Hi Serenus,
na klar kann ich.
Das LI steht für das Lyrische Ich. Wenn der Dichter also z. B. eine Gedicht aus der Perspektive eines der sieben Zwerge über Schneewittchen schreibt, ist sofort klar, dass es sich bei dem Dichter nicht wirklich um einen dichtenden Zwerg handelt. Natürlich gibt es jedoch viel mehr Gedichte bei denen das nicht so klar ist.
D. h. alles was im Gedicht gesagt oder beschrieben wird ist nicht automatisch eins zu eins die Meinung oder Position des Dichters. Oder anders - es ist grundsätzlich davon auszugehen, dass der Dichter in eine Rolle schlüpft, die dann seine Gedichte transportiert. So wie ein Schauspiele in eine Rolle schlüpft die ein anderer entworfen hat, schlüpft der Dichter in eine Rolle die er sich selbst vorgibt.
Natürlich kann ein Dichter auch sich selbst „spielen“, sprich seine persönliche Meinung rein und pur in ein Werk fließen lassen. Das passiert z. B. gerne bei Liebesgedichten – vor allem bei den leidenden.
In der Regel liegt man wohl selten falsch wenn man da einen Trauerdichter tröstet. Aber es könnte genauso gut sein, das dieser dann ganz verwundert reagiert und sagt: Ich habe in dem Gedicht doch nur beschrieben wie Romeo sich gefühlt haben muss. Das Gejammer hat doch nix mit mir zu tun...
Adäquat zu dem LI gibt es auch noch ein LD. Ein Lyrische Du. Wenn du im Radio z. B. ein „Du, du liegst mir am Herzen" hörst, dann ist schon klar, das der Sänger nicht dich persönlich meint. Hier wird dann ein fiktives Lyrische Du angedichtet oder gesungen.
Soweit erst mal. Alles klar? Wenn nicht frage noch mal nach.
Liebe Grüße
vom Gaukel