Hallo!
Ich finde die Beschäftigung mit den Themen Liebe und Selbstliebe relativ fruchtbar. Leider hat niemand bisher die Struktur dieses Gedichts analysiert. Das möchte ich, so wenig begabt ich dafür bin, gern nachholen.
Wir finden in diesem Gedicht keinen Reim, auch keinen Rhythmus. Erste Zeile: xXxxXxxxXxxxXxx und dann in der zweiten Zeile: XxxxxXxxXxxxxx
Stilistisch sind wir also in der Prosa.
Der nackte Inhalt soll den Leser offenbar ergreifen, anstatt ihn von literarischen Schnörkeln verzaubert zu sehen. Die ersten zwei Zeilen sind durchdrungen von irdisch, hartem Vokabular, geradezu aus dem Tiefbau: "Die Wege im Leben sind mit Steinen gepflastert
hier werden einem Ecken und Kanten gesetzt"
Die weiteren 3 Zeilen sind in beinahe kleistscher Manier verschachtelt , sowie im Kontrast zu den ersten zwei inhaltsreicher:
" und wer sich mit seinem Selbstwert befasst hat
sucht in der Beachtung und ob man ihn schätzt
nicht die Liebe zu finden, die im Inneren wächst"
Man möchte annehmen es ginge um die Gleichgültigkeit gegenüber der Meinung anderer über einen selbst. Denn den Selbstwert könne man die Liebe nicht finden, die im Inneren wächst. So nicht in der Beachtung sowie Schätzung anderer, dem Wert, den andere einem beimessen. Nicht die Beachtung durch andere schöpft hier den Wert, gleichwohl dies paradox ist. Denn ist nicht ein veröffentlichtes Gedicht ein direkter Gegenstand der Beachtung? So will dieser Text uns offenbar schelmisch erklären, was er leugnet. Dies in einer pathetischen Manier; "und wer sich mit seinem Selbstwert befasst hat". Man setzt eine gewisse Weisheit und Erfahrung voraus, desjenigen, der bereit ist "Selbstwert" grundlegend zu erfassen und wie wir sehen, neu zu definieren - anders als bisher. Wer also sich mit dem Selbstwert befasst hat, so würde der der Umkehrschluß lauten, dem wächst aus seinem eigenen Inneren Liebe, und er sucht diese nicht in Beachtung oder dem Geschätzt-werden durch andere.
Womit wir wieder bei dem performativen Paradoxon sind: Das Werk und die darin enthaltene Aussage, will offenbar von einer wenn auch kleinen Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen werden. Dies obwohl inhaltsinhärent gerade dieses 'zur Kénntnis genommen zu werden' als geradezu bedeutungslos verklärt wird. Das Paradoxon besteht darin, dass der Text sagt, er sei besser nicht gesagt worden.
Doch vielleicht ist das nur mein persönlicher Eindruck.