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Feedback jeder Art Der Untergang des Hauses Falkenried

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  • Melda-Sabine Fischer
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Zu Falkenried im alten Saale 
stand eine schöne Nussholzschale.
Besuch vom Pastor bis zum Propst 
hat gern genascht vom Tafelobst,
 
das jeden Sonn- und Feiertag 
in dieser edlen Schale lag.
Bis einst der Stallknecht aus dem Saal 
sich einen Tafelapfel stahl,
 
worauf er aus dem Schweinetrog 
ein prächtiges Stück Fallobst zog,
in dem ein Raupenwesen hauste,
das tief im Fruchtfleisch herrlich schmauste.
 
Der Knecht verdeckte mit Gespür 
für Hinterlist die Wohnungstür 
der Mieterin durch leichte Drehung.
So schloss er zügig nach Entstehung 
 
die Lücke, die noch eben klaffte,
als er die Beute an sich raffte,
und grub voll Diebeslust die Zähne 
in die geraubte Goldparmäne.
 
Zwar ward der Knecht bald überführt 
und ihm die Kehle zugeschnürt.
Jedoch: Die Ernte war verdorben.
Die Magd, von jenem Knecht umworben,
 
verstarb am Herzbruch, ungeschient,
und ließ die Herrschaft unbedient.
Der alte Pastor und der Propst 
entbehrten sehr das Tafelobst 
 
und die gesunden Vitamine.
Das Gutshaus wurde zur Ruine.
Die Raupe (nach dem Kindesalter)
entfleuchte als Zitronenfalter ...
 
(aus dem Fundus)
 
Hallo!
 
Was für eine herrliche Geschichte für den Untergang der einstig edlen Gesellschaft.
Ich konnte sie von Strophe zu Strophe voll auskosten.
 
Schlussendlich passte auch der Rhythmus sehr gut-
 
Liebe Grüße
Liara
 
Lieber Cornelius,
 
der Titel erinnert an die Kurzgeschichte von Poe. Der Text ist raffiniert geschrieben.
 
Eine unselige Verkettung von Ereignissen lässt die Gutsherrschaft umkommen, das Gutshaus verfallen.
 
Aber was witzig (Herzbruch ohne Versorgung mit Gipsschiene u.a.) und unverhältnismäßig wirkt, hat tiefere Ursachen.
Den Anfang macht nämlich nicht der Diebstahl des Knechtes, sondern die Existenz einer Obstschale, die nur bestimmten Personen vorbehalten und ein Symbol für die ungerechte Klassengesellschaft ist. (Entehrende und drakonische Strafe - Tod durch den Strang - droht dem, der das nicht respektiert.)
 
Sehr gern gelesen.
Grüße von gummibaum
 
  • Melda-Sabine Fischer
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