Eine spielerische Replik auf Rilkes Gedicht "Der König"
Die junge Herrscherin betritt den Raum
gerade sechzehn Jahre alt
Die Schleppe Gold und Gold der Saum
Das Kleid mit Abendlicht bemalt
Das durch die Fenster herbstlich strahlt
Den großen Thronsaal kleidet
Der Körper jung, die Seele alt
Der stolze Gang zerschneidet
die Spannung, die im Raume steht
Das Hoffen und das Bangen
Und ob sie Volkes Not versteht
Blutrot funkeln die Spangen
Im schwarzen Haar roter Saphir
Das Dekret in den Händen
Die Unschuld eines Sagentiers
in ihren schlanken Lenden
Die noch nichts wissen von der Welt
Von den Begehrlichkeiten
Und als die Hand nach vorne schnellt
die sie ergreift im Schreiten
der Dolch sie trifft, sie nieder fällt
die Todesschleier breiten,
sie still wird und bis fünfe zählt,
schon vier und fünf entgleiten,
entreißt der Mörder das Dekret
des toten Königs Schreiben
In dem sicher Befehl ergeht
die Schuldner zu enteignen
Die Kleine stürzt in dunkle Nacht,
die Sinne ihr entfliehen
Der Mörder dolcht erneut und lacht,
den Dolch der Brust entziehend
Im dunklen Blut ertrinkt ihr Kleid
Im Schmerz ertrinkt das Treiben,
als man entdeckt der toten Maid
Schriftzug im Königsschreiben
Verschwunden war das eine Wort
enteignen ausgestrichen
Ersetzt vor diesem feigen Mord
durch: Alles
ausgeglichen