Fietje Butenlänner schrieb:
Nach meiner Leseempfindung, ist die metrische Figur strikt eingehalten worden, bitte aber darum, mich korrigieren zu wollen, falls meine Deutung die tonale Intention des Autors nicht vollends treffen sollte.
Der Sound ist trochäisch: Von dem / hätt ich / Jener Edle / Ließ die ...usw usf..., außergewöhnlich in dieser Stringenz sind für mich die betonten Kadenzen, sie legen einen fragenden, erstaunten Ton am Ende jedes Verses bei, ein Fragezeichen könnte "quasi" hinter den meisten Versendungen stehen.
Die Metrik, sehr gewagt, aber auch gekonnt angewendet, war ein Grund dafür, warum ich ich dieses Gedicht zu den Favoriten zählte.
Lieber
@Fietje Butenlänner,
ich freue mich sehr über Deine Analyse, vielen Dank, dass Du Dir diese Arbeit gemacht hast!
Tatsächlich versuche ich immer, die Metrik so gut als möglich einzuhalten:
Im Fall dieser "Moritat" hat der Trochäus immer Vorrang, kantige Worte wurden so lange "geschliffen", bis das Gedicht im Vortrag schlicht und eingängig wirkte.
Wenn man nach der Fertigstellung ein Gedicht laut vorträgt, merkt man sofort, wo es "hakt".
Grundsätzlich verstoße ich nur selten gegen das Reimschema,
nur, wenn der Witz oder die Begrifflichkeit es dringend erforderlich macht (und ich keine bessere Möglichkeit sehe).
In dieser Angelegenheit habe ich übrigens viel in den Dichterforen gelernt (vor allem im - leider abgefackelten -
Gedichte.com),
in meinen ersten Reimversuchen war ich in der Einhaltung des Rhythmus noch wesentlich großzügiger.
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle lehrreichen Hilfestellungen der KommentatorInnen in den Foren!
Die betonte Kadenz (als Fragezeichen) am Ende der Zeilen war in der Tat beabsichtigt. Die Entscheidung dafür war aber eher eine "Bauchgeschichte", es wirkte einfach authentischer.
Fietje Butenlänner schrieb:
Es gibt m.E. nur wenige berühmte Gedichte, die dieses Thema behandeln, man möge mir welche nennen, falls welche bekannt sind.
Lg fietje
...hier fällt mir als gelungenes Beispiel vor allem
der "Erlkönig" von J.W. Goethe ein.
Von Franz Schubert wurden Stücke vertont wie "Der Vatermörder" (Text: Gottlieb Conrad Pfeffel / 1736-1809) oder "Der Geistertanz" (Text: Friedrich von Matthisson /1761-1831).
Das lag vor allem an der Biedermeier-Zeit:
Da man sich politisch nicht betätigen durfte, verlegte man sich mehr auf die "inneren Werte", darunter fielen auch die Metaphysik, Parapsychologie, etc.
Es wurde also damals - zumindest in Gedanken - gemordet und gespukt...
Das eigentlich Thema "Angst" taucht dort aber nicht auf.
Nochmals vielen Dank und herzliche Grüße,
Georg