.
Ich polstre ihm die blanken Knochen
als letztes Hemd behutsam ab.
Doch heute, als es zwölf geschlagen,
der Kirchhof liegt im Mondesschein,
da platzt dem Ruhenden der Kragen,
er tritt von unten an den Stein.
Und dieser stürzt, das Grab steht offen,
ich seh den Kirchturm in der Nacht
und fühle vag des Türmers Hoffen,
dass ein Spektakel Freude macht.
Und wirklich, niemand bleibt heut liegen,
die Gräber tun sich alle auf,
und ringsum krabbeln wie die Fliegen
die weiß Behemdeten herauf.
Uns treue Hüllen wirft man leider
sofort ins kühle Friedhofsgras,
und schamlos nackt genießen beider
Geschlechter Reste irren Spaß.
Ein Tanz hebt an auf bleichen Hacken,
es klingt, als ob man Hölzchen schlägt,
die Schenkel und die Wirbel knacken,
die Kiefer klappern wild erregt.
Ich bin entzückt. Doch aus der Kühle
entführt mich heimlich eine Hand.
Der Türmer sprüht in dem Gefühle
des Schalks und flüchtet unerkannt.
Vom Glockenturme blick ich oben:
Der Tanz ist aus, man zieht sich an.
Nur mein Skelett beginnt zu toben,
weil es das Hemd nicht finden kann.
Gern würde ich den Freund jetzt rufen,
da wittert er mich in der Luft,
und da der Zutritt zu den Stufen
verriegelt ist, folgt er dem Duft.
Er packt den Zierrat an den Wänden
und zieht sich spinnenhaft herauf.
Der Türmer schwitzt an kalten Händen
und gibt sein Stückchen Beute auf.
Er wirft mich schreckensbleich hinunter,
doch wehrt ein Zacken meinem Fall.
Schon werden die Erinnyen munter -
Da schlägt es Eins mit dumpfem Hall.
Zerschellt, mein Liebster! Leicht und heiter
nimmt mich der Türmer mit nach Haus.
Doch trägt er mich als Nachthemd weiter,
so saug ich ihm die Adern aus…
Frei nach Goethes "Der Totentanz".
https://www.deutschelyrik.de/totentanz.html
verwest und still in seinem Grab.
Ich polstre ihm die blanken Knochen
als letztes Hemd behutsam ab.
Doch heute, als es zwölf geschlagen,
der Kirchhof liegt im Mondesschein,
da platzt dem Ruhenden der Kragen,
er tritt von unten an den Stein.
Und dieser stürzt, das Grab steht offen,
ich seh den Kirchturm in der Nacht
und fühle vag des Türmers Hoffen,
dass ein Spektakel Freude macht.
Und wirklich, niemand bleibt heut liegen,
die Gräber tun sich alle auf,
und ringsum krabbeln wie die Fliegen
die weiß Behemdeten herauf.
Uns treue Hüllen wirft man leider
sofort ins kühle Friedhofsgras,
und schamlos nackt genießen beider
Geschlechter Reste irren Spaß.
Ein Tanz hebt an auf bleichen Hacken,
es klingt, als ob man Hölzchen schlägt,
die Schenkel und die Wirbel knacken,
die Kiefer klappern wild erregt.
Ich bin entzückt. Doch aus der Kühle
entführt mich heimlich eine Hand.
Der Türmer sprüht in dem Gefühle
des Schalks und flüchtet unerkannt.
Vom Glockenturme blick ich oben:
Der Tanz ist aus, man zieht sich an.
Nur mein Skelett beginnt zu toben,
weil es das Hemd nicht finden kann.
Gern würde ich den Freund jetzt rufen,
da wittert er mich in der Luft,
und da der Zutritt zu den Stufen
verriegelt ist, folgt er dem Duft.
Er packt den Zierrat an den Wänden
und zieht sich spinnenhaft herauf.
Der Türmer schwitzt an kalten Händen
und gibt sein Stückchen Beute auf.
Er wirft mich schreckensbleich hinunter,
doch wehrt ein Zacken meinem Fall.
Schon werden die Erinnyen munter -
Da schlägt es Eins mit dumpfem Hall.
Zerschellt, mein Liebster! Leicht und heiter
nimmt mich der Türmer mit nach Haus.
Doch trägt er mich als Nachthemd weiter,
so saug ich ihm die Adern aus…
Frei nach Goethes "Der Totentanz".
https://www.deutschelyrik.de/totentanz.html