Hi Sali,
mitreißen sollte es sein, das Gedicht von der wilden Alten...
...denn alleine pogen ist schlechterdings nicht möglich.
Von außen betrachtet ist der Pogo nur eine wilde Schubserei auf der Tanzfläche. Umringt von Menschen die sich das ganze anschauen.
Von innen erlebt ist es auch eine wilde Schubserei auf der Tanzfläche. Allerdings ohne das „nur“. Denn das Schubsen ist die erlebbare Metapher eines unglaublichen Gefühlsgewitters. Hier entlädt sich die Wut auf eine Gesellschaft die einen überall umgibt, mit der man ununterbrochen aneckt, deren Teil man ist. Pogo ist austeilend und einsteckend... Ein Hexenkessel aus Menschen, lauter Musik, und unkontrollierbarer Bewegungen vieler anderer, die einen immer wieder grob aus der Bahn werfen.
Und doch ist etwas anders als in der übervollen U-Bahn. Wer stolpert wird gehalten. Wer stürzt von wird vielen Händen aufrichtet, wer liegt bekommt Platz ohne das ihn Füße treffen und wer durch den Ring der Menschen nach drinnen oder draußen will trifft auf keinen Widerstand. Wer jedoch in ihn hinein stolper erhält die gleiche Hilfe von den schauenden, die er auch von den Tanzenden erhalten hat. Hilfe geben und annehmen als spontaner Reflex.
Im Kreis selbst ist keine böse (zielgerichtete) Aggression. Und wenn du ausgepowert die Welten durch eine Membran aus Menschen wechselst und wieder draußen bist, dann ist etwas mir dir passiert.
Du erinnerst dich an die Faszination und den Mut, den es gebraucht hat, um das erste Mal vom Kreis nach drinnen zu wechsel. Und wie viel Energie man einstecken, aushalten oder los werden kann. Und wie frei man innerhalb aller Beschränkungen doch sein kann, wenn einem bei allen Fehltritten und bei jedem Stolpern ganz selbstverständlich, unaufgefordert und verlässlich Hilfe zuteil wird. Und du erinnerst dich daran diese Hilfe zu bekommen, diese Hilfe zu geben, und diesen Moment sofort wieder zu vergessen, weil sich ein weitere Moment anschließt, der sich dir ausliefert solange du mitspielen willst.
War oder ist der Gaukel ein Punk? Nein, nicht wirklich – aber von Herzen punkbar, dass er dort nach wie vor ein und ausgehen darf ohne sich festlegen zu müssen.
...Nein, alleine lässt sich die Wut leider nicht wegpogen – was es für dir Alte nicht wirklich besser macht...
Hi Carlos,
es macht mir nichts aus Wikipedia beim vollständigen Namen zu nennen, wenn es dir etwas bedeutet. Ich selbst habe die Verkürzung verwendet wie einen Spitz- oder Kosenamen. Ich liebe Spitznahmen, weil persönlich sind. Man bekommt sie nur „verleihen“, wenn man für jemanden so wertvoll ist, dass sich veranlasst sieht dir einen besonderen Namen zu geben. Wenn ich „Wiki“ schreibe und sage, denke ich dabei an Wickie und den mag ich sehr. Es war also ganz und gar nicht abwertend gemeint
Na klar war Punk ursprünglich eine Jugendbewegung. Aber eben nicht nur auf der Tanze. Punk wurde vom puren Protest zu einem Lebensgefühl, später zu einem Gesellschaftsmodel. Auch Jugendbewegungen werden erwachsen... Und viele haben Spuren hinterlassen. Manche so offensichtlich verborgen, dass man sie als Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.
Wenn du eine knappe Stunde Zeit hast, dann schaue dir bitte mal diesen Beitrag an. Punk ohne Musik. Was es doch für erstaunliche Menschen gibt...
https://www.youtube.com/watch?v=FlmhkvwpZW0
(nicht direkt verlinkt, weil neue Regeln gelten)
Die Jugend von heute kommt weg von dem "No future", bewegt sich zu dem "Fridays for future".
Wenn das Schiff am sinken ist ist kein Platz für Extravaganzen da.
Uji Carlos, an dieser Stelle bitte ich dich dir einen Zweiten Gedanken zu machen.
„No Future“ stand für „DIESE (oder EURE) Zukunft wollen wir nicht. Die Botschaft dahinter war, dass das System „Kalter Krieg“ zu einer beängstigenden Weltbedrohung geworden ist. „Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!“ Die Antwort war also aktive Verweigerung. Denn man muss den Arsch hoch kriegen, um einen falschen Zug zu verlassen. Als "Extravaganzen" würde ich die damalige Friedensarbeit nicht bezeichnen. (Und das die Jugend sich feiern muß, damit sie Kraft schöpfen kann, um ihren Kampf zu bestehen steht für mich außer frage. Damals wie auch heute) Die Politik hat damals dann irgendwann reagiert. Die Gegner sind keine Freunde geworden. Aber es gab Gespräche, Abrüstung und (wenn auch viel zu wenig) Entspannung. Ganz klar, Frieden ist das längst noch nicht.
Bei dem Klima reicht die Verweigerung nicht mehr. Aufhören mit der Verschmutzung behebt die Bedrohung nicht. Es muss zudem noch gewaltig aufgeräumt und geheilt werden. "Fridays for future" ist einen Schritt weiter. Es reit nicht mehr die alte schwerfällige Machtmaschine zu bremsen oder in andere Bahnen zu lenken. Es muss ein neuer nachhaltiger Weg gefunden werden, der diese Maschine unnötig macht. Denn sie ist unbrauchbar geworden. So wie sie jetzt ist, ist sie nicht (mehr) hilfreich für die Menschen.
Hi Gummibaum,
ja, wenn etwas zum aufregen ist darf man sich auch aufregen. Wenn die Klügere soweit nachgibt dass sie unsichtbar und unhörbar wird, dann ist damit niemanden geholfen. Es ist besser wenn die Birne vom Nachdenke oder auch vor Wut raucht, als wenn sie sich sinnentleert als weiterer Hohlraum dem System der Echokammern anschließt.
Euch allen liebe Grüße ins beginnende Wochenende
vom Gaukel