Moin Zorri,
ich sehe, du hast das Akrostichon für dich entdeckt.
Eine spannende Form, die versteckte Botschaft kann eine Aussage unterstützen oder sie in ein ganz neues Licht rücken.
Besonders spannend (für dich als Autorin) wird es dann, wenn man das Akrostichon mit anderen Formen verbindet.
Ein Akrostinett, gefällig?^^
Ich persönlich bin eher Fan davon, wenn man nicht allzu sehr mit dem Vorschlaghammer auf das Akrostichon hinweist.
Wenn, würde ich vielleicht mit Großbuchstaben am Zeilenanfang arbeiten, die sind ja sowieso nicht unüblich in lyrischen Texten.
Ansonsten könnte man die Information hier ja auch ganz außerhalb des Textes geben, beim Erstellen als Stichwort für das Thema Thema.
Mit diesen Leerzeichen, die die Akrostichon-Buchstaben abgrenzen, sieht das für mich jedenfalls einfach nicht mehr so schön aus.
Auch Fettmarkierungen kommen irgendwie plump.
Ich würd da mehr auf die Beobachtungsgabe der Lesenden vertrauen und sie die Freude, ein Akrostichon gefunden zu haben, erleben lassen 🙂
Nun aber konkret zu deinem Text.
Was ich gut finde:
Die Zeilensprünge, mit denen du das Akrostichon hier überhaupt erst ermöglichst sind passend.
Sie bringen Dynamik in den Text, er wird immer wieder vorangetrieben, passend zum inhaltlich beschriebenen belebenden Rhythmus.
Es stört mich dabei auch nicht, dass es dann nicht mehr überall Endreime sind ("Herz" z.B. reimt sich nicht am Versende auf "Schmerz", das Versende ist das zeilensprungbedingte "die").
Aber wie gesagt, das macht es dynamisch.
Damit aber auch schon dahin, was mir nicht gefällt:
Der Text wiederholt sich inhaltlich stark.
Du benutzt da Synonyme wie "puslierend", "pochend" und "schlägt" und bringst damit keine wirkliche neue Dimension in den Text.
Wir haben ja bereits nach Vers 2 schon verstanden, dass die Lieber der Motor ist, der uns am Leben hält 😄
Des weiteren finde ich inhaltlich die Aussage "ohne Schmerz" aus eigener Erfahrung ziemlich unwahr^^
Der Reim Herz-Schmerz ist so alt wie die Dichtung selbst.
Er ist nicht verboten, aber er ist auch kein Feuerwerk der dichterischen Schaffenskraft 😄
Außerdem: Wenn du mit einem Akrostichon und diesen Zeilensprüngen so mit Reimen und Rhythmus spielst, dann muss der Rhythmus auch da sein.
Wir als Lesende müssen uns darauf verlassen können, dass der Text uns mitnimmt, uns beim Lesen unterstützt.
Das ist hier nicht der Fall, dein Text ist metrisch sehr durcheinander.
Ich veranschauliche die Verteilung betonter und unbetonter Silben einmal:
Die
L iebe lebt tief in unserem Herz,
i st pulsierend ohne Schmerz, die
e inen eigenen Rhythmus prägt, stets
b elebend und ständig pochend, ist
e in Herz das ewig schlägt.
x
XxxXxXxxX
XxXxXxXx
XxXxxXxXX
xXxxXxXxX
xXxXxX
Das ist wirklich sehr durcheinander.
Ich verstehe, dass es, wenn man sich um eine neue Form wie das Akrostichon kümmert, schwierig ist, sich noch auf andere Formalia zu konzentrieren.
Aber sowas wirkt einfach viel besser, wenn es etwas gebügelter ist 😄
Ich hatte die ein oder andere Idee, wie man hier umformulieren könnte, um einen einheitlichen Rhythmus zu erzeugen.
Das aber nur als Anregung, eine Änderung in dem Sinne muss nun nicht sein, es ist ja dein Text 😉
Die
Liebe ruht in unser aller Herzen,
Ist mal größer, kleiner, mal mit Schmerzen, mit
Einem eig'nen Rhythmus eingeprägt,
Bebend, lebend, wie das Herz, das
Ewig nur für diese Liebe schlägt.
LG, und viel Freude weiterhin mit den Akrosticha,
Chris