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Feedback jeder Art Die Nacht gewährt uns kein Entkommen

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  • Nesselröschen
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Die Nacht gewährt uns kein Entkommen
 
Wir haben Kriege geführt
jetzt führen die Kriege uns
ans erwartete Ende bis uns
vor dem Morgen graut als
Hinterlassene kaum besiegter
Traumländer deren Grenzen
neu gezogen wurden über Nacht
 
Wir führen Tagebücher und Traumprotokolle
dokumentieren jeden Angriff aus 
dem Nachbarbüro reflektieren
nächtliche Exzesse aus dem Gedächtnis
kennen die Abgänge aus dem Mittelmeer
entschuldigen und schulden
zahlen Lösegeld für Kinder und Schweigegeld
für Retter die wegschauen
 
Hallo Marcel,
die Aussage in den ersten beiden Versen ist einmalig, hat einen aphoristischen Wert.
Es ist ein Gipfel: Danach kannst du nur absteigen. 
Liebe Grüße 
Carlos
 
Hallo, Carlos,
 
vielleicht ist der Einstieg wirklich nicht zu toppen, aber ich bin kein Freund knapper Sentenzen und habe es gerne, wenn ich mich in meinen Texten bewegen kann. Gerade in unserem Metier empfindet das wohl jeder anders.
 
LG, Marcel
Hallo, Heiko,
 
ja, das ist gemein, aber Absicht. Ich habe als Leser wie als Schreiber die Erfahrung gemacht, dass die fehlende Interpunktion beim Lesen für höhere Konzentration sorgt. Bei längeren Texten mag es nicht immer sinnverzerrend sein, wenn man mal über eine Stelle hinweg liest, wohl aber in solch kurzen Arbeiten. Ich hatte auch eine Phase, in der ich auf die Großschreibung verzichtet habe, aber damit wurde ich mit der Zeit immer unzufriedener. Vielleicht komme ich irgendwann auch wieder dahin, Punkte und Kommas zu setzen.
 
LG, Marcel
 
Hallo Marcel,
ich nehme zurück, was ich zu deinem Gedicht sagte: Beim intensiveren Lesen merke ich, dass es danach an Tiefe gewinnt. 
Ich bin gespannt, wie andere Kommentare zum Verständnis mir helfen könnten.
Liebe Grüße 
Carlos
 
Hallo, Marcel,
 
ich versuche es mal ... (zumal ich auch gerne so schreibe):
 
Wir haben Kriege geführt


jetzt führen die Kriege uns
 
Dass uns im Umkehrschluss die Kriege jetzt führen, scheint mir schlüssig, doch klingt es so, als ob es ohne unser Zutun geschehen würde. Auch die Kriege, die uns führen, werden von uns geführt, zumal sie in der Gegenwart stattfinden.
 
Dass uns die Kriege an ein "erwartete Ende" führen scheint mir pessimistisch; dass uns vor dem Morgen graut, wahrscheinlich.
 
Wir sind: 
Hinterlassene kaum besiegter


Traumländer
 
Das gefällt mir!
 
Am Ende der Strophe spielst du, wie es aussieht, auf die neuesten Ereignisse an Grenzen an bzw. überhaupt mit deinem Gedicht.
 
Wir führen Tagebücher und Traumprotokolle


dokumentieren jeden Angriff aus 


dem Nachbarbüro reflektieren


nächtliche Exzesse aus dem Gedächtnis
 
Sind wir nur kleinlich und sind Erbsenzähler oder hat schon darin der "Krieg" seinen Ursprung (zumindest im Dokumentieren der Angriffe aus dem Nachbarbüro)?
 
entschuldigen und schulden


zahlen Lösegeld für Kinder und Schweigegeld


für Retter die wegschauen
 
Wieder sehr gut formuliert! Aber, Retter, die mit Schweigegeld zum Wegschauen bewegt werden können, verdienen diesen Namen nicht.
 
Was du mit "Abgängen" in der zweiten Strophe meinst, verstehe ich nicht ganz.
 
Gerne gelesen! Nesselröschen
 
Hallo, Nesselröschen (schöner Name!),
 
hab Dank dafür, dass Du dich so ausgiebig mit meinem kleinen Text befasst hast. Ja, die Grundstimmung ist zweifellos pessimistisch, aber es gibt auch wenig Grund für Optmismus, ob an unseren Außengrenzen oder unseren alltäglichen Grenzen (das Nachbarbüro). Außengrenzen, wenn das Wort schon Verwendung findet, implizieren auch Innengrenzen, und davon gibt es auch viele. Wie oft begrenzen wir uns selbst bzw. bescheiden uns angesichts dessen, was um uns herum und mit uns geschieht?!
 
Die Retter wie auch die Abgänge sind als offizielle Lesart aufgegriffen. Natürlich hat einer, der nicht hilft, diese Bezeichnung nicht verdient. Abgänge sind eine zynische Bezeichnung für die Ertrunkenen; es soll ja nicht so nahe an uns herangehen, was da passiert.
 
LG, Marcel
 
  • Nesselröschen
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