Die Reisende
Ledern
Der Inhalt: glatt
Sechs Paar Socken, schlecht gestrickt
Eine Handvoll getrockneter Blumenköpfe, abgerissen
Im Kuvert versorgt, wattiert –
eine Erinnerung daran, dass es einen Sommer gab
Ein Stift, ein zweiter Zweitstift, ein dritter Drittstift
3 Pullover
3 Hosen
3×3 Unterwäsche
3×3×3 Papier
3×3×3 Papier
3×3×3 Papier
In der Mitte: ein Äquator
Erst war es kalt, dann warm
Ein Kleid, so satt wie eines deiner Rosen -
die dich jedes Mal im August beschäftigt halten
und darüber hinaus: im Kopf, nachts – schlaflos auf dem Bett
Was brauchen meine Rosen?
Was brauchen diese elendigen Dinger aus Holz?
Meine Schreibmaschine: älteres Modell – wie neu –
von der Strasse und seinem unbekannten Schicksal gerettet
Ein Bund Bücher – unentdeckt
Ein Foto, das sich nicht abschütteln lässt: der Blick
an eine Pflanze gerichtet – der kleine Finger im Mund
Sein behaarter Arm um mein Haupt
Der Blick in die Mitte – zur Kamera – jetzt zu mir
Eine Freude, die sich nicht verlieren lässt
Ein Geheimnis
Süssigkeiten – wie Lachen
Die Zeitungspapierschiffe, die du uns hinterlassen hast
(Wie dich selbst)
Eine abgerissene Zeichnung aus deinem Militär-Tagebuch –
verboten für alle
Dieses Blut oder die Heimat
Die man aufgab – für uns
Dieser aufgehende, uralte Himmel
Der war zwar etwas zu schwer –
fand aber irgendwie Platz
Noch ein paar Kleinigkeiten und Randgedanken:
Ein Baum, ein nicht gültiges Ticket, das weite Meer, eine Schachtel Zigaretten –
die ich niemals rauchen werde
Meine erste Vorstellung von Liebe
Und noch 2 weitere Dinge
Ding 1: ein Stück unberührte Seife
Ding 2: eine Zahnbürste
Weiter:
Ein Wollpullover aus der Türkei
Nähe der Grabstätte unserer Ahnen
(Von Terroristen heimgesucht – sagt er immerzu
Von blökenden Schafen besucht – denke ich)
(Die Zunge und der Tod sind streng überwacht)
Meine tausend Gedichte - alte Spinnen
Filzschuhe von der Tante
Zieh dich warm an
Unbeschwerte Positivität – etliche Magazine davon
Eine Handvoll neidischer Zuschauer
vor dem Zeitungspapierschiff – Adieu
Ich reise seit Anbeginn
Mein Koffer wiegt
(nach unseren letzten Nächten
aus uns selbst heraus)
45 Kilo – ohne meine Hände
Bild: privat

Ledern
Der Inhalt: glatt
Sechs Paar Socken, schlecht gestrickt
Eine Handvoll getrockneter Blumenköpfe, abgerissen
Im Kuvert versorgt, wattiert –
eine Erinnerung daran, dass es einen Sommer gab
Ein Stift, ein zweiter Zweitstift, ein dritter Drittstift
3 Pullover
3 Hosen
3×3 Unterwäsche
3×3×3 Papier
3×3×3 Papier
3×3×3 Papier
In der Mitte: ein Äquator
Erst war es kalt, dann warm
Ein Kleid, so satt wie eines deiner Rosen -
die dich jedes Mal im August beschäftigt halten
und darüber hinaus: im Kopf, nachts – schlaflos auf dem Bett
Was brauchen meine Rosen?
Was brauchen diese elendigen Dinger aus Holz?
Meine Schreibmaschine: älteres Modell – wie neu –
von der Strasse und seinem unbekannten Schicksal gerettet
Ein Bund Bücher – unentdeckt
Ein Foto, das sich nicht abschütteln lässt: der Blick
an eine Pflanze gerichtet – der kleine Finger im Mund
Sein behaarter Arm um mein Haupt
Der Blick in die Mitte – zur Kamera – jetzt zu mir
Eine Freude, die sich nicht verlieren lässt
Ein Geheimnis
Süssigkeiten – wie Lachen
Die Zeitungspapierschiffe, die du uns hinterlassen hast
(Wie dich selbst)
Eine abgerissene Zeichnung aus deinem Militär-Tagebuch –
verboten für alle
Dieses Blut oder die Heimat
Die man aufgab – für uns
Dieser aufgehende, uralte Himmel
Der war zwar etwas zu schwer –
fand aber irgendwie Platz
Noch ein paar Kleinigkeiten und Randgedanken:
Ein Baum, ein nicht gültiges Ticket, das weite Meer, eine Schachtel Zigaretten –
die ich niemals rauchen werde
Meine erste Vorstellung von Liebe
Und noch 2 weitere Dinge
Ding 1: ein Stück unberührte Seife
Ding 2: eine Zahnbürste
Weiter:
Ein Wollpullover aus der Türkei
Nähe der Grabstätte unserer Ahnen
(Von Terroristen heimgesucht – sagt er immerzu
Von blökenden Schafen besucht – denke ich)
(Die Zunge und der Tod sind streng überwacht)
Meine tausend Gedichte - alte Spinnen
Filzschuhe von der Tante
Zieh dich warm an
Unbeschwerte Positivität – etliche Magazine davon
Eine Handvoll neidischer Zuschauer
vor dem Zeitungspapierschiff – Adieu
Ich reise seit Anbeginn
Mein Koffer wiegt
(nach unseren letzten Nächten
aus uns selbst heraus)
45 Kilo – ohne meine Hände
Bild: privat
